# taz.de -- Preis der Leipziger Buchmesse: Geschichte einer NS-Zwangsarbeiterin | |
> Die Auszeichnung erhielt Natascha Wodin für ihr Werk „Sie kam aus | |
> Mariupol“. Mit dem Buch beschreibt sie das Leben ihrer Mutter, die im NS | |
> in Leipzig stationiert war. | |
Bild: Die glückliche Gewinnerin | |
Leipzig epd | Zahlreiche Preisverleihungen, Lesungen und Debatten haben den | |
ersten Tag der diesjährigen Leipziger Buchmesse geprägt. Der bedeutende | |
Belletristik-Preis der Buchmesse ging an Natascha Wodin. Sachsens | |
Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) überreichte der | |
Schriftstellerin am Donnerstag die Auszeichnung für [1][ihr Werk „Sie kam | |
aus Mariupol“], in dem sie das Leben ihrer Mutter, einer | |
NS-Zwangsarbeiterin, zum Thema macht. | |
Auf der Buchmesse präsentieren sich bis Sonntag rund 2.500 Aussteller. Auf | |
dem Lesefest „Leipzig liest!“ gestalten parallel rund 3.300 Mitwirkende | |
etwa 3.400 Veranstaltungen auf 571 Bühnen. | |
Mit der Auszeichnung Wodins würdigte die Jury eine literarische Biografie, | |
die an die Geschichte der Zwangsarbeiter erinnert, und „eine persönliche | |
Spurensuche, die dem Verlorenen eine Sprache gibt“. Wodin wurde 1945 als | |
Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth geboren. | |
In ihrem Buch, für das sie 2015 bereits mit dem Alfred-Döblin-Preis geehrt | |
wurde, begibt sie sich auf einen Streifzug durch das Leben ihrer Mutter, | |
die Zwangsarbeiterin in der heutigen Messestadt Leipzig war. In ihrer | |
Dankesrede sagte Wodin, sie wünsche sich, dass möglichst viele Menschen von | |
den Ausmaßen der Zwangsarbeit im Deutschen Reich erfahren. | |
## „Ein Meisterinnenwerk“ | |
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik wurde Barbara Stollberg-Rilinger für | |
ihre Biografie über die Habsburger-Kaiserin Maria Theresia ausgezeichnet. | |
Die Jury lobte das Buch der Münsteraner Historikerin als „blendend erzählt, | |
hoch analytisch und prallvoll mit Erkenntnissen“. Die Biografie sei „ein | |
Meisterinnenwerk“, sagte Juror Alexander Cammann. | |
Der Preis in der Kategorie Übersetzung ging an Eva Lüdi Kong für ihre | |
Übertragung des Werkes „Die Reise in den Westen“ aus dem Chinesischen. | |
Autor und Entstehungszeit des Originals sind unbekannt, auf Deutsch lag es | |
bislang nicht vor. Die Preisträgerin stammt aus der Schweiz und lebte 25 | |
Jahre in China. Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit insgesamt 60.000 | |
Euro dotiert und wurde zum 13. Mal verliehen. | |
Mit dem mit 5.000 Euro dotierten Alfred-Kerr-Preis 2017 für Literaturkritik | |
wurde Andreas Breitenstein von der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) | |
ausgezeichnet. Der C.S. Lewis Preis des Brendow Verlags ging an Sebastian | |
Pirling. Mit der Ehrung ist die Lektorierung und Veröffentlichung seines | |
Romans „Der Kongress der Exegeten“ verbunden. | |
Parallel zur Messe startete auch das Lesefest „Leipzig liest!“. Auf dem | |
„Blauen Sofa“ rief der Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen | |
Verständigung, Mathias Énard, zu einem Zukunftskonzept für die Europäische | |
Union auf. Die EU brauche dringend mehr Demokratie und weniger Bürokratie, | |
sagte der französische Schriftsteller. Die Kunst könne einen wichtigen | |
Beitrag zur Verständigung der Völker leisten. Énard hatte die mit 20.000 | |
Euro dotierte Auszeichnung zur Eröffnung der Messe am Mittwochabend | |
erhalten. | |
Launig ging es bei der Präsentation des Buches „Courage zeigen – Warum ein | |
Leben mit Haltung gut tut“ von „Prinzen“-Sänger Sebastian Krumbiegel zu. | |
Darin verarbeitet der 50-Jährige unter anderem seine Zeit im Leipziger | |
Thomanerchor, die ihm schon als Kind spektakuläre Reisen ermöglicht habe. | |
„Für ein Kind aus der DDR waren das unglaubliche Erlebnisse“, sagte der | |
gebürtige Leipziger: „Japan war ein unglaublicher Flash“. Die 1991 | |
gegründete siebenköpfige Band „Die Prinzen“ zählt zu den erfolgreichsten | |
Popgruppen Deutschlands. | |
24 Mar 2017 | |
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Aslı Erdoğan | |
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