| # taz.de -- Personalien in der CSU: Horst macht's noch einmal | |
| > CSU-Chef Seehofer will auch nach der Landtagswahl 2018 die Partei führen. | |
| > Spitzenkandidat für die Bundestagswahl wird wohl Joachim Herrmann. | |
| Bild: Klebt an der Macht: Horst Seehofer | |
| München dpa | Horst Seehofer will seine Laufbahn als CSU-Chef und | |
| bayerischer Ministerpräsident fortsetzen. Seehofer sagte am Montag im | |
| CSU-Vorstand in München, er wolle weitermachen, wie aus Vorstandskreisen | |
| verlautete. Er habe nach wie vor große Freude an beiden Ämtern. Seine | |
| ursprüngliche Ankündigung, 2018 auf eine neuerliche | |
| Landtagsspitzenkandidatur zu verzichten, korrigierte der 67-Jährige damit. | |
| Die Vorstandsmitglieder reagierten mit kurzem Applaus auf die Ankündigung. | |
| Zuvor hatte die CSU-Spitze sich auf Bayerns Innenminister Joachim Herrmann | |
| als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl festgelegt. | |
| Am späten Sonntagabend hatte sich Seehofer unter anderem mit seinen | |
| CSU-Stellvertretern in einer Telefonschalte über das weitere Vorgehen | |
| ausgetauscht. Jedoch dürfte keiner der Teilnehmer ernsthaft von der | |
| Entscheidung überrascht worden sein. In der CSU wurde schon lange davon | |
| ausgegangen, dass sich der 67-Jährige für eine weitere Amtszeit zur | |
| Verfügung stellt. Einzig Seehofer hatte sich bis zuletzt unentschlossen | |
| geäußert. | |
| Gleiches gilt für die Wahl von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann für | |
| den CSU-Spitzenplatz bei der Bundestagswahl. Die CSU hätte ihn bei einem | |
| Wahlerfolg gerne als neuen Innenminister im Bundeskabinett. | |
| Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt waren zuvor ebenfalls gute | |
| Chancen für den Posten eingeräumt worden – er ist dem Vernehmen nach | |
| größter Favorit als Nachfolger von Gerda Hasselfeldt an der Spitze der | |
| CSU-Landesgruppe im Bundestag. | |
| ## Gemischte Gefühle in der CSU | |
| Innerhalb der CDU wird die verlängerte Amtszeit von Seehofer mit gemischten | |
| Gefühlen gesehen – auf der einen Seite sei er für die Bindung vieler | |
| konservativer Wähler derzeit immens wichtig, wolle die Union bei der | |
| Bundestagswahl keine Stimmen an die AfD verlieren, heißt es aus dem | |
| Präsidium. Auf der anderen Seite seien die Querschüsse und Angriffe aus | |
| München im Zuge der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin in den vergangenen | |
| Monaten noch nicht vergessen. | |
| Seehofer wird auch in der CSU das größte Potenzial für eine erfolgreiche | |
| Bundestagswahl im Herbst und die Landtagswahl 2018 zugerechnet. Für die | |
| Partei steht die Verteidigung der absoluten Mehrheit im eigenen Land an | |
| oberster Stelle. Vor fünf Jahren hatte Seehofer der CSU die Alleinregierung | |
| zurückgegeben, bis zur Wahl hatte sie mit der FDP in einer Koalition | |
| reagieren müssen. | |
| Nach Ansicht des ehemaligen bayerischen FDP-Wissenschaftsministers Wolfgang | |
| Heubisch wird die CSU 2018 aber auch mit Seehofer die absolute Mehrheit | |
| verlieren. „Horst Seehofer ist ein beliebter Landesvater mit einem großen | |
| Amtsbonus. Dennoch glaube ich, dass es ihm nicht gelingen wird, die | |
| absolute Mehrheit zu verteidigen“, sagte Heubisch in München. Seehofer habe | |
| mit seinem „Zickzack-Kurs“ Popularität in Bayern eingebüßt, so Heubisch. | |
| Seehofer ist seit 2008 CSU-Chef und Ministerpräsident. Für seinen Vorgänger | |
| Günther Beckstein sollte die erneute Amtszeit zeitlich befristet werden: | |
| „Wenn die Nachfolgefrage nicht wie vorgesehen bereits im Jahr 2018 geklärt | |
| wird, wäre zumindest ein Wechsel im Laufe der nächsten Legislaturperiode | |
| naheliegend“, sagte der frühere bayerische Ministerpräsident dem | |
| Tagesspiegel (Montag). In Bayern beträgt die Amtszeit des | |
| Ministerpräsidenten fünf Jahre, der CSU-Chef wird alle zwei Jahre gewählt. | |
| Die Wahl zum Parteivorsitz stünde regulär im November 2017 an. Sie kann | |
| allerdings vom Vorsitzenden vorverlegt werden. | |
| ## Der ungeliebte Finanzminister | |
| Innerhalb der CSU-Landtagsfraktion gilt schon lange der von Seehofer selbst | |
| ungeliebte Finanzminister Markus Söder als aussichtsreicher Nachfolger für | |
| beide Ämter. Der Franke hat aber abseits der Basis nur wenige Unterstützer | |
| – so gelten etwa auch Parteivize und EVP-Fraktionschef Manfred Weber sowie | |
| Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt als große Kritiker Söders. Seine | |
| Ambitionen dürften mit Seehofers Entscheidung zunächst ad acta gelegt sein. | |
| Aus der Sicht Seehofers sollte der nächste CSU-Chef auch über eigene | |
| Erfahrungen in der Bundespolitik verfügen. Deshalb hatte er eine Trennung | |
| der Posten ins Gespräch gebracht und gefordert, dass in Zukunft der | |
| CSU-Chef auch Mitglied der Bundesregierung sein müsse, damit die Partei | |
| ihren Einfluss nicht verliere. Für sich selbst schließt er einen Gang in | |
| die Hauptstadt aber aus, er verfüge dank seiner Vita auch aus München über | |
| genug Durchsetzungskraft gegenüber Merkel und anderen Koalitionspartnern. | |
| Söder hatte daraufhin wiederholt erklärt, für ihn käme ein Gang nach Berlin | |
| nicht in Frage. | |
| Wer auch immer die CSU nach der Bundestagswahl führen wird, braucht großes | |
| Verhandlungsgeschick. Denn Seehofer selbst hat die Messlatte für mögliche | |
| Koalitionsverhandlungen sehr hoch gehängt. Ohne die von CDU wie SPD | |
| gleichermaßen abgelehnte starre Obergrenze für Flüchtlinge werde die CSU | |
| keinen Koalitionsvertrag unterschreiben und stattdessen lieber in die | |
| Opposition gehen. In dem Fall würde die Fraktionsgemeinschaft von CSU und | |
| CDU im Bundestag zerbrechen. | |
| 24 Apr 2017 | |
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