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# taz.de -- Martialische Machos machen sich breit: Großeinsatz gegen Rocker
> Die türkisch-nationalistischen „Osmanen Germania“ haben jetzt in Bremen
> einen Ortsverein. Am Sonntag trafen sich 80 Mitglieder aus ganz
> Deutschland.
Bild: Demo der „Osmanen Germania“ gegen eine Bundestagsresolution zum Völk…
BREMEN taz | Eine neue, rockerähnliche Gruppierung versucht, sich in Bremen
zu etablieren: die „Osmanen Germania“, die offiziell als Boxverein
firmieren.
In der Innenstadt trafen sich nach Angaben der Polizei am Wochenende etwa
80 Clubmitglieder aus dem ganzen Bundesgebiet und lösten damit einen
Großeinsatz der Polizei aus. Einsatzkräfte sperrten am Sonntagnachmittag
den Herdentorsteinweg und kontrollierten mehrere Stunden lang Fahrzeuge und
Personen, darunter mehrere Anführer von Ortsvereinen der Osmanen Germania.
Die Überprüfungen und sogenannten Gefährderansprachen „verliefen ohne
besondere Vorkommnisse“, sagt Polizeisprecher Nils Matthiesen, festgenommen
wurde niemand. Die Ermittlungen dauern allerdings noch an. Die Polizei geht
aber davon aus, dass die Osmanen Germania einen Ortsverein in Bremen
gegründet haben. Ein Vereinsheim in Bremen hätten sie bislang jedoch nicht,
so Matthiesen. „Wir kennen die Leute“, so der Polizeisprecher, im
Zusammenhang mit schweren Straftaten seien sie in Bremen aber nicht in
Erscheinung getreten.
Die von Ermittlern als türkisch-nationalistisch eingestuften Osmanen werden
nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) immer wieder
mit diversen Straftaten in Zusammenhang gebracht. Die Mehrheit der
Mitglieder sei mit Rohheits-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten in
Erscheinung getreten, wurde im vergangenen Jahr im niedersächsischen
Landtag berichtet. In Niedersachsen gibt es nach Erkenntnissen des LKAs
zwei Ortsgruppen: eine im Raum Osnabrück, die andere im Raum Vechta.
„Zusammen haben sie etwa 20 Mitglieder“, sagte eine LKA-Sprecherin.
Der Club selbst wirbt damit, „die Jugendlichen von der Straße zu holen und
sie durch sportliche Aktivitäten einer sinnvollen Aufgabe nachgehen zu
lassen“. nach außen hin treten sie jedoch auf wie Rocker – sie präsentier…
sich in martialischen Videos, tragen Kutten mit Abzeichen und haben
hierarchische Strukturen, wie man sie von den sogenannten Outlaw Motor
Cycle Clubs wie etwa den Hells Angels oder den Bandidos kennt. Die Osmanen
Germania wurden 2014 in Frankfurt am Main gegründet und haben nach eigenen
Angaben über 2.500 Mitglieder in Deutschland, die meisten mit türkischem
Migrationshintergrund. Ihre Gründungspräsidenten sind der Boxer Mehmet
Bagci und der Ex-Hells Angel Selcuk „Can“ Sahin. Der Schwerpunkt ihres
Clubs liegt in Süddeutschland und Hessen, in Nordrhein-Westfalen haben sie
den Ermittlern zufolge rund 100 Mitgliedern und sind damit die sechstgrößte
Rockergruppe in dem Bundesland.
Politisch sind sie unter anderem bei Demonstrationen für den türkischen
Staatschef Erdoğan in Erscheinung getreten, im Bundestag wurde zudem
berichtet, das Osmanen als Ordner auf Demos der rechtsextremen türkischen
„Grauen Wölfe“ aktiv waren, die in Deutschland vom Verfassungsschutz
beobachtet werden.
In Bremen beschäftige sich das Landesamt für Verfassungsschutz mit den
Osmanen Germania „in Wechselwirkung mit der PKK und den türkischen
Nationalisten“ und beobachte die Entwicklung „genau“, heißt es aus dem
Innenressort. SPD-Innensenator Ulrich Mäurer will zwar zunächst die
Ermittlungsergebnisse der Polizei abwarten, eines stehe aber fest: „Ich
werde auch in Zukunft keine kriminellen Rockerclubs in Bremen dulden“, so
Mäurer gestern. Das Innenressort bleibe an dem Thema „permanent dran“.
Auch von der Bremer Polizei kommen starke Worte: „Wir dulden keine
territorialen Machtansprüche von Rockern oder ähnlichen Gruppierungen.“ Man
werde im Rahmen einer „Null-Toleranz-Strategie“ weiterhin „konsequent“
einschreiten und kontrollieren, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu
unterbinden.
3 Jul 2017
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Putschversuch Türkei
türkische Nationalisten
Rocker
Rocker
Bremen
Hells Angels
Graue Wölfe
Rocker
Schwerpunkt Angela Merkel
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