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# taz.de -- Geht's noch?: Immer schön lächeln
> Bei Kentucky Fried Chicken kann man statt mit Bargeld nun mit einem
> Lächeln bezahlen. Als würde es Spaß machen, Geld loszuwerden.
Bild: Immerhin müssen die Auslieferer nicht lächeln
Japan gilt eigentlich als das Land des Lächelns, doch China steht dem in
Nichts nach: Neuerdings kann man sein Essen in Hangzhous
Kentucky-Fried-Chicken-Filialen mit einem Lächeln bezahlen. Das Hippiemotto
„Lächle und die Welt lächelt zurück“, verwandelt sich so in das doch etw…
existenziellere „Lächle und du bekommst etwas zu essen“.
Ant Financial, ein Vertriebspartner des Internetriesen Alibaba, macht mit
der Plattform Alipay die neue Art des Bezahlens möglich. Kund_innen müssen
das gewünschte Gericht in einen Terminal eintippen, ihr Gesicht in die dort
implementierte Kamera halten und den Vorgang mit ihrer Telefonnummer
bestätigen.
## Keine fetttriefenden Hühnerteile
Inwieweit es überhaupt notwendig ist zu lächeln, um die Bezahlung
abzuschließen, ist fragwürdig. Will man den Dienst in Anspruch nehmen, muss
man sich mit seinen biometrischen Daten und seiner Handynummer
registrieren. Ein Lächeln scheint da kein essentieller Bestandteil des
Vorgangs zu sein.
Und doch suggeriert die Werbung, dass man sich in dem Moment, in dem man
sein Geld aus der Tasche gezogen bekommt, eines großen Glücks erfreuen
darf. Schließlich genießt man eine KFC-Mahlzeit. Wer jetzt mit
Bauchschmerzen an fetttriefende Hühnerteile denkt, über deren Herkunft man
lieber nichts Genaueres wissen will, irrt sich gewaltig.
Yum China weiß nämlich, wie profitabel der Gesundheitswahn sich im
gegenwärtigen Lifestyle niedergeschlagen hat. Das Unternehmen bietet den
Bezahlservice bei KPro, einer Tochterfirma von KFC an, die gesündere
Produkte verkaufen soll, als der Fastfoodkonzern. Salate, Fruchtsäfte und
belegte Brötchen stehen hier auf dem Menü – was Leichtes für die schlanke
Linie.
## Der totale Stress
Aber ist das ein Grund, selig vor sich hin zu lächeln, während man in einen
Bildschirm blickt? Mit dem Service will der Anbieter den Kund_innen
ersparen, umständlich einen Geldbeutel aus der Tasche zu ziehen.
Es soll also eigentlich einfach nur schnell gehen und das passt auch viel
besser zum üblichen Alltagsablauf im Neoliberalismus: Immer verfügbar sein,
immer fit sein, immer alles schnell erledigt haben. Den totalen Stress
versucht man mit gesunder Ernährung und einer zwanghaft positiven
Einstellung zu kompensieren.
Ganz nebenbei etabliert sich eine Kultur, in der Konzerne massiv
biometrische Daten sammeln, um die Kund_innen zu identifizieren. Trotz
aller Versprechen, mit den Daten sensibel umzugehen, wissen die Kund_innen
letztendlich nie mit Sicherheit, was genau mit ihnen passiert. Angesichts
dieser Entwicklungen, bleibt einem das Lächeln eher im Halse stecken, als
das man bereit wäre, es einem Computerdisplay zu schenken.
4 Sep 2017
## AUTOREN
Zoe Sona
## TAGS
Gesichtserkennung
Datenschutz
China
Fastfood
Gesichtserkennung
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