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# taz.de -- Kinofilm „Fluch der Karibik 5“: Hätte schlimmer kommen können
> Es ließe sich jetzt viel meckern über „Pirates of the Caribbean 5“ – …
> die viele Action oder den kraftlosen Depp. Oder man findet's einfach
> geil.
Bild: Arrrrg! Der sieht aber fies aus
So weit ist es gekommen, alt fühlt man sich, wenn man zugibt, den ersten
„Fluch der Karibik“-Film zum Kinostart gesehen zu haben. Damals, 2003,
erschien alles noch so frisch. Allein die Besetzungsideen: Den damaligen
„Schwarm der intelligenten Frau“, Johnny Depp, einen glücklosen Piraten
spielen zu lassen, der so wenig geradeaus laufen wie denken kann! „Kick it
like Beckham“-Fußballerin Keira Knightley als Fräulein und Teenie-Idol
Orlando Bloom ohne „Herr der Ringe“-Langhaarperücke zu zeigen!
Zwar haftete dem Konzept, die Formeln aus Abenteuerfilmen und -romanen in
Spielfiguren zu verwandeln, das zweifelhafte Copyright eines Fahrgeschäfts
aus Disneyland an, aber das Drehbuch von Ted Elliott und Terry Rossio
verlieh dem Ganzen einen ironisch-verführerischen Ton und Drive. Der Eifer,
mit dem sich die Piraten gegenseitig tradierte Ausdrücke wie „Fliegender
Holländer“ erklärten, nahm fast schon enzyklopädisch-gelehrsame Züge an.
Zusammen mit Gore Verbinskis visuellem Einfallsreichtum brachte „Fluch der
Karibik“ auch Skeptiker dazu, am Ende zumindest ein bisschen Klaus Badelts
altmodischen Bombast-Marsch-Score mitsummen zu wollen.
Die nostalgische Einleitung sei erlaubt, weil [1][„Pirates of the
Caribbean: Salazars Rache“] in einem Flashback den jugendlichen Depp
einblendet. Es müssen die neuen Möglichkeiten der Technik sein, die da auf
einmal einen glattgesichtigen, schmächtigen Jungen einen 17-jährigen Jack
Sparrow verkörpern lassen, der durch gewieftes Handeln die Wut eines
spanischen Kapitäns namens Salazar (Franchise-Neuzugang Javier Bardem) auf
sich zieht. Man möchte den Verantwortlichen zurufen, dass das jetzt bitte
nicht Schule machen soll. Es tut nämlich weh, so jäh daran erinnert zu
werden, dass im Fall von Johnny Depp mal Leben war in jenem Schauspieler,
der seit Jahren nur noch wie ein Toter in Maske spielt.
Niemand scheint Letzteres besser verstanden zu haben als die Produzenten
des „Piraten“-Franchises. In „Salazars Rache“ findet sich Depps Rolle g…
auf die gewohnten trunkenen Slapstickszenen, unverständliches Gebrabbel und
die ein oder andere Pointe reduziert, was dem Film zugute kommt. Der
spezialisiert sich ansonsten auf das, was das Kino heute am besten zu
können glaubt: aufwendig inszenierte und raffiniert gestaltete Action.
## Die neuen „Liebenden“ im Zentrum
Als Abfolge von ausgetüftelten „Set-Pieces“, in denen eines zum anderen
führt, Schiffe klein gehauen und ganze Städte niedergemäht werden, ist
„Salazars Rache“ ein Genuss. Am Anfang führt ein Banksaferaub dazu, dass
ein ganzes Haus durch die Straßen eines Städtchen geschleift wird,
zwischendurch gibt es den Klassiker einer Befreiungsszene, am Schluss
steuert die „Black Pearl“ scharf an einem Meeresabgrund dahin, als wäre sie
von „Fast & Furious“ Vin Diesel gesteuert.
Ja, man könnte auch viel bemängeln: Der Film ist so vollgestopft mit
Figuren, dass den interessanten Neuzugängen kein Raum zur Entfaltung
bleibt. Kapitän Salazar etwa, der sich auch über Wasser noch so bewegt, als
befände er sich auf dem Meeresgrund, dem Javier Bardem eine herrliche
Intensität verleiht. Oder David Wenham, der als englischer Offizier im
königlichen Piratenbekämpfungsauftrag die Handlung lediglich als flüchtiger
Gedanke streift.
Die neuen „Liebenden“ im Zentrum, Brenton Thwaites als Henry und Kaya
Scodelario als Carina, treten das Erbe von Bloom und Knightley als
Ton-in-Ton-Kopien, aber auch mit schöner neuer Energie an. Alles in allem
gilt für „Fluch der Karibik 5“: Es hätte schlimmer kommen können.
23 May 2017
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=XibzC-e_s5M
## AUTOREN
Barbara Schweizerhof
## TAGS
Kino
Piraten
Stephen King
Donald Trump
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