# taz.de -- Pleite von Air Berlin: Angst um die Jobs | |
> Die Pleite der Fluggesellschaft sorgt für unsichere Aussichten bei fast | |
> 3.000 Berliner Beschäftigten. Verdi-Sprecher spricht von knallhartem | |
> Wettbewerb. | |
Bild: Jetzt gehts runter: Air-Berlin-Maschine vor der Landung in Tegel | |
Die zweitgrößte Fluggesellschaft Deutschlands ist pleite. Am Dienstag | |
meldete Air Berlin Insolvenz an. Passagiere müssen sich aber nicht sorgen, | |
an den Flughäfen dieser Welt mit einem Air-Berlin-Flug festzusitzen. Ein | |
Überbrückungskredit der Bundesregierung über 150 Millionen Euro soll | |
zunächst dabei helfen, die Sommermonate zu überstehen. Die Zukunft der | |
Gesellschaft ist jedoch ungewiss. | |
2.900 Berliner, die bei Air Berlin beschäftigt sind, sind jetzt von diesen | |
unsicheren Aussichten betroffen. | |
„Deutschlandweit geht es um 8.155 Köpfe. Das ist schon eine Hausnummer“, | |
sagt Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. Die Gewerkschaft will dazu | |
beitragen, möglichst viele Arbeitsplätze unter fairen Bedingungen zu | |
retten, ohne dass die Beschäftigten dabei enorme Standortwechsel in Kauf | |
nehmen müssen, so der Plan von Verdi. „Nicht, dass die Leute auf einmal von | |
Berlin nach Abu Dhabi ziehen müssen“, sagt Splanemann. | |
## Bedingungen checken | |
Dazu müsse Air Berlin nun zunächst „die Situation ausloten, Bedingungen | |
checken und dann Pakete mit tariflichen Standards vorlegen“. Splanemann | |
zeigt sich aber optimistisch bei diesem Vorhaben, setzt allerdings ein | |
transparentes Vorgehen bei der Planung der Fluggesellschaft voraus. | |
„Viele haben darauf gewartet“, sagt Splanemann, „dass Air Berlin | |
pleitegeht. Das öffnet anderen Flugunternehmen nun Slots.“ Also Start- und | |
Landerechte. Air Berlin fliegt sowohl Kurz- wie auch Langstrecke, das macht | |
die Gesellschaft für viele interessant. Splanemann: „Der Wettbewerb in der | |
Flugbranche ist knallhart.“ | |
Dass die Verteilung dieser Slots nun in Kuchenstücken geschehe, befürchtet | |
Splanemann. Die Aufgabe von Verdi wird es sein, die Arbeitnehmer bei der | |
Verteilung auf diese Kuchenstücke zu unterstützen. | |
In der gegenwärtigen Situation seien noch keine konkreten negativen Folgen | |
des Insolvenzantrags für den Wirtschaftsstandort Berlin erkennbar, meint | |
der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer | |
(IHK), Christian Wiesenhütter. Der Überbrückungskredit wird ein wenig Zeit | |
bringen. Und die solle man doch nun bitte auch nutzen: „Wir hoffen, dass im | |
Interesse der Berliner Wirtschaft eine Lösung gefunden wird, die eine gute | |
Abdeckung auch von innereuropäischen und interkontinentalen | |
Flugverbindungen nach Berlin ermöglicht.“ | |
Im Hinblick auf die Auslastung der bestehenden Flughäfen in Berlin oder | |
eine zukünftige Auslastung des neuen Hauptstadtflughafens macht sich | |
Wiesenhütter keine Sorgen. Die Nachfrage an den Landerechten in Berlin sei | |
hoch genug. | |
Hinsichtlich des neuen Hauptstadtflughafens sieht Verdi-Sprecher Splanemann | |
allerdings Probleme. Dort hat Air Berlin bereits einen großen Hangar sowie | |
Wartungsflächen gemietet. „Da hängen genauso Arbeitsplätze in der | |
Verwaltung, im Service und im Zulieferbetrieb dran.“ Das seien alles | |
qualitativ hochwertige Arbeitsplätze. Auch diese müssen aufgefangen werden. | |
## Den Kredit verspielt | |
Man muss abwarten, wie Air Berlin mit dem Druck beim Insolvenzverfahren | |
umgeht. Wegen des Stadtnamens im Titel sei die Fluglinie lange ein | |
Sympathieträger gewesen, befindet Verdi-Sprecher Splanemann. | |
Diesen Kredit allerdings dürfte man bei der Fluggeselschaft nun verspielt | |
haben. | |
16 Aug 2017 | |
## AUTOREN | |
Max Nölke | |
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