| # taz.de -- Kommentar Koalitionsausschuss: Politisches Nullsummenspiel | |
| > Die Union setzt auf Sicherheit, die SPD auf Gerechtigkeit. Das Ergebnis | |
| > ist ein wenig überraschendes Koalitions-Unentschieden. | |
| Bild: Thema beim Koalitionsgipfel: Ein Kriminalbeamter demonstriert, wie leicht… | |
| Sportmetaphern übersetzen die komplizierten Details politischer Deals in | |
| leicht begreifbare Bilder. [1][Der Koalitionsausschuss scheint so gesehen | |
| erst mal ein Punktsieg für die Union.] Schon vor Spielanpfiff haben Kauder | |
| & Co. SPD-Chef Martin Schulz aufs Feld beordert. Der wäre erst lieber | |
| später aufgelaufen. Seine Popularität verdankt sich ja auch der Ferne zu | |
| den Kompromissmaschinen der Großen Koalition. | |
| Inhaltlich hat sich die Union durchgesetzt, wenn auch nur in Details. Die | |
| Kontrollmöglichkeiten gegen Asylbewerber, die mehrfach Sozialleistungen | |
| beziehen, werden erweitert. Wie sehr das die Alltagspraxis verändert, wird | |
| man sehen. Denn mehr Abschiebungen, wie es die Union wollte, wird es nicht | |
| geben. Ins Bild passt, dass Einbruchdiebstahl künftig mit mindestens einem | |
| Jahr Haft bestraft wird. Die SPD wollte nur sechs Monate. | |
| Härtere Strafen wirken immer markig. Bei Einbrüchen ist allerdings nicht | |
| das Problem, dass Täter zu milde bestraft werden, sondern dass sie selten | |
| einen Gerichtssaal von innen sehen: Die Aufklärungsquote liegt unter 20 | |
| Prozent. Die höhere Mindeststrafe nutzt daher wenig, um Einbrüche zu | |
| verhindern. All das ist Vorspiel des Wahlkampfs der Union: mehr Stärke und | |
| Härte gegen Migranten und Kriminelle. Zumindest in den Überschriften. So | |
| will die Union die Lücke nach rechts schließen. | |
| Die Agenda der SPD bei diesem Koalitionsausschuss zielte auf mehr | |
| Gerechtigkeit und Minderheitenrechte. Doch bei der Ehe für alle, der | |
| Begrenzung von Managergehältern und dem Rückkehrrecht von Teil- in | |
| Vollzeitjobs hat die Union abgeblockt. Oder wachsweiche Kompromisse | |
| angeboten, die Schulz und seinen Leuten eher schädlich als nützlich | |
| schienen. Martin Schulz braucht Wahlkampfthemen, die Unterschiede zur Union | |
| markieren. Da sind Managergehälter und Arbeiternehmerrechte genau das | |
| richtige. | |
| Ja, die Union hat ein wenig, die SPD nichts durchgesetzt. Aber die Begriffe | |
| Sieg und Niederlage fassen das Ergebnis dieses Koalitionsausschusses nicht | |
| recht. Die Union setzt auf Sicherheit, die SPD auf Gerechtigkeit. Die Große | |
| Koalition zeigt, dass sie trotz knapper Zeit und Vorwahlkampf noch | |
| irgendwie handeln kann. Machtpolitisch ist das ein Nullsummenspiel. Oder | |
| sportlich gesagt: unentschieden. | |
| 30 Mar 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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