# taz.de -- Kramp-Karrenbauer und Merkel: Die Verbündeten | |
> Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer ist mit dem Wahlsieg im Saarland | |
> noch wichtiger geworden in der Partei. Und sie gilt als Stütze Merkels. | |
Bild: Bester Laune: Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel | |
BERLIN taz | In Annegret Kramp-Karrenbauers Staatskanzlei-Büro hängt | |
moderne Kunst. Ein großformatiges übermaltes Foto, das sie von einer im | |
Saarland lebenden Brasilianerin gekauft hat, dominiert den Raum. Und in der | |
Ecke, gegenüber dem Besprechungstisch, hängt eine Konzeptarbeit: „Die | |
Rahmenhandlung“. Die, sagt die Ministerpräsidentin, sei ihr „persönlicher | |
Favorit – weil es mich jeden Tag ans Regieren erinnert“. | |
In neun weißen Rahmen ist da eine Figur zu sehen. Mal stützt sie eifrig die | |
wackligen Seitenwände mit vollem Körpereinsatz, mal stopft sie ein | |
klaffendes Loch im Boden. Dann wieder schaut sie gedankenverloren durch | |
einen Spalt nach draußen. So in etwa – aktiv, reaktiv, analytisch – hat | |
Annegret Kramp-Karrenbauer in den zurückliegenden sechs Jahren das Saarland | |
regiert. | |
Nach ihrer zweiten Wiederwahl und sensationellen 40,7 Prozent ist die | |
54-Jährige nun endgültig zum Machtfaktor in der CDU geworden. Und zu einer | |
noch engeren Verbündeten von Angela Merkel. | |
Ministerpräsidentschaften sind die harte Währung der Konservativen. Wer die | |
nicht nur erringt, sondern, wie Kramp-Karrenbauer, erneut holt und ausbaut, | |
wird noch wichtiger, wenn es um Merkels Nachfolge geht. Mag das Bundesland | |
noch so klein sein – die CDU kann nicht mehr wählerisch sein. Außer | |
Kramp-Karrenbauer und dem Hessen Volker Bouffier stellt die Partei nur noch | |
zwei Ministerpräsidenten. Was man aus Sachsen und Sachsen-Anhalt so hört, | |
ist alles andere als dazu angetan, den Amtsinhabern die Kanzlerschaft | |
zuzutrauen. | |
Bei der nach Landtagswahlen üblichen Pressekonferenz in der Parteizentrale | |
am Montag ist die Stimmung gelöst. Vor einem halben Jahr, nach der Berliner | |
Wahlpleite, hielt die Vorsitzende hier eine selbstkritische Rede. „Wir | |
müssen uns jetzt gleichsam selbst übertreffen – auch ich“, hatte sie mit | |
Blick auf das anstehende Superwahljahr gesagt. Heute triumphiert sie in | |
jenem Maße, den das Merkel’sche Gemüt zulässt. „Der Sonntag war erst mal… | |
okay“, sagt Merkel und lächelt breit. Dort, wo sie herkommt, nennt man das | |
den Brandenburger Superlativ. | |
Neben ihr steht Kramp-Karrenbauer im weißen Halbmantel. „Der Schulz-Effekt | |
hat uns auf vierzig Prozent katapultiert“, freut sie sich. Tatsächlich aber | |
ist der Wahlsieg auch anderen zu verdanken als dem SPD-Chef. | |
Kramp-Karrenbauers Mannschaft hat 75.000 Haustürbesuche gemacht und jeden, | |
der es hören wollte oder nicht, an die solide Regierungspolitik und den | |
dräuenden Oskar Lafontaine erinnert. | |
Know-how war auch aus dem Konrad-Adenauer-Haus gekommen. Generalsekretär | |
Peter Tauber kommt vor Beginn der Pressekonferenz nicht aus dem Schwärmen | |
darüber hinaus, welch tolle Datenanalysen seine Parteizentrale zugeliefert | |
habe. „Der Haustürwahlkampf hat uns noch mal zwei Prozent gebracht“, ist er | |
sicher. Und dass das Saarland ein guter Probelauf für den | |
Bundestagswahlkampf gewesen sei: „Ein Lehrstück für die Partei“. | |
So kann man das getrost sehen. Seit den reihenweise vergeigten | |
Landtagswahlen 2016 mit einer immer stärker werdenden AfD war die Kritik an | |
Merkel unüberhörbar geworden. In der Flüchtlingskrise rückte die CSU immer | |
weiter von der Regierungschefin ab. Beim CDU-Parteitag peitschte eine | |
Allianz aus Junger Union und dem Präsidiums-Youngster Jens Spahn das Nein | |
zum Doppelpass durch. Die Mittelstands-Union beschwerte sich ständig. Und | |
letzte Woche gründete sich auch noch eine „Freiheitlich Konservativer | |
Aufbruch“ genannte Therapiegruppe. | |
## Angela Merkel bläßt die Backen auf | |
All jenen schreibt Merkel an diesem Montag ins Stammbuch, die Saarland-Wahl | |
zeige: „Wir gewinnen und wir verlieren gemeinsam.“ Gefragt, ob das Ergebnis | |
für die Fortsetzung der Großen Koalition auch im Bund stehe, bläst Angela | |
Merkel die Backen auf, bevor sie antwortet: „Ich weigere mich, im März zu | |
erklären, was im September möglich ist.“ | |
Gut, andere Frage: Hat sich Annegret Kramp-Karrenbauer endgültig als | |
Merkels Nachfolgerin qualifiziert? Wieder Pusten. Dann: Kramp-Karrenbauer | |
sei eine tolle Ministerpräsidentin. Aber: „Ich bin jetzt die Kandidatin für | |
diesen Wahlkampf“. Mit Betonung auf „ich“. Und schließlich: Sie brauche | |
sich gar nicht mit der eigenen Nachfolge zu beschäftigen. „Das macht dann | |
schon die Partei.“ Gelächter vor und auf dem Podium. | |
Eine, der auch schon mal Merkels Nachfolge zugetraut wurde, hat es vor der | |
Pressekonferenz noch pointierter ausgedrückt. Man möge sich nicht um die | |
Stimmung in der Partei sorgen, sagt Parteivize Julia Klöckner. „Im | |
Konrad-Adenauer-Haus brennen keine Mülltonnen.“ In exakt sechs Wochen wird | |
in Schleswig-Holstein gewählt. Dann sieht man sich wieder. | |
27 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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