| # taz.de -- Die Wahrheit: Die Pietät der Pubertät | |
| > Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die | |
| > Leserschaft an einem Poem über schwierige Jugendjahre erfreuen. | |
| Mitgefühl! Muss man für Eltern entwickeln, | |
| wenn sie die Freude verlieren am Kind. | |
| Denn dieses Wachstum von Knochen und Pickeln | |
| wirkt so befremdend und kommt so geschwind. | |
| War es gerade noch klein und verständig, | |
| leicht zu bestrafen, gefügig und lieb, | |
| wird nun der Eigensinn trampelnd lebendig, | |
| wie ein nur schwer zu bezähmender Trieb. | |
| Ungeschlacht ist es und ohne Manieren. | |
| Jede Bewegung ist Provokation. | |
| Da lässt sich leicht die Beherrschung verlieren. | |
| Und man vertut sich ein wenig im Ton. | |
| Hilfe vom Partner? Der übt sich in Stille. | |
| Falls solidarisch, dann hält er’s geheim. | |
| Müd ist der Sesselblick über die Brille. | |
| Partner geht länger schon schwer aus dem Leim. | |
| Kind will Klamotten, die nirgendwo sitzen. | |
| Wüstes Gebammel, dann fühlt es sich wohl. | |
| Schlappende Hosen schleifen durch Pfützen, | |
| saugen sich bis in die Kniekehlen voll. | |
| Schwierige Fragen stellen sie dauernd. | |
| Dummerweis sind sie jetzt nicht mehr ganz blöd. | |
| Und wie sie gucken! Finster und lauernd. | |
| Bösartig forschen sie, ob man’s versteht. | |
| Wenn sie dann bröckelt, die Antwort der Eltern, | |
| mühsam zusammengestoppelt und lahm, | |
| führn sie sich auf wie die siegreichen Feldherrn. | |
| Höhnisch und herrisch. Und grinsen infam. | |
| Aufsässig werden sie. Unförmig. Schrecklich! | |
| Körperregionen so sinnlos verrutscht. | |
| Futzeln an fettigen Haaren tagtäglich. | |
| Ständig wird irgendein Dreckszeug gelutscht. | |
| Glühend verehren sie protzige Deppen. | |
| Schauspieler, Popstars, das glitzernde Pack. | |
| Deren Gewummer, das Jaulen und Rappen | |
| schädigt den Haushalt, verpestet den Tag. | |
| Schleppen noch Freunde an, stündlich und dringend, | |
| Albtraumfiguren, mit großem Geschick. | |
| Deren Ganoven-Karriere sich zwingend | |
| abzeichnet in jedem gierigen Blick. | |
| Schön war die Zeit, als das Kind noch ein Kind war, | |
| still und zufrieden, verträglich und nett. | |
| Jetzt ist berechtigter Unmut empfindbar. | |
| Hoffen wir nur, dass die Welt es versteht. | |
| Habt also Mitleid für Eltern, die armen! | |
| Schenkt ihnen Trost und schenkt ihnen ein. | |
| Könnt euch am besten wohl ihrer erbarmen, | |
| solltet ihr selber Betroffene sein. | |
| 6 Jul 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Holger Paetz | |
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