# taz.de -- Wahlkommission nach Referendum: Antrag auf Annullierung abgelehnt | |
> Die empörte türkische Opposition forderte eine Annullierung des | |
> Referendums, bei dem Staatschef Erdogan einen Sieg für sich reklamierte. | |
> Erfolglos. | |
Bild: Die Wut der türkischen Opposition wird nicht vergehen | |
Istanbul dpa | Die türkische Wahlkommission hat den Antrag [1][der | |
Opposition] auf Annullierung des Verfassungsreferendums zurückgewiesen. Die | |
staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Mittwoch, zehn Mitglieder | |
der Wahlkommission hätten am Mittwoch gegen den von der größten | |
Oppositionspartei CHP am Vortag eingebrachten Antrag gestimmt, einer dafür. | |
Die CHP hatte die Annullierung wegen zahlreicher Manipulationsvorwürfe | |
beantragt. Staatschef Recep Tayyip Erdogan [2][hatte das Referendum am | |
Sonntag nach dem vorläufigen Ergebnis mit 51,4 Prozent knapp gewonnen]. | |
Im Zentrum der Kritik stand die während der laufenden Abstimmung getroffene | |
Entscheidung der Wahlkommission, auch nicht von ihr gestempelte Stimmzettel | |
als gültig zu werten. Auch der Chef der OSZE-Wahlbeobachter, Michael Georg | |
Link, sah darin „einen Verstoß gegen türkisches Recht“. Link sagte dem | |
Redaktionsnetzwerk Deutschland, von einer Kooperation der türkischen | |
Regierung zur Klärung der Vorwürfe „kann leider keine Rede sein“. | |
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu erhob am Mittwoch dagegen | |
schwere Vorwürfe gegen die Wahlbeobachter. „Ihr könnt nicht in die Türkei | |
kommen und Euch in ihre Politik einmischen“, sagte er in Ankara. Cavusoglu | |
verbat sich jegliche Einmischung Europas. | |
Cavusoglu sagte, das Referendum sei „transparent“ verlaufen. Die | |
Feststellungen der Wahlbeobachter – die internationale Standards nicht | |
erfüllt sahen – seien „äußerst parteiisch“. „Und so haben sie auch | |
überhaupt keine Geltung und keinen Wert.“ In dem vorläufigen Bericht der | |
Beobachter gebe es „eine Vielzahl an technischen und konkreten Fehlern und | |
da sehen wir eine Absicht dahinter“. | |
## EU will grundlegende Diskussion über Türkei-Beziehungen | |
Link sagte: „Die jetzt öffentlich vorgebrachten Zweifel an unserer | |
Neutralität sind eindeutig politisch motiviert.“ Die Bundesregierung riet | |
der Türkei dennoch, die Bedenken der internationalen Wahlbeobachter nicht | |
einfach abzutun. Die Regierung in Ankara sei „gut beraten, das ernst zu | |
nehmen, intensiv zu prüfen“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, | |
Martin Schäfer, in Berlin. | |
EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn sagte der Deutschen Presse-Agentur: | |
„Was mögliche Wahlmanipulationen betrifft, so fordern wir die türkischen | |
Behörden auf, diesen ernsten Verdachtsmomenten in einer sorgfältigen und | |
transparenten Weise nachzugehen.“ Er fügte hinzu: „Nach dem Referendum ist | |
jetzt die Zeit gekommen, eine grundlegende Diskussion über die | |
EU-Türkei-Beziehungen zu beginnen, inklusive einer möglichen Neubewertung.“ | |
19 Apr 2017 | |
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