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# taz.de -- Fantasy und Western für Kinder: Überraschendes aus Chintia
> Anne Brouillards Comic „Der große Wald“ ist einfallsreich. In „Der Ban…
> mit dem goldenen Colt“ interpretiert Simon Roussin den Western neu.
Bild: Szene aus „Der Bandit mit dem goldenen Colt“ von Simon Roussin
„Der große Wald“, so der Titel der illustrierten Geschichte von Anne
Brouillard, liegt im fernen, unbekannten „Chintia“. Umgeben vom Meer, fügen
sich elf Regionen mit sagenhaft klingenden Namen zu einem
vielversprechenden Ganzen zusammen. Mit einer großen Übersichtskarte vom
„Land des Stillen Sees“, dem zentralen Ort der Handlung, beginnt die
belgische Autorin ihr neues Buch über die Suche nach dem vermissten
Zauberer Vari von Drunter. Mal als Comic, mal als Bilder zur Erzählung
angelegt, eröffnen Brouillards feine, detailreiche Zeichnungen den Blick in
eine freundliche, wenn auch rätselhafte Welt.
In einer rosa Villa am See, umgeben von Birken und Kiefern, liebt Killiok
es eigentlich, gemütlich am Kamin zu sitzen, Kaffee zu trinken und dem
Regen zu lauschen. Doch der schwarze Hund, dessen Gestalt an eine
Muminfigur von Tove Jansson erinnert, macht sich Sorgen um den
verschwundenen Freund, genauso wie Veronika, seine aufgeräumte Nachbarin.
Ausgerüstet mit Rucksack, Proviant und Zelt, machen sich die beiden also
auf den Weg durch den großen Wald, um Vari von Drunter zu finden. Erste
Hinweise geben ihnen Kräh und Krah, die Krähen: „Fremde Gestalten streifen
durch den Park des Laboratoriums. Und nachts brennen dort Lichter.“
In dem Buch „Der Große Wald“ zeichnet Anne Brouillard, Tochter eines
belgischen Vaters und einer schwedischen Mutter, das Porträt einer
Landschaft, die deutlich skandinavische Züge trägt und die bevölkert wird
von einem Potpourri überraschender Charaktere und exzentrischer
Individualisten. Killiok und Veronika zelten einsam am See, flüchten sich
bei Regen dann in die Hütte des freundlichen Einsiedlers Pikkili Mimu und
treffen im Wald zufällig auf die Teilnehmer einer Flugschau. Auch in der
deutschen Übersetzung von Julia Süßbrich ergänzen sich Text und Bild in
schönem Einklang.
Gemeinsam mit Kater Mysterio und Kater Spiegel, zwei alten Bekannten,
gelingt es den beiden Reisenden, eine Gruppe niedlicher Mooskinder aus den
Fängen der geheimnisvollen Schwarzmäntler zu retten. Über traumwandlerische
Pfade führt ihre Nacht-und-Nebel-Aktion sie danach bis zum Laboratorium von
Professor Ysop und auch zum Ziel ihrer Reise. Virtuos und ohne Klischees
gelingt es Brouillard mit ihrer Erzählung aus dem Land der Chintier, eine
verschlungene Erlebniswelt voll Individualität entstehen zu lassen, die
durchdrungen ist von Humanismus.
## Bilderbuchwestern
Mit grellen Filzstiftzeichnungen, die zwischen naiver Detailfreude und
expressiv abstraktem Farbrausch changieren, nähert sich der französische
Illustrator Simon Roussin der Faszination klassischer
Wildwestheldenromantik. In seiner jetzt in deutscher Übersetzung
erschienenen Bildgeschichte „Der Bandit mit dem goldenen Colt“ erzählt er
von den zwei ungleichen Brüdern Jesse und Henry Moonlight, die der frühe
Tod der Eltern und das Schicksal früh getrennte Wege gehen lässt.
Jesse wird schon bald zum skrupellosen Gangster – dem Cowboy mit dem
goldenen Colt –, während der jüngere Henry bei einem alten Trapper
zurückgezogen in den Wäldern aufwächst. Nach vielen Jahren kommt es in der
Winterlandschaft Montanas schließlich zum verhängnisvollen Wiedersehen der
Brüder und zum tragischen Showdown.
Postkutschenüberfälle, Bankraub und Saloonraufereien – Simon Roussin greift
in seiner Geschichte das klassische Bildrepertoire des Western auf, um es
schließlich mit seinen leuchtenden Filzstiftzeichnungen in etwas weniger
Heroisches zu verwandeln. Besonders eindrucksvoll gerät die
Auseinandersetzung mit den Vorbildern in dramatisch wirkenden
seitenfüllenden Bergpanoramen, Ansichten von Wasserfall oder Schneetreiben,
die auch von der Freude am Zeichnen handeln.
19 Oct 2017
## AUTOREN
Eva-Christina Meier
## TAGS
Comic
Kinderbuch
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