| # taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Glanz und Glitter | |
| > Marius Glauer setzt Stillleben aus Handtaschen und Edelsteinen zusammen. | |
| > Die taz sprach mit dem Künstler. | |
| Bild: Marius Glauer, „Ruby“ | |
| Taubenblut, 1,12 Karat, Kissenschliff, ungebrannt. Rubinkenner würden bei | |
| diesen Angaben die Ohren spitzen. Und der Stein ist tatsächlich echt. | |
| Marius Glauer hat ihn in Bangkok gekauft – Geldübergabe bei Starbucks in | |
| Chinatown – und zum Ring verarbeiten lassen. | |
| Nun ist er Objekt auf einer Stilllebenfotografie, verschwindet dort aber | |
| fast zwischen billigen Klunkern und vor der spiegelnden Oberfläche der | |
| Margiela-Tasche, auf der alles arrangiert ist. Trash oder Treasure? Der | |
| Unterschied scheint keine Rolle zu spielen, wenn Dingwelt mit Biografie | |
| verschmilzt. | |
| Das Spiel mit den Wertigkeiten setzt sich in der Installation munter fort: | |
| „Ruby“ ist eine Serie aus zwölf Arbeiten, Glauer präsentiert in der Neuen | |
| Galerie Berlin aber nur eine, gerahmt und auf einer Staffelei platziert. | |
| Drei weitere stehen eingerollt davor, der Rest steckt in einer Mappe am | |
| Boden. | |
| Unfertig? Nein, soll so. Bequem macht Glauer es dem Publikum dafür auf | |
| andere Weise: Zur kontemplativen Betrachtung seines Nature-Morte-Ensembles | |
| hat er Stühle aufgestellt – fast wie im Museum. | |
| Einblick (679): Marius Glauer, Künstler | |
| taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
| Und warum? | |
| Marius Glauer: Die Ausstellung „Dash Snow“ vom Künstler Linus Dutz, gezeigt | |
| bei Heit Gallery Anfang des Jahres. Sie forderte einen hohen Grad an | |
| Sensibilität des Betrachters für Raum, Zeit und Wissen. Die Arbeiten sind | |
| präzise und provokant-romantisch, ästhetisch. | |
| Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
| Ein Künstlerkollege möchte, dass ich mit ihm zum Scooter-Konzert gehe. Das | |
| sollen die besten Konzerte sein. Ich mag hawaiianische Steel-Guitar-Musik. | |
| Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten dich zurzeit | |
| durch den Alltag? | |
| Das Etymologische Wörterbuch von Kluge, ein Geschenk vom Künstler Gernot | |
| Seeliger. Sehr erhellend. Ich erfreue mich immer der Werke und Artikel des | |
| jungen und großartigen Schriftstellers Simon Elson, zuletzt zu lesen im | |
| Blau Magazin mit einem Artikel über A. R. Penck. | |
| Was ist dein nächstes Projekt? | |
| Einen Künstlerkatalog in Zusammenarbeit mit dem norwegischen Grafikbüro | |
| „Eller med a“ und eine Einzelausstellung mit einem neuen Werkzyklus in | |
| Berlin. Ich freue mich, im November mit einer Arbeit Teil der | |
| Gruppenausstellung „Last night’s fortuneteller“ in der Daimler Sammlung | |
| vertreten zu sein, kokuratiert von Christian Ganzenberg. Nach Kolumbien zu | |
| fliegen und einen Smaragd finden. Inventur machen. Vielleicht Schanghai und | |
| Burma besuchen. | |
| Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
| Freude? | |
| Ich erfreue mich an meiner Arbeit. Eine kühle Brise finde ich belebend. Die | |
| Vorbereitung der Zukunft. Kikis Rubin. | |
| Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
| immer Donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
| 28 Jun 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Beate Scheder | |
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