# taz.de -- Fake-Attacken in Hamburg: Anschläge mit Puderzucker | |
> Briefe mit einem zunächst unbekannten Pulver haben an fünf Hamburger | |
> Gerichten und Finanzämtern Alarm ausgelöst. Die Feuerwehr gab schnell | |
> Entwarnung. | |
Bild: Einsatz im Schutzanzug: Im Gericht am Hamburger Sievekingplatz sorgten ve… | |
Hamburg taz | Alarm an fünf Hamburger Gerichten und in fünf hanseatischen | |
Finanzämtern: Briefsendungen, die ein zunächst unbekanntes weißes Pulver | |
enthielten, sind am Montagmorgen in den Poststellen der Amtsgerichte | |
Hamburg-Mitte, Altona, Blankenese, Bergedorf und Barmbek eingegangen, sowie | |
im zentralen Finanzamt Hamburg und vier örtlichen Finanzämtern für | |
Großkunden in den Stadtteilen Altona, Hamm und Lokstedt. Die alarmierte | |
Feuerwehr schickte Notärzte und Spezialkräfte für Chemiestoffe der | |
Umweltwache zu den Einsatzorten, die in speziellen Schutzanzügen mit | |
Atemschutzgeräten die Räume und das Pulver untersuchten. | |
Zumindest für die Briefsendungen an den Sitz der Zivilgerichte am | |
Sievekingplatz und ans Amtsgericht Hamburg-Bergedorf konnte die Feuerwehr | |
schnell Entwarnung geben. „Das Puder war ungiftig, ein schlechter Scherz“, | |
sagte ein Feuerwehrsprecher der taz. | |
Zuvor waren in den Poststellen der betroffenen Behörden zahlreiche | |
MitarbeiterInnen mit dem Pulver in Berührung gekommen. | |
Vergiftungserscheinungen wie Atembeschwerden oder Brechreiz – wie bei | |
giftigen Chemikalien üblich – traten nicht auf. „Die Briefe sind allesamt | |
sichergestellt worden“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseht. Da die | |
ersten Briefe, die untersucht wurden, Zucker enthielten, geht die Polizei | |
davon aus, dass auch von den anderen Sendungen keine ernsthafte Gefahr | |
ausgeht, sagte der Polizeisprecher. Die Briefe werden jetzt | |
kriminaltechnisch untersucht, um Informationen über den Absender zu | |
erlangen. | |
Die Polizei hängt die konzertierte Briefattacken-Aktion relativ niedrig und | |
sieht keinen politischen Hintergrund. Deshalb habe auch nicht der | |
Staatsschutz, sondern die normale Kriminalpolizei die Federführung der | |
weiteren Ermittlungen übernommen. | |
„Wir gehen von einem Urheber oder einer Urheberschaft aus“, sagt Abbenseht. | |
Über die Motivation und die Zusammenhänge zwischen den Zielobjekten – | |
einerseits die Gerichte, anderseits die Finanzämter – könne nur spekuliert | |
werden. Es werde jetzt geprüft, ob es in dem beschlagnahmten Briefen | |
Begleitschreiben gebe, die auf die mögliche Motivation Rückschlüsse | |
zulassen. | |
Bereits in der vergangene Woche hatte bei der Redaktion der Bild-Zeitung in | |
Hamburg ein anonymer Brief mit verdächtigem Pulver für Aufsehen gesorgt, | |
das sich als harmloser Puderzucker entpuppte. Auch in mehreren | |
Justizbehörden in Mecklenburg-Vorpommern waren in den vergangenen Wochen | |
Briefe mit weißem Pulver eingegangen. Auch dieses Pulver stellte sich als | |
ungefährlich heraus. | |
Hingegen hatten Briefsendungen in der vergangenen Woche an das | |
Bundesfinanzministerium in Berlin und einem Büro des Internationalen | |
Weltwirtschaftsfond (IWF) in Paris explosiven Stoffe enthalten. In Berlin | |
war der Sprengstoff in der Poststelle entdeckt und unschädlich gemacht | |
worden, die Briefbombe in Paris explodierte und verletzte eine Sekretärin | |
leicht. Für beide Attacken übernahm die militante griechische Gruppierung | |
„Verschwörung der Feuerzellen“ die Verantwortung, um gegen das Spardiktat | |
für Griechenland durch die sogenannten Troika zu rebellieren. | |
Auch die Methode der Briefanschläge mit gefährlichem Pulver ist | |
ernstzunehmen. 2001 starben in den USA bei zwei Anthrax-Anschlagsserien | |
fünf Menschen und 22 Personen wurden schwer verletzt, als vermutlich ein | |
Einzeltäter Briefe mit hochgiftigen Milzbrandsporen an mehrere | |
Nachrichtensender und Senatoren versandt hatte. | |
20 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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