# taz.de -- Tegel-Volksbegehren: Wie Pizza ohne Käse | |
> Eigentlich wollte sich die Sixt GmbH nur am Kampf um die Offenhaltung von | |
> Tegel beteiligen. Dummerweise griff sie dabei wohl zum Mittel der | |
> Wählerbestechung. | |
Bild: Nicht so lecker – genauso wenig wie Unterschreiben gegen Geld | |
Autovermieter lieben Flughäfen – klar, die garantieren ein sicheres | |
Geschäft. Die Firma Sixt liebt den Flughafen Tegel – und zwar so sehr, dass | |
sie ihre Kunden bittet, am Volksbegehren zu dessen Offenhaltung | |
teilzunehmen. Passt schon. | |
Was nicht so gut passt, vor allem nicht der FDP als Initiatorin des | |
Volksbegehrens, ist das Schmankerl, mit dem das Pullacher Unternehmen | |
potenzielle Tegel-Fans lockt. „Berlin ohne Tegel ist wie Pizza ohne Käse“, | |
heißt es im jüngsten Sixt-Newsletter, gefolgt von der Bitte, die | |
ausgefüllte „Petition“ abzufotografieren und an [email protected] zu schicken. | |
„Zur Belohnung schenken wir Ihnen einen 10€ Sixt-Gutschein.“ | |
Das riecht betörend nach §108b Strafgesetzbuch (Wählerbestechung), in dem | |
es heißt: „Wer einem anderen dafür, dass er nicht oder in einem bestimmten | |
Sinne wähle, Geschenke oder andere Vorteile anbietet, verspricht oder | |
gewährt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe | |
bestraft.“ Tatsächlich hat Geert Baasen, Leiter der Geschäftsstelle der | |
Landeswahlleitung, bereits Strafanzeige gestellt. | |
Etwas Vergleichbares sei ihm noch nie untergekommen, sagte Baasen zur taz. | |
Weil die Aktion gerade erst angelaufen sei, erwarte er noch keine große | |
Verzerrung des Ergebnisses. Aber wenn dieses am Ende knapp zugunsten der | |
Initiatoren ausfiele und unter den 174.000 gültigen Unterschriften | |
womöglich gekaufte seien? „Das müssen wir uns dann anschauen.“ | |
## Reißleine gezogen | |
Vermutlich hat die FDP gerade rechtzeitig die Reißleine gezogen: Laut | |
Sprecher Helmut Metzner bat man Sixt nach Bekanntwerden des Angebots am | |
Mittwochabend um dessen sofortige Einstellung und schickte das Schreiben in | |
Kopie an die Landeswahlleitung. „Wir haben gerne starke Verbündete“, so | |
Metzner zur taz. Sixt habe aber offensichtlich den falschen Weg | |
beschritten. | |
Dagegen sei die von der FDP betriebene Verlosung von Geldprämien unter | |
erfolgreichen Unterschriftensammlern juristisch absolut sauber, betonte | |
Metzner. Ebenso die direkte Bezahlung von Studenten fürs Sammeln. So etwas | |
mache die FDP aber nicht. Man habe vielmehr in den vergangenen Tagen noch | |
mal 50.000 Haushalte angeschrieben. Auch das kostet eine Stange Geld, ist | |
aber – rechtlich gesprochen – billig. | |
16 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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