| # taz.de -- Journalistin verklagt Jakob Augstein: „Unglücklich gelaufen“ | |
| > Petra Reski klagt wegen mehreren Äußerungen des „Freitag“-Verlegers Jak… | |
| > Augstein. Das Gericht wird ihr in einigen Punkten Recht geben. | |
| Bild: „Wir stehen nicht für Fake News“, tönte „Freitag“-Verleger Jako… | |
| Hamburg taz | Petra Reski, Ex-Autorin des Freitag, hat Jakob Augstein, den | |
| Verleger des Freitag, nie persönlich kennen gelernt. Und sie legt auch | |
| „keinen Wert darauf“, dies noch nachzuholen, wie sie sagt. Auch am | |
| Freitagvormittag vor der Pressekammer des Landgerichts Hamburg kam es nicht | |
| zu einem ersten Aufeinandertreffen; hier klagt Reski gegen den gern nach | |
| Gutsherrnart agierenden Verleger auf Unterlassung diverser Äußerungen, die | |
| sie als diffamierend empfindet. Die beiden Kontrahenten ließen den Streit | |
| allerdings von ihren Anwälten ausfechten. | |
| Dass Journalisten in so einem Kontext gegen den Verleger einer Zeitung | |
| vorgehen, ist äußerst ungewöhnlich. Ausgangspunkt des Streits ist ein | |
| Artikel, den die Schriftstellerin und Mafia-Expertin Reski 2016 für den | |
| Freitag geschrieben hatte. Sie nimmt darin Bezug auf ein Verfahren gegen | |
| den MDR, das den im November 2015 ausgestrahlten Film „Die Provinz der | |
| Bosse – Mafia in Mitteldeutschland“ betrifft. Ein Geschäftsmann aus | |
| Thüringen fühlte sich in dem Film erkannt, obwohl sein Klarname gar nicht | |
| genannt wurde. Der Mann ging erfolgreich gegen den Film vor, der Sender | |
| musste ihn überarbeiten. | |
| Reski wiederum erwähnte in ihrem Artikel den Klarnamen des Geschäftsmannes. | |
| Obwohl dieser seinen Namen durch seine Offensive gegen den MDR überhaupt | |
| erst in die öffentliche Diskussion gebracht hatte, ging er später auch | |
| gegen den Freitag-Artikel vor. Anders als üblich unterstütze aber die | |
| Wochenzeitung Reski in diesem Rechtsstreit nicht – diese Weigerung brachte | |
| Augstein im Frühjahr massive Kritik von Journalisten ein, auf die er | |
| wiederum ruppig konterte. Unter anderem brachte er die renommierte Autorin | |
| mit Fake News in Verbindung. | |
| In dem Hamburger Verfahren geht es nun um insgesamt fünf Äußerungen | |
| beziehungsweise um Bündel von Äußerungen, die Augstein im April dieses | |
| Jahres über seinen Twitter-Account, die Webseite des Freitag und in einem | |
| Interview mit dem Deutschlandfunk verbreitete. Die Verhandlung war | |
| notwendig geworden, weil Augstein eine entsprechende Abmahnung von Reskis | |
| Anwalt Michael Nesselhauf nicht akzeptiert hatte. Die Vorsitzende Richterin | |
| Simone Käfer machte in der rund 45-minütigen Verhandlung nun deutlich, dass | |
| die Kammer Reskis Unterlassungsbegehren zumindest teilweise stattgeben | |
| wird. | |
| Das gilt etwa für die Äußerung, in der Reski in die Nähe von Fake News | |
| gerückt wird. Auch Augsteins Äußerung, Reski habe gewusst, dass sie | |
| rechtlich in Anspruch genommen werde, wenn sie den Klarnamen des | |
| mutmaßlichen Mafiosi in ihrem Artikel erwähne, werde das Gericht verbieten, | |
| sagte Käfer. Reski habe das keineswegs gewusst. Sie sei, so die Vorsitzende | |
| Richterin, von einer rechtmäßigen Gerichtsberichterstattung ausgegangen. Es | |
| klingt schlüssig: Wer darüber berichtet, dass ein Gericht etwas verboten | |
| hat, muss natürlich auch darüber berichten können, was es verboten hat. | |
| Manche der von Reski angegriffenen Aussagen hält das Gericht wiederum für | |
| „zulässige Meinungsäußerungen“. Das gilt für die Einschätzung, sie hab… | |
| Freitag den Klarnamen des Geschäftsmannes „untergejubelt“. Unschlüssig ist | |
| sich das Gericht noch, wie es mit Augsteins Äußerung, eine Redaktion sei | |
| keine „Rechtsschutzversicherung für mangelhafte Recherche“ umgehen soll. | |
| Handelt es sich tatsächlich nur um eine „generelle Erörterung“ des | |
| Verhältnisses zwischen Autoren und Verlagen, wie Augsteins Anwalt Dirk | |
| Wieddekind während der Verhandlung darlegte? | |
| Am Ende riet Käfer den Parteien, „dem Vorschlag der Kammer für eine | |
| Mediation zu folgen“, also eine einvernehmliche, außergerichtliche Lösung | |
| anzustreben. Dirk Wieddekind sagte, Augstein habe ihm vor der Verhandlung | |
| telefonisch zu verstehen gegeben, die „Kommunikation“ in dieser | |
| Angelegenheit sei „unglücklich gelaufen“. Der Freitag sei an einem guten | |
| Verhältnis zu seinen Autoren interessiert. Hat Augstein plötzlich Kreide | |
| gefressen? Bleibt die Frage, warum er es dann überhaupt auf eine | |
| gerichtliche Auseinandersetzung hat ankommen lassen. | |
| 29 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| René Martens | |
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