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# taz.de -- Ex-Profi kauft Fußballverein: Ein Deal der Ekstraklasa
> Dieter Burdenski, einst Torhüter von Werder Bremen, erwirbt den
> polnischen Erstligisten Korona Kielce. In der Stadt rätselt man über
> seine Absichten.
Bild: Warum nicht mal eine eigene Mannschaft? Man gönnt sich ja sonst nichts
Ein Geschäftsmann war Dieter Burdenski bereits, bevor er seine
Fußballkarriere beendete. Ein Sportartikelgeschäft eröffnete damals der
Torhüter, der insgesamt 444 Mal bei Werder Bremen zwischen den Pfosten
stand und zwölf Mal sogar fürs deutsche Nationalteam.
Das ist schon lange her und an diesem Dienstag will der inzwischen
66-Jährige ein Geschäft von ganz anderer Größenordnung im polnischen
Kielce, rund 180 Kilometer südlich von Warschau, vorstellen. Burdenski hat
sich den mit knapp einer Million Euro verschuldeten polnischen Erstligisten
Korona Kielce gekauft, der sich derzeit im Tabellenmittelfeld der
Ekstraklasa bewegt.
Für knapp 850.000 Euro bekommt die „Burdenski Investment GmbH“ den
polnischen Erstligisten. Damit erhält der Investor 72 Prozent Gesamtanteil
am Verein. In das Geschäft, so heißt es in Kielce, soll auch Thomas von
Heesen, der ehemalige Mittelfeldspieler des Hamburger SV, eingebunden sein.
Die restlichen Anteile verbleiben bei der Stadt.
Am 30. März tagte der Stadtrat in Kielce zu Burdenskis neuestem Vorhaben im
polnischen Fußball. Der knappe Vertragsentwurf, der den Stadträten vom
Präsident des Vereins, Wojciech Lubawski, vorgestellt wurde, legte nur die
nötigsten Vertragsdaten offen. Details zum Schuldenabbau und möglichen
Investitionen wurden nicht benannt. Einige Stadträte reagierten deshalb in
der Sitzung sehr erregt. Auch vermisste man Angaben zu den Beweggründen des
Kaufs durch Dieter Burdenski. Mit der taz wollte der ehemalige Torhüter
auch nicht darüber sprechen. Und die Klubverantwortlichen wiesen Anfragen
ebenso zurück.
Das Burdenski-Unternehmen sitzt in der niedersächsischen Kleinstadt Stuhr,
kurz vor Bremen. Von hier aus organisierte der Firmenchef in den letzten
Jahren Trainingslager und Prominenten-Spiele für Klubs wie den VfB
Stuttgart oder Schalke 04 oder auch die deutsche Frauennationalmannschaft.
## Bekanntschaft mit Smuda
Burdenskis Affinität zum polnischen Fußball nahm ihren Anfang mit der
Bekanntschaft mit Franz Smuda. Der Deutschpole, der eigentlich Franciszek
Smuda heißt, war Trainer der polnischen Nationalmannschaft (2009–2012), als
Burdenski, im Nebenjob auch Spielerberater, Sebastian Boenisch nach Polen
vermittelte. Der heutige Zweitligakicker von 1860 München, der 2009 mit der
deutschen Auswahl U21-Europameister wurde, spekulierte auf einen Platz im
polnischen Nationalteam und debütierte 2010 dort auch prompt unter Smuda.
Burdenskis Kontakte nach Polen trugen weitere Früchte. Im Jahr 2013
wechselte sein Sohn Fabian vom damaligen Viertligisten 1. FC Magdeburg zu
Wisła Kraków in die höchste polnische Klasse. Trainer in Kraków war
natürlich Smuda. Fabian Burdenski entpuppte sich indes schnell als
Fehleinkauf und spielte nur 146 Minuten für Wisła. Zeitgleich versuchte
Burdenski Senior einen Sponsoren-Deal mit VW und Wisła einzufädeln. Doch
auch dieses Vorhaben scheiterte kläglich.
## Rätseln übers Personal
Der Stadtrat stimmte dem jüngsten Burdenski-Deal Ende März dann doch zu.
Witold Borowiec, Vorsitzender der Gemeinde Kielce, resümierte: „Es gab
viele Fragen, die der Präsident offen ließ. Doch es scheint so, dass der
Vertrag längst besiegelt ist.“ Und schon einen Tag später saß Burdenski bei
Korona Kielce auf der Tribüne: Am gleichen Tag wurde auf der Homepage des
Vereins der Verkauf der Anteile bekannt gegeben.
Nun wird gerätselt, mit welchem Personal Burdenski seinen Klub auf Trab
bringen will. Natürlich rechnet man wieder mit Smuda. Der aktuelle Trainer,
Maciej Bartoszekob, steht gewaltig unter Druck. Nach der Pressekonferenz am
Dienstag wird man vielleicht mehr wissen.
11 Apr 2017
## AUTOREN
Oliver Wiebe
## TAGS
Fußball
Polen
Torwart
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FC Union
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