# taz.de -- Prozess Schwesta Ewa: Kein Sex, haha! | |
> Die Rapperin Schwesta Ewa wird im Frankfurter Prostitutionsprozess | |
> verurteilt. Sie kommt aber zunächst auf freien Fuß. | |
Bild: Böse große Schwesta | |
Seit Dienstag ist die Rapperin Schwesta Ewa zunächst wieder auf freiem Fuß. | |
Bei ihren Fans im Zuhörerraum kam verhaltener Jubel auf, als der | |
Vorsitzende Richter der zweiten großen Strafkammer des Frankfurter | |
Landgerichts das Urteil verkündete: Zweieinhalb Jahre Haft wegen Förderung | |
der Prostitution Minderjähriger, gefährlicher Körperverletzung und | |
Steuerhinterziehung. Das Gericht setzte den Haftbefehl aber aus, Schwesta | |
Ewa kam damit nach sieben Monaten Untersuchungshaft frei: Denn das Urteil | |
ist noch nicht rechtskräftig. | |
Vor Gericht waren die Fälle von vier jungen Frauen verhandelt worden, die | |
Ewa Malanda über viele Monate hatte anschaffen lassen. Sie hatte sie mit | |
Luxusklamotten und Reizwäsche ausgestattet, das Aufspritzen der Lippen | |
bezahlt und Reisen in Luxushotels in München, Ingolstadt, Kiel und | |
Stuttgart gebucht. Dort empfingen die Frauen im Stundentakt Freier, die | |
sich auf Anzeigen bei „Taschengeldladys.de“ gemeldet hatten. Von den | |
üppigen Einnahmen bekamen die Frauen die Hälfte. | |
„Das war keine Zwangsprostitution“ sagte der Vorsitzende Richter bei der | |
Urteilsbegründung; „die Mädchen wurden auch nicht ausgebeutet“. Sie hätt… | |
sich Malanda angeschlossen, weil die ein lukratives und professionelles | |
Geschäftsmodell anbieten konnte, so der Vorsitzende Richter. Einzig die | |
Schläge und Beschimpfungen, mit denen die Angeklagte ihre „Mädels“ fast | |
täglich traktiert habe, hätten zum Bruch geführt. | |
## Dem Idol gefallen | |
Staatsanwaltschaft und Nebenklage hatten ein völlig anderes Bild | |
gezeichnet. Wegen gewerbsmäßigen Menschenhandels und Zuhälterei hatte die | |
Anklagebehörde viereinhalb Jahre Gefängnis und die Fortdauer der | |
Untersuchungshaft gefordert. Die Vertreterin eines der Opfer, | |
Rechtsanwältin Roswitha Maul, hatte sogar von „dirigistischer Zuhälterei“ | |
gesprochen. Mit einem „System von Erniedrigung, Unterdrückung und | |
körperlichen Gewalt“ seien die jungen Frauen ausgebeutet worden. „Die | |
Mädchen wollten ihrem Idol gefallen“, so Maul. | |
Ewa Malanda, 1984 in Polen geboren, kam mit siebzehn Jahren auf den Strich. | |
Vor fünf Jahren dann der Erfolg als Gangstarapperin. Das Album „Kurwa“ – | |
polnisch Hure – schaffte es in die Charts. Im Verfahren räumte sie ein, | |
ihre „Mädels“ oft geschlagen und beschimpft zu haben. „Blut ist nicht | |
geflossen“, versicherte sie, auch wenn die Fotos der Opfer in den Akten das | |
Gegenteil beweisen. In ihrem Schlusswort sagte sie: „Ich schäme mich sehr | |
für mein hässliches Verhalten.“ Sie werde künftig ein straffreies Leben | |
führen, versicherte ihre Anwältin. | |
Allerdings steht die Kontaktanzeige, mit der Malanda ihr Geschäftsmodell | |
gestartet hatte, noch im Netz. Da sucht Schwesta Ewa „ein paar | |
nette-sympathische Mädels als Barfrau-Bedienung“ und wörtlich: „Keine | |
Sexbar, nur Alkohol und Kaffee!!! haha.“ | |
20 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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