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# taz.de -- Neuer 50-Euro-Schein: Das Oligopol der Gelddrucker
> Der neue 50-Euro-Schein ist da. Illegale Drucker sollen es dank ihm
> schwerer haben. Wer ihn legal herstellt, hat einen Markt ohne Konkurrenz.
Bild: Wie alles Geld kann man übrigens auch den neuen Fuffi nicht essen
Berlin taz | Europa geht es offenbar nicht gut. Sie scheint traurig, gar
grimmig. Die griechische Mythengestalt Europa, entführt vom Göttervater
Zeus in Stiergestalt, ziert fast unsichtbar den neuen 50-Euro-Schein, der
ab 4. April in Umlauf kommt.
Zu sehen ist sie an gleicher Stelle bereits auf dem neuen 20-Euro-Schein,
der seit 2015 zirkuliert: Gegen das Licht halten, erst dann erscheint die
Dame rechter Hand in einem zuvor silberfarbenen Fenster. Das Aussehen des
Fünfzigers ändert sich sonst wenig. Gehalten ist er in üblichen
orange-braunen Schlammfarben.
Das neue Geld soll es Fälschern schwerer machen, sonst hat die Einführung
für die Bevölkerung kaum Konsequenzen: Die alten Scheine werden von den
Notenbanken automatisch allmählich aus dem Verkehr gezogen und wer
versehentlich ein paar Exemplare unterm Kopfkissen bunkert: Sie verlieren
bis ans Ende aller Tage ihren aufgedruckten Wert nicht, zumindest können
sie auf unbegrenzte Zeit bei der Bundesbank umgetauscht werden.
Vor allem die im Gegenlicht so mürrisch erscheinende Europa soll den
Fälschern das Handwerk verleiden. Dabei gehören Euroblüten nicht gerade zu
den drängendsten Problemen der Moderne: 2016 waren nach Angaben der
Europäischen Zentralbank 20.000.000.000 Geldscheine im Euroraum im Umlauf
(sprich: 20 Milliarden), die Zahl der Blüten belief sich in Deutschland auf
80.000.
Vier private teilen sich den Markt auf
Interessanter dagegen ist der Markt für das legale Herstellen der
Geldscheine: In Europa gibt es 16 Druckereien für Euronoten, die so
etabliert sind, dass man [1][an der Seriennummer der Euroscheine erkennt],
wo diese gedruckt worden sind. Die meisten dieser Druckereien sind in
Staatsbesitz. Sie gehören den Notenbanken; die Bundesdruckerei wiederum
gehört dem Bund. Übrig bleiben gerade mal vier Unternehmen in Privatbesitz.
Werden neue Geldscheine benötigt, schreiben die nationalen Notenbanken der
Eurozone die Aufträge zwar öffentlich aus – bewerben kann sich aber nur ein
kleiner, illustrer Kreis an Druckereien, die entsprechende Standards
erfüllen. Die Aufträge für die neuen Fünfziger sind in verschiedenen
Tranchen vergeben worden: an die staatseigene Bundesdruckerei in Berlin, De
La Rue International in England, Joh. Enschedé Banknotes BV in den
Niederlande, Giesecke & Devrient in München und Oberthur Fiduciaire in
Paris. Zieht man die Bundesdruckerei ab, so haben sich die vier privaten
Druckereien in Europa also den Auftrag fein säuberlich untereinander
aufgeteilt.
## „Da gibt es kaum Konkurrenz“
Geld drucken ist technisch hoch anspruchsvoll, es gibt wenige Zulieferer,
die Papier oder Farben liefern können, und das hat Konsequenzen: „Da gibt
es kaum Konkurrenz. Die Claims sind seit Jahrzehnten abgesteckt, neue
Player kommen kaum in den Markt“, sagt Johann Sajdowski, Chefredakteur des
Fachmagazins Der Druckspiegel, der früher selbst bei der Bundesdruckerei
gearbeitet hat.
Bei den Zulieferern für die Druckereien ist der Markt noch enger. Große
Player sind etwa die Schweizer Sicpa oder die deutsche Gleitsmann Security
Inks aus Berlin, die als einer der wenigen Hersteller die komplette Palette
an Farben im Angebot haben – etwa spezielle UV- oder Intaglio-Farben, die
im Stichdruckverfahren die besondere, leicht raue Haptik von Geldscheinen
ergeben.
Bis man die am neuen 50-Euro-Scheine testen kann, könnte es noch dauern:
Zwar bringen Europas Notenbanken 5,4 Milliarden Stück in Umlauf, aber
Schritt für Schritt.
5 Apr 2017
## LINKS
[1] http://www.ecb.europa.eu/euro/banknotes/design/html/index.de.html
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Geld
Euro
Geldscheine
Druckerei
Darknet
Bargeld
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