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# taz.de -- Die Wahrheit: Mumien, die auf Ziegen reiten
> Einem Mitglied des nordirischen Oranier-Ordens ist etwas Schlimmes
> aufgefallen: Ein katholischer Brauch hat sich bei den Protestanten
> eingeschlichen.
Nordirlands Oranier hatten schon immer den Drang, sich lächerlich zu
machen. Ihr Orden ist 1795 als protestantischer Geheimbund gegründet
worden. Wer eine katholische Kirche besucht oder gar eine Katholikin
heiratet, wird ausgeschlossen. Man könnte sich ja anstecken.
Benannt ist der Orden nach Wilhelm von Oranien, der auf Englisch William of
Orange heißt. Deshalb haben sich die Ordensbrüder vor Freude kollektiv ins
Höschen gemacht, als Prinz Charles und seine Frau Diana Spencer ihren
Erstgeborenen William tauften. So wird es irgendwann wieder einen „King
Billy“ geben.
Der Namensgeber des Ordens hatte 1690 in der Schlacht am irischen Fluss
Boyne seinen katholischen Widersacher und Schwiegervater Jakob II. besiegt
und dadurch die protestantische Thronfolge in Großbritannien gesichert. In
Nordirland machen sich die greisen Ordensmänner an jedem Jahrestag mit
Bowlerhüten, schwarzen Anzügen, weißen Handschuhen und orangefarbenen
Schärpen fein und marschieren zum Klang von Flöten und riesigen Trommeln.
Nun ist einem aufmerksamen Ordensbruder aufgefallen, dass sich ein
katholischer Brauch heimtückisch bei den Protestanten eingeschlichen hat.
In einem Artikel im Oranier-Blatt Orange Standard beklagte er die
Verwendung der Buchstaben RIP bei Beerdigungen – „Requiescant in pace“.
Protestanten dürfen niemandem eine Ruhe in Frieden wünschen, weil es
unprotestantisch und blasphemisch sei, erklärt der Autor.
Wenn einer ins Gras beißt, sei die Entscheidung längst gefallen, ob er in
den Himmel oder in die Hölle komme. Dem Toten nützen also gar keine guten
Wünsche. Es sei besser, für ihn zu beten, solange er noch am Leben sei,
denn dann habe er noch eine Chance, die Sache zum Guten zu wenden. Der
Wunsch nach friedlicher Grabesruhe sei hingegen katholischer Aberglaube.
Die Brüder werden sich daran halten, denn Ungehorsam wird bestraft. Neue
Mitglieder müssen vor der Aufnahme „die Ziege reiten“, wie das geheime
Initiationsritual genannt wird. Es sei furchterregend, sagt man, aber ein
Tier soll nicht daran beteiligt sein – anders als beim ehemaligen
britischen Premierminister David Cameron, der bei seiner Aufnahme in den
Dining-Club „Piers Gaveston“ seinen Penis einem Schweinekopf ins Maul
stecken musste.
Die Oranier-Ziege, auf englisch „goat“, ist vermutlich bloß die Abkürzung
für „God of all things“, und das Ritual besteht angeblich darin, dass neue
Mitglieder mit einer Wolldecke verhüllt und von den anderen Mitgliedern
verdroschen werden. Das sei eine Warnung, damit sie keine Geheimnisse des
Ordens verraten.
Sämtliche führenden protestantischen Politiker Nordirlands gehören dem
Oranier-Orden an, also auch die zehn Unterhaus-Abgeordneten der Democratic
Unionist Party, die Theresa Mays Minderheitsregierung stützen. Könnten sie
die britische Premierministerin bitte in den Orden aufnehmen und die Mumie
die Ziege reiten lassen?
21 Aug 2017
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Nordirland
Protestanten
Irland
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