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# taz.de -- Mord an Ex-Duma-Abgeordnetem in Kiew: Ende eines Putin-Kritikers
> Der ehemalige russische Duma-Abgeordneter Denis Woronenkow wird in Kiew
> erschossen. Der Mord könnte politisch motiviert sein.
Bild: Erschossen: Denis Woronenkow
Kiew taz | Auf der Kiewer Puschkin-Straße vor dem Luxushotel Premier Palace
endete am Mittwoch der Weg des russischen kommunistischen Duma-Abgeordneten
Denis Woronenkow. Der 45jährige war von mehreren Schüssen tödlich getroffen
worden.
Zum Erstaunen seiner kommunistischen Weggefährten hatten Woronenkow und
seine Frau, Maria Maksakowa-Igenbergs, Opernsängerin und Abgeordnete der
Putin-Partei „Eines Russland“, Russland 2016 verlassen und waren
ausgerechnet in die Ukraine gegangen.
Bis zu ihrer Flucht waren die beiden Abgeordneten, die eher durch ihre
fraktionsübergreifende Hochzeit von sich reden gemacht hatten, nie durch
irgendwelche kritischen Äußerungen gegenüber der russischen Regierung oder
deren Ukraine-Politik aufgefallen.
Vielmehr hatten sie wie alle anderen auch für die Angliederung der Krim an
Russland und für das Recht Russlands gestimmt, Truppen in die Ukraine
entsenden zu können. Als Mitglied der kommunistischen Partei gehörte
Woronenkow einer Fraktion an, auf deren Unterstützung die Putin-Partei
„Eines Russland“ immer zählen konnte. Wenn man überhaupt Putin kritisiert…
dann nur von einer nationalistischen Warte aus.
## Hart gesottener Putin-Gegner
Doch einmal in der Ukraine angekommen, hatte der dreifache Vater
Woronenkow, gegen den seit 2014 in Russland im Rahmen eine
Korruptionsverfahrens ermittelt wurde, plötzlich seine ukrainischen Wurzeln
entdeckt. Er entpuppte sich gar als hart gesottener Putin-Gegner.
Anfang dieses Jahres erhielt er bereits die ukrainische Staatsbürgerschaft.
Von Kiew aus verglich der Kommunist nun das heutige Russland mit
Nazi-Deutschland. Was für die Regierung in Kiew besonders wichtig gewesen
sein dürfte: Er war auch bereit, gegen den 2014 geschassten früheren
ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch auszusagen.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Gründe für den Mord an Woronenkow
politischer Natur sind. Schließlich befand er sich gerade auf dem Weg zu
einem weiteren flüchtigen und in Kiew ansässigen Duma-Abgeordneten, Ilja
Ponomarjow. Für diese These spricht auch, dass er genau vier Jahre nach dem
ungeklärten Tod des russischen Exilpolitikers Boris Beresowskij ermordet
wurde.
Doch die Motive des Mordes könnten wirtschaftliche sein. So soll der Mann,
der gerne in 5-Sterne-Hotels abstieg, nach Berichten des russischen
Oppositionellen und Anti-Korruptionskämpfers Alexej Nawalnij, fünf riesige
Wohnungen, zwei Garagen, und eine riesige Datscha besessen haben.
Einen kann man jedenfalls nicht mehr nach den Motiven befragen. Nur kurz
nach dem Mord verstarb der Killer in einem Kiewer Krankenhaus an
Herzversagen.
23 Mar 2017
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Russland
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