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# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Kind muss weg!
> Einlaufkinder für RB Leipzig stellen? Bei Lokomotive empfindet man das
> als Strafe. Dabei ist das so oder so eine Plage.
Bild: Immerhin: jugendliche RB-Fans gibt es dann doch
Früher war kaum etwas besser, manches aber eben doch. Früher gab es zum
Beispiel noch keine Einlaufkinder, früher gab es Vorspiele. Da durfte man
beispielsweise im Ulrich-Haberland-Stadion der C-Jugend von Bayer 04 dabei
zusehen, wie sie die Mannschaft des VfR Wipperfürth mit 13:0 auseinander
nahm, kurz bevor dann Arne Larsen Økland und Thomas Hörster ganz ohne
Einlaufkind den Rasen betraten.
Irgendwann im Zuge der neoliberalen Großkommerzialisierung des Fußballs
verschwand dann das Vorspiel und zum Vorschein kam: das Einlaufkind.
Und wer ist schuld? Richtig: Willi Lemke. Die Idee mit den Einlaufkindern
hat er sich ausgedacht, damals in Bremen. Seitdem überbieten sich Sponsoren
darin, Kinder per Bewerbung, Losverfahren oder Mauschelei dazu zu bewegen,
sich in Trikots der jeweiligen Mannschaften oder – so Geld fließt – in die
Trikots des Einlaufkindsponsors zu schlüpfen und händchenhaltend mit einem
Großstar die berühmte Viertelstunde des Ruhms vor dem Kick zu genießen.
Sieht ja auch süß aus und bindet die Kundschaft: die künftige sowieso, die
aktuelle aber auch – er sollte ja sowieso familienfreundlicher werden, der
Fußball. Das Einlaufkind als Symptom.
Nun hat sich in Leipzig eine kleine Posse zugetragen, die durchaus witzige
Ausmaße angenommen hat. Auch der örtliche Bundesligist ist nämlich immer
mal auf der Suche nach frischen Einlaufkindern, die eigene Jugendabteilung
wurde schon zu oft aufs Feld geschickt. Frisches Blut musste her! Und wie
bekommt man das? Man lobt den Einmarsch als Preis aus, am besten da, wo die
eigenen jungen Helden noch nicht so spitze sind. Den Verband zog man
schnell auf seine Seite: Die F-Jugend, die den Leipziger Stadtpokal gewann,
sollte also zum Pokal noch das Vergnügen eines Einlaufs bei RB gewinnen.
## „Fußball für kleine Fußball-Herzen“
Problem ist nur, dass es in Leipzig große Rivalitäten zwischen den diversen
Klubs gibt. Es gibt den BSG Chemie mit eher linken, den Roten Stern mit
ganz linken, RB mit so Bobo-mäßig-mittigen und die Lok mit eher so rechten
Fans. Das F-Jugend-Pokalfinale gewann Lok mit 6:3 gegen Eintracht Süd.
Aber als Lok-Spieler für RB auflaufen? Undenkbar. Der Verein winkte
kategorisch ab, verzichtete auf den „Gutschein“ – und schickt seine jetzt
E-Jugend lieber nach Gladbach, um da einzulaufen. Empörung gibt es nun
aller Orten, besonders bei der Leipziger Volkszeitung, bei RB und den
Eltern der Lok-Jugend. Eine Klubfreundschaft mit RB, die über Einlaufkinder
ermöglicht wird, wird jedenfalls keinesfalls angestrebt. Von beiden Seiten
nicht.
Zum großen „Fußball für kleine Fußball-Herzen“ (LVZ) kam es also nicht.
Stattdessen rauschte es mächtig durch den Blätterwald und den
Empörungsforen des Internets. Die LVZ schaltete sogar eine
Schnell-Befindlichkeits-Funktion frei, bei der man zwischen Fail, Läuft,
Krass, WTF, Kopf Hoch und Peinlich auswählen und klicken kann. Bislang
meistgeklickt: „Peinlich“.
Dass alles vielleicht doch nicht so schlimm ist, zeigt, dass die „U8“
(quasi die G-Jugend) von Lok gegen die von RB inzwischen ein
Freundschaftsspiel ausgetragen hat. Na also!
Ob jetzt stattdessen die Loser-Kids von Eintracht Süd bei RB einlaufen,
wissen wir nicht.
9 Sep 2017
## AUTOREN
René Hamann
## TAGS
RB Leipzig
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Fußball
Schwerpunkt taz Leipzig
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