Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Politische Krise in Südafrika: Jacob Zuma sitzt mal wieder alles a…
> Geleakte E-Mails, die die Korruption des Präsidenten dokumentieren,
> versetzen das Land in Aufruhr. Ein Misstrauensvotum will der ANC nicht.
Bild: Protest der Opposition in Johannesburg
Berlin taz Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat es wieder einmal geschafft:
Er hat einen neuen Versuch überlebt, als Staatsoberhaupt gestürzt zu
werden. Die Idee zu einem Misstrauensantrag kam aus seiner eigenen Partei,
dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC). Grund sind geleakte E-Mails, die
zwei südafrikanische Tageszeitungen am Wochenende veröffentlichten und die
im Land für Aufruhr sorgten. Sie dokumentieren korrupte Machenschaften
zwischen der Zuma-Familie und drei Brüdern der mächtigen indischen
Unternehmerfamilie Gupta.
Ein möglicher Misstrauensantrag fand in der weitgehend loyalen
Führungsspitze des ANC keine Mehrheit. Auch bezeichnet der ANC die
Informationen als Fake News. Aber der jüngste Skandal brachte dem
Präsidenten prompt am Dienstag eine Strafanzeige der Opposition ein.
Das Misstrauensvotum, das ANC-Führungsmitglied Joel Netshitenze gefordert
hatte, wäre der zweite Versuch von ANC-Politikern innerhalb von einem
halben Jahr gewesen, sich Zumas zu entledigen. Aber auch die Opposition
beantragte kürzlich ein Votum, das erst noch im südafrikanischen Parlament
eingebracht werden muss.
Lange war bekannt, dass die mit Zuma befreundete Gupta-Familie Einfluss auf
seine Politik genommen hatte. Die E-Mails belegen nun, wie sehr die
indische Unternehmerfamilie den südafrikanischen Präsidenten und einige
seiner Minister kontrollierte: Ihre Macht reicht demnach bis in die
Vorstandsetagen staatlicher Konzerne. Die Zeitungen City Press und Sunday
Times enthüllten auch, dass Präsident Zuma offenbar plante, sich nach Ende
seiner Präsidentschaft nach Dubai abzusetzen. Das hatten die Guptas mit
ihren guten Beziehungen eingefädelt.
## Ruhesitz Nkandla
In einer E-Mail bedankt sich Präsident Zuma beim Kronprinzen von Abu Dhabi,
General Scheich Mohammed bin Zayed Al Nahyan, für dessen Gastfreundschaft
während eines zurückliegenden Aufenthalts und teilt ihm seine Absicht mit,
die Vereinigten Arabischen Emirate zu seinem Zweitwohnsitz zu machen. Das
steht in einem von Zuma unterzeichneten Brief.
Präsident Zuma käme die Übersiedelung nach Dubai gelegen, denn so würde er
einer möglichen rechtlichen Verfolgung entgehen, die ihm nach Ende seiner
Immunität drohen könnte. Sein einziger Ruhesitz sei Nkandla, sagte Zuma.
Auch diese Residenz wird mit Korruption in Verbindung gebracht. Zuma ließ
sie mit öffentlichen Geldern ausbauen, die er per Gerichtsbeschluss
zurückzahlen muss. Doch seinen Weggang aus Südafrika hält der politische
Kommentator Daniel Silke jetzt für undenkbar. „Es ist keine durchführbare
Exitstrategie. Unabhängig davon, ob die E-Mail echt ist: Die Tarnung ist
aufgeflogen.“
Die jetzt geleakten E-Mails zeigen auch, wie der Bergbauminister Mosebenzi
Zwane 2015 in sein Amt kam: Zwei Monate bevor Zuma ihn einsetzte, war sein
Lebenslauf an die Guptas zur Begutachtung geschickt worden. Die E-Mails
liefern Belege, dass die Guptas häufig Kabinettsmitglieder und
Unternehmensbosse kauften, indem sie ihnen Reisen, Aufenthalte in
exklusiven Hotels in Dubai und Fahrten in Luxuskarossen finanzierten.
Trotz der Beweise will der ANC den Präsidenten offenbar nicht vorzeitig
abberufen, denn am Ende des Jahres findet die ANC-Wahlkonferenz statt, die
einen neuen ANC-Parteiführer und damit den Kandidaten für die
Präsidentschaftswahl 2019 wählen wird. Laut einer gerade veröffentlichten
Umfrage wünschen zwei Drittel der registrierten Wähler den Rückzug Zumas.
31 May 2017
## AUTOREN
Martina Schwikowski
## TAGS
Schwerpunkt Korruption
Südafrika
Jacob Zuma
ANC
Südafrika
Jacob Zuma
Jacob Zuma
Jacob Zuma
Jacob Zuma
Johannesburg
Südafrika
Südafrika
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Afrobeat: Fake News für Zuma
Wie eine zynische PR-Kampagne Südafrika und den ANC in den Abgrund reitet.
Präsident Zuma wird Korruption in 783 Fällen vorgeworfen.
Kommentar Zuma-Skandal: Zeit für mehr Pluralismus
Der südafrikanische Präsident hat keine Mehrheit mehr, er gewinnt die
Vertrauensabstimmung nur knapp. Seine Partei sollte sich Neuwahlen stellen.
Nach Misstrauensvotum in Südafrika: Abtritt nicht vor Jahresende
Präsident Zuma bleibt nach der Vertrauensabstimmung zunächst im Amt. Die
nächste Kandidatin seiner Partei könnte seine Exfrau werden.
Korruption in der südafrikanischen Politik: Jacob Zuma und sein Schatten
Enthüllungen über Beziehungen zwischen den Zumas und der Unternehmerfamilie
Gupta stürzen Südafrika in eine tiefe Krise – aber Zuma bleibt im Amt.
Misstrauensvotum in Südafrika: Endet die Ära Jacob Zuma?
Im südafrikanischen Parlament entscheidet sich am Dienstag die Zukunft des
zunehmend unpopulären Präsidenten Jacob Zuma – per Misstrauensvotum.
Psychische Krankheiten in Südafrika: Ein Psychiater für 150.000 Patienten
Ein Drittel der südafrikanischen Bevölkerung gilt als psychisch krank.
Angebote zu Behandlung und Pflege sind teils menschenunwürdig.
1.-Mai-Eklat in Südafrika: Mandela ist tot, der ANC stirbt
Von der Kritik zur offenen Konfrontation: Gewerkschafter und Linke wenden
sich von der regierenden ehemaligen Befreiungsbewegung ab.
Proteste gegen Präsident von Südafrika: Zehntausende fordern Zumas Rücktritt
Die Wirtschaft lahmt, viele Menschen sind arbeitslos. Jetzt ruft selbst die
mit Zumas ANC verbündete Kommunistische Partei zu Protesten auf.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.