# taz.de -- Trump attackiert die Medien: Prügel für CNN | |
> Via Twitter verbreitet der Präsident ein Video, auf dem er scheinbar auf | |
> das CNN-Logo einschlägt. Zuvor hatte er Moderatoren des Senders MSNBC | |
> beleidigt. | |
Bild: Trump war schon immer für eine ordentliche Prügelei zu haben: hier bei … | |
Washington dpa | Und nun prügelt er auch noch auf CNN ein, im wahrsten | |
Sinne des Wortes. Donald Trump eskaliert seinen Kampf gegen die Medien | |
weiter – dies ungeniert auch am Vorabend des US-Unabhängigkeitstages, an | |
dem die Amerikaner doch gemeinsam Freiheit und Grundrechte feiern, darunter | |
die Pressefreiheit. Hatten sich Kritiker gefragt, ob sich Trump nach seinen | |
jüngsten hässlichen [1][Auslassungen gegen zwei MSNBC-Moderatoren] – der | |
eine „verrückt“, die andere „strohdoof“ – noch steigern könnte, gab… | |
US-Präsident am Sonntag die Antwort: Yes, he can. | |
[2][Via Twitter verbreitet er ein Video], auf dem er scheinbar auf das | |
CNN-Logo einprügelt. Bestenfalls kindisch, sagen Kritiker, aber vielleicht | |
auch ein indirekter Aufruf zur Gewalt, wie es der angegriffene Sender | |
selbst und auch die Washington Post sehen. Von der Frage, warum Trump keine | |
Hemmung hat, sich ausgerechnet kurz vor dem G-20-Gipfel der Welt als | |
prügelnder Rohling zu präsentieren, gar nicht zu reden. | |
Seinem Heimatschutzberater Thomas Bossert, der das Pech hatte, kurz nach | |
der Videoveröffentlichung in einer Fernsehtalkshow aufzutreten, fiel dazu | |
nur ein: „Er ist ein aufrichtiger Präsident, und er drückt sich aufrichtig | |
aus.“ Trump selbst hielt Kritikern auch in den eigenen Reihen, die | |
spätestens seit den Ausfällen des „Twitterer-in-Chief“ gegen die | |
MSNBC-Moderatoren besorgt sind, vor: „Meine Nutzung der sozialen Medien ist | |
nicht präsidentenmäßig. Sie ist MODERN präsidentenmäßig.“ | |
Kurz zuvor hatte sich der Republikaner auch auf einer anlässlich des | |
Nationalfeiertages am 4. Juli angesetzten Veranstaltung über den | |
„Müll-Journalismus von CNN“ und allgemein über die „fake news media“ | |
ausgelassen, „die versucht haben, uns auf dem Weg ins Weiße Haus zu | |
stoppen. Aber ich bin Präsident, und sie sind es nicht.“ | |
Tausende Anhänger im Saal jubelten – und das ist ein großer Teil des | |
Problems. Es erklärt vielleicht auch, warum Trump seine Tiraden gegen die | |
Medien, „den Feind des amerikanischen Volkes“, weiter zuspitzt. Das, obwohl | |
ihn auch immer mehr Republikaner im Kongress direkt oder indirekt zur | |
Mäßigung aufrufen. Trump weiß genau, dass er mit seinen Breitseiten gegen | |
CNN & Co bei seiner treuen Gefolgschaft landet – und auf dieser Klaviatur | |
spielt er wie in seiner bisherigen Politik: Auf eine Verbreiterung der | |
Basis kommt es ihm nicht an. | |
## Dahinter steckt eine Strategie | |
So sieht denn auch die Washington Post in Trumps wüsten Angriffen nicht nur | |
ein Zeichen von Undiszipliniertheit erwachsen aus immer stärker | |
hochkochenden Ressentiments gegen die Medien, sondern mittlerweile eine | |
Strategie. „Die Medien sind ein gemeinsamer Feind geworden“, schreibt die | |
Zeitung mit Blick auf Trumps eingefleischte Anhänger. „Sie mögen ihn, sie | |
glauben ihm (…), und je mehr die Medien ihn angreifen, desto stärker wird | |
es zu einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung auf der Seite der | |
Trump-Unterstützer, die unerschütterlich glauben, dass die Medien ihn | |
unfair behandeln“, sagt auch Tony Fabrizio, Trumps leitender | |
Meinungsforscher im Wahlkampf. | |
Und beklagen auch manche Republikaner, dass das extreme Medien-Bashing und | |
die Reaktionen darauf von anderen wichtigen Anliegen des Präsidenten | |
ablenke, so liegt darin vielleicht eher ein Vorteil. Bisher hat Trump nur | |
wenige politische Siege vorzuweisen. Was aus der geplanten Gesundheits-und | |
Steuerreform oder aus seinem mit ebenso viel Tamtam angekündigten | |
Infrastrukturprogramm wird, steht in den Sternen. Das wurde angesichts des | |
Wirbels um seine jüngsten Medienangriffe zu einem Seitenthema in den | |
TV-Sonntagstalkshows, in denen es sonst viel Platz für Bestandsaufnahmen | |
gibt. | |
Das Fazit: Trump wird wenig Anlass sehen, sich auch nur etwas | |
zurückzunehmen. Oder aber an den neuen Regeln zu rütteln, die das Weiße | |
Haus bei den traditionellen täglichen Pressebriefings eingeführt hat: Die | |
meisten davon lässt es mittlerweile nicht mehr vor laufenden Kameras | |
stattfinden, oft gibt es sogar kein Live-Audio. Eine richtige | |
Pressekonferenz hat Trump schon seit Monaten nicht mehr gegeben, und | |
Interviews scheint er auf den Sender Fox News zu beschränken, der ihn mag | |
und entsprechend befragt. | |
Dies frustriert das ständig als „FakeNewsMedia“ beschimpfte Gros der | |
US-Medien zunehmend – und es keimen Sorgen über eine schleichende | |
Beschneidung der Pressefreiheit auf. Gruppen wie das Committee to Protect | |
Journalists (CPJ/Komitee zum Schutz von Journalisten) sehen noch anderen | |
Grund zur Beunruhigung. Sie fürchten, dass Trumps Angriffe ein Klima | |
schafften, in dem Bedrohungen und sogar physische Attacken gegen | |
Journalisten als akzeptabel verstanden würden – Angriffe wie unlängst die | |
eines Kandidaten für das US-Abgeordnetenhaus auf einen „Guardian“-Reporter | |
in Montana. | |
Trumps Äußerungen könnten „autokratische Führer rund um die Welt | |
ermutigen“, zitierte die New York Times Courtney Radsch vom CPJ. Die | |
Organisation konzentriert sich üblicherweise auf Länder, in denen die | |
Pressefreiheit eingeschränkt ist. | |
3 Jul 2017 | |
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[1] /Trumps-Tweets/!5426003 | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/881503147168071680 | |
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