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# taz.de -- Rekordfahrt durch die Arktis: Eisbrecher sind nicht mehr nötig
> Die Nordostpassage kann wegen des Klimawandels immer schneller durchquert
> werden. Umweltorganisationen sind in Sorge.
Bild: Putin bei der Schiffstaufe des Gastankers „Christophe de Margerie“
Stockholm taz | Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, welch
künftiges Potenzial die arktische Nordostpassage für die Schifffahrt
verspricht – die „Christophe de Margerie“ hat ihn jetzt geliefert. Der
speziell für arktische Gewässer gebaute Flüssiggastanker querte die 4.060
Kilometer lange Passage entlang der sibirischen Arktisküste zwischen der
Insel Nowaja-Semlja im Westen und der Beringstraße im Osten in sechseinhalb
Tagen – schneller als je ein Handelsschiff zuvor. Eine weitere Premiere:
Die gesamte Fahrt wurde ohne Eisbrecher-Hilfe absolviert.
Die im norwegischen Hammerfest an Bord genommene Ladung von 170.000
Kubikmeter Flüssiggas konnte das für die russische Reederei Sovcomflot
fahrende Tankschiff damit bereits nach 19 Tagen am Bestimmungsort, dem
südkoreanischen Boryeong, löschen. Die bislang für solche Transporte
übliche Route durch den Suezkanal dauert durchschnittlich 30 Tage. Beim
französischen Ölkonzern Total, für den das Schiff fuhr, rechnet man damit,
die Transitdauer auf 15 Tage verkürzen zu können, sobald diese Transporte
Routine werden.
Die „Christophe de Margerie“, deren Motoren teilweise mit dem Gas der
eigenen Ladung betrieben werden, war im Juni im Beisein des russischen
Staatspräsidenten Wladimir Putin in St. Petersburg getauft worden. Sie ist
das erste von geplant 15 derartigen LNG-Tankschiffen, die bis zu 2,1 Meter
dickes Eis brechen können.
Auf dem nördlichen Seeweg, der infolge des Klimawandels und des
schmelzenden Arktiseises immer leichter schiffbar wird, verkehrten im
vergangenen Jahr 297 Schiffe auf rund 1.700 Fahrten. Dabei gab es aber nur
19 Transitreisen durch die gesamte Passage – beim Suezkanal waren es zum
Vergleich 18.000.
## Grauschleier auf dem Eis
Nach einem Transportvolumen von 7,5 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr
rechnet man in Moskau für 2020 mit 40 Millionen Tonnen. Für 2030 peilt man
ein Gesamtvolumen von 80 Millionen Tonnen an. Dafür fehlt es aber noch an
der erforderlichen Infrastruktur und an für die unberechenbaren arktischen
Verhältnisse geeigneten Schiffen.
Umweltorganisationen hätten nichts dagegen, wenn sich die Nordostpassage
nur langsam entwickelt. Neben der Unfallgefahr und damit dem Risiko einer
Ölpest in diesen sensiblen Gewässern beunruhigt der Ruß der Schiffsabgase.
Der legt sich wie ein Grauschleier auf Eis und Schnee und beschleunigt den
Schmelzprozess.
28 Aug 2017
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Russland
Schwerpunkt Klimawandel
Arktis
Norwegen
Eisschmelze
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