# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Im Netz der Narrative | |
> Oscar Enberg widmet sich bei Frankfurt am Main dem Mythos von Leda und | |
> dem Schwan. Ein Interview mit Kuratorin Maurin Dietrich | |
Bild: Oscar Enberg, „Der Amethyst, Die Opale, Die Agamemnon“, 2017, (Instal… | |
Als erotisches Sujet hat die Geschichte von Leda und dem Schwan im Laufe | |
der Kunstgeschichte zahlreiche Interpretationen erfahren, bietet sie doch | |
Gelegenheit, weibliche Nacktheit ohne männlichen Gegenpart zu präsentieren. | |
Dass sich der junge neuseeländische Bildhauer Oscar Enberg nun ebenfalls an | |
einer Abbildung versucht, liegt auch an dem Ort, in dem er diese zeigt. Das | |
Neuköllner Ladenlokal, in dem sich heute der Kunstraum [1][Frankfurt am | |
Main] befindet, war zuvor unter anderem ein Bordell – prädestiniert also | |
für die Beschäftigung mit dem männlichen Blick auf die Frau. | |
In Enbergs Version hängen Leda und den Schwan als Marionettenpaar von der | |
Decke, der Schwan, dekonstruiert, kopflos am Spazierstockschwanenkopf | |
befestigt, Leda, die Kopie einer Marionette von Sophie Taeuber-Arp aus dem | |
Commedia-dell’Arte-Märchen „König Hirsch“. Der Titel wiederum, „Der | |
Amethyst, Die Opale, Die Agamemnon“ ist von den Erotikzeitschriften Der | |
Amethyst und Die Opale, herausgegeben von Franz Blei, entlehnt. | |
So ist es stets bei Enberg: Er verflicht Verweise und Zitate aus Literatur, | |
Mythologie und Kunstgeschichte zu einem vielschichtigen Netz. Dass er zudem | |
seine überaus schönen Objekte von Kunsthandwerkern fertigen lässt, führt zu | |
weiteren narrativen Ebenen – und Fallstricken, in denen man sich nur zu | |
gerne verheddert. | |
Einblick (686): Maurin Dietrich, Kuratorin | |
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
Und warum? | |
Maurin Dietrich: Die kanadische Künstlerin Emma LaMorte hat bei Ashley | |
Berlin gerade ganz tolle Arbeiten gezeigt, in denen sie mit Wandteppichen | |
arbeitet, die sie als textile Collage zusammenstellt und deren Inhalt | |
zwischen mythologischer Vorlage und Pop funktioniert. | |
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
Ich freue mich sehr auf das Atonal Festival und auf Emma/Magic Island am | |
26. September bei Internet Explorer. | |
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
durch den Alltag? | |
Leste Magazin und Girls Like Us! Das Buch „How to murder your life“ von Cat | |
Marnell, und „Cool for You“ von Eileen Myles habe ich gerade fertig | |
gelesen. Außerdem lese ich gerade die sehr unterhaltsamen und schlauen | |
(aber noch unveröffentlichten) Dialoge zwischen Ricarda Messner und Andre | |
Harris, „the 90s traumatized me“. | |
Was ist dein nächstes Projekt? | |
Ich arbeite gemeinsam mit Cathrin Mayer an einer Einzelausstellung mit | |
Heike Karin Föll die bei TONUS in Paris zur Fiac/Paris International im | |
Oktober eröffnet. Es wird die erste Einzelpräsentation ihrer Arbeiten in | |
Frankreich sein. | |
Mit Kate Brown arbeite ich an einer episodischen Ausstellung, die in Form | |
von öffentlichen Momenten in 2017 und 2018 stattfindet. Das erste Kapitel | |
war ein Reading mit den Autorinnen Natasha Stagg und Emily Segal. Es folgen | |
Veranstaltungen im September in Berlin und im Oktober in Vilnius, Litauen. | |
Außerdem eröffnen wir in den KW im September eine Einzelausstellung von | |
Willem de Rooij, an der wir schon lange gearbeitet haben und das auch | |
Projekte von unter anderem Armin Lorenz Gerold, Keto Logua, Richard Frater | |
und Mavis Tetteh-Occloo umfasst. | |
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
Freude? | |
Das von Nele Heinevetter frisch eröffnete Tropez, ein Kiosk mit | |
Kunstprogramm im Sommerbad Humboldthain und dort der Frozen Rose. | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
16 Aug 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.frankfurt-am.com/ | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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