# taz.de -- Kolumne Jung und dumm: Moorleiche, Arschzapfen | |
> Der Hass auf die Menschen verdrängt jeden Kummer. Aber was ist aus meinem | |
> Kumpel am Kaugummiautomat geworden? | |
Bild: Vor sechzehn Jahren blieb seine Hand stecken. Ob er immer noch dort ist? | |
– Ältere Damen bitten mich höflich, ihnen über die Straße zu helfen, aber | |
ich lasse mich nicht manipulieren. Ich bin ein souveränes Individuum im | |
fluiden Differenzmedium Gesellschaft. Ich bin kritisch, kenne meine Rechte. | |
Ich bin nicht abhängig – erst recht nicht von Ihnen! | |
– Neulich im Internet schrieb mich der „Shemale-Kontakt-Klub“ an. Ob ich | |
eine „Pimmelfreundin“ wolle. Dankend lehnte ich ab. So einfach ist es, nein | |
zu sagen. | |
– Idee zu einer Fortsetzung der beliebten Bundeswehr-Miniserie „Die | |
Rekruten“: „Adelheid verpflichtet“. Adelheid, 85, Inhaberin einer Erdinger | |
Schnitzelplantage, Dirndl, „Beats“-Kopfhörer, Lederstiefel, Käppi, | |
„Fjällräven“-Rucksack, Hakenkreuz, Goldkette, fährt in Begleitung eines | |
Kamerateams durch ganz Deutschland, um junge, fitte, pumpende | |
Wehrdienstanwärter zu besuchen, sich auf ihre oberkörperfreien | |
Liegestützen-Körper zu setzen, den Bizeps zu fühlen, den Penis zu | |
vermessen, mit ihnen zu schlafen, ihre Freunde zu manipulieren und zu | |
vertreiben, ihre Familie zu versklaven, ihr Elternhaus abzufackeln und bei | |
ihren Haustieren Epilepsie zu verursachen und diese dann lebendig zu | |
gefrieren, sodass die Burschen nirgendwo anders mehr hinkönnen, nur noch | |
zur Truppe. | |
– Die Redemenschen, sie sind überall. Jeden Gedanken, den sie qua | |
Nervstimme auch nur bei der fünften Verkettung der dritten | |
Gedankenabzweigung packen können, töten sie. „Reden und foltern“ nannte d… | |
ein weiser Schreiber dieser Zeitung einst. Solange dumme Menschen geboren | |
werden, werden sie weiterhin ungestraft Bifi essen, schmatzen und Worte wie | |
„Schoki“, „Kids“ oder „vierte Wand“ sagen dürfen, während sie die | |
„heute-show“ verehren. Hilfe leisten kann nur Napalm. Darüber habe ich ein | |
Gedicht geschrieben. Es trägt den Titel „Hass“: | |
Alle Menschen sind so dumm, | |
deshalb bringe ich sie um. | |
Alle Menschen sind ein Graus, | |
darum weide ich sie aus. | |
Alle Menschen sind so stumpf, | |
daher stoße ich zu, dumpf. | |
Alle Menschen sind naiv, | |
ihre Kiefer hängen schief. | |
Alle Menschen sind so eklig, | |
und ihr Blut auch äußerst klebrig, | |
ihre nackten Fasern fedrig | |
und ihr aufgekochtes Hirn zieht Fäden! | |
Alle Menschen sind ganz schrecklich, | |
ich bewerfe sie mit Obst. | |
– Moorleiche, Arschzapfen. | |
– „Lebensziel Verstopfung“. | |
– Gibt es eigentlich noch Kaugummiautomaten? Als ich Kind war, blieb ein | |
Freund von mir dort einmal mit der Hand im Ausgabeschacht stecken. | |
Irgendwann wurde es spät und ich ging nach Hause. Ob er jetzt, sechzehn | |
Jahre später, wohl immer noch gefangen ist? | |
– „Die sexy Giftmüllmischerin“. | |
– Wenn ich groß bin, werd’ich böse. | |
17 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Adrian Schulz | |
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