Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schalker Stürmer Guido Burgstaller: Die Verkampfschweinung des S04
> Guido Burgstaller kam aus der Zweiten Liga nach Schalke. Er erarbeitet
> sich die Tore wie einst Marc Wilmots oder Martin Max.
Bild: Freude bei Guido Burgstaller
Gelsenkirchen taz | Selbstverständlich spricht der Stürmer in seinem
Ausblick auf das Achtelfinalrückspiel gegen Gladbach von „Engagement“ statt
von strategischem Geschick oder spielerischer Klasse. „Ich gebe halt immer
alles“, sagt der 27-jährige Guido Burgstaller, der genau weiß, dass er
nicht Begabungen für das allerhöchste Niveau im Fußball mitbringt.
Doch gerade deshalb ist er gerade dabei, einen kostbaren Beitrag zum
Schalker Selbstfindungsprozess zu leisten. Die Gelsenkirchener sind in
dieser Saison am überzeugendsten, wenn sie auf allzu hohe fußballerische
Ambitionen verzichten, um mit Hingabe und Mannschaftsgeist die eigenen
fußballerischen Defizite auszugleichen.
Niemand verkörpert diese Haltung besser als Burgstaller, der nach seinen
Toren allen persönlichen Ruhm von sich weist: „Bei den Vorlagen, die ich
bekommen habe, muss ein Stürmer nur richtig stehen und den Ball über die
Linie drücken“, hat er am vorigen Sonntag erklärt, nachdem er zwei Treffer
zum wichtigen 3:0-Sieg gegen den FC Augsburg beigetragen hatte.
## Der Glückstransfer
Burgstaller ist nicht von Glamour umgeben wie Eric-Maxim Choupo-Moting, und
er strahlt nicht den ewig unerfüllten Anspruch aus, als Weltklassefußballer
wahrgenommen zu werden, wie Klaas-Jan Huntelaar. Stattdessen sagt er Sätze
wie: „Ich mache nicht viel anders als in der Zweiten Liga.“ Dort hat
Manager Christian Heidel den Angreifer gefunden, für 1,5 Millionen Euro kam
Burgstaller in der Winterpause vom 1. FC Nürnberg und war damit der
günstigste Einkauf der Saison.
Seither sind Guido Burgstaller in zwölf Pflichtspielen sechs Tore gelungen.
Sportlich ist er damit längst wertvoller als Nabil Bentaleb, Yevhen
Konoplyanka oder Max Meyer, deren Marktwert jeweils fünf- oder zehnmal so
hoch eingestuft werden. „Ich bin froh, dass wir nicht in die Weite geschaut
haben, sondern in der Nähe fündig geworden sind“, sagt Trainer Markus
Weinzierl zum winterlichen Glückstransfer.
Burgstaller passt im Moment einfach perfekt in die Schalker Lücke. Er ist
einer dieser klassischen Stürmertypen, von denen es immer wieder heißt, sie
seien aussterbende Wesen in der mitunter intellektuell durchdrungenen
Fußballmoderne. Der Westfälische Anzeiger feierte den Torjäger jüngst als
„Ackergaul“, und Manager Heidel findet, Burgstallers Spielweise sei „wie
gemalt“ für den FC Schalke 04 dieser Tage. Nostalgiker, von denen es so
viele gibt auf Schalke, könnten sich angesichts der Spielweise von
Burgstaller an alte Helden wie Marc Wilmots, das „Kampfschwein“, oder
Martin Max erinnert fühlen, große Figuren aus der legendären 97er
Mannschaft, deren Europapokalsieg sich demnächst zum zwanzigsten Mal jährt.
## Symbol der Vergeblichkeit
Dass mit den Tugenden von damals noch einmal solch ein Coup gelingt,
glauben allerdings die wenigsten, und auch Burgstaller verkörpert natürlich
nicht nur die Eigenschaften alter Helden. Zugleich ist er ein Symbol der
Vergeblichkeit des modernen FC Schalke 04, des gescheiterten Versuchs von
Managers Heidel, eine runderneuerte Mannschaft mit neuem Trainer im oberen
Tabellendrittel zu etablieren. Mit diesem Ziel sind die Schalker ja in die
Saison gestartet. In der grauen Realität müssen sie immer noch fürchten,
einen Abstiegskampf führen zu müssen.
Die letzte Möglichkeit zur Rettung des trostlosen Spieljahrs liegt daher in
der Europa League, und Heidel sagt, er habe dieses Duell gegen die derzeit
so starken Gladbacher trotz des eher ungünstigen 1:1-Unentschiedens aus dem
Hinspiel „alles andere als abgehakt“. Denn sie treten als Außenseiter bei
der Borussia an, und diese Rolle passt genauso gut zum Schalker Selbstbild
wie zu Guido Burgstaller.
16 Mar 2017
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Fußball
Guido Burgstaller
Fußball
Fußball
RB Leipzig
Kamerun
Würselen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kolumne Helden der Bewegung: Der nicht einzigartig sein will
Guido Burgstaller hat nicht viel getroffen diese Saison, drei Mal bloß in
der Fußball-Bundesliga. Was dann aber folgt, ist sehr viel auf einmal.
Trainerwechsel beim VfL Wolfsburg: Rollensuche in der neuen Realität
Wolfsburg verabschiedet sich vom Spitzenfußball und von der einzigen
Identifikationsfläche. Eine komplizierte Aufgabe für den neuen Coach.
HSV in der Fußball-Bundesliga: Vom FC Bayern mit 8:0 abgewatscht
Der Hamburger SV hatte zwar vor dem Spiel in München neue Hoffnung
geschöpft – jedoch vergebens. Das ist seine achte Liga-Niederlage in Folge
in der Allianz Arena.
Kolumne Helden der Bewegung: Timo Werner, Sozialjubler mit Inbus
Sechser im Sturm, flinker Kontermann, Wandstürmer: Es ist etwas zutiefst
Prosaisches in der Art, wie Timo Werner Fußball vorführt.
Kamerun ist Afrika-Meister: Die Löwen sind unbezähmbar
Die großen Favoriten sind ausgeschieden. Und im Finale des Afrika-Cups
schlägt Kamerun mit einer Mannschaft von Nobodys Rekordmeister Ägypten.
Stadtportrait Würselen: Ein Ort, gesprochen wie ein Verb
Würselen war in der Nachkriegszeit eine große Nummer im Fußball. Dann
versank es mitsamt Linksverteidiger Schulz in der Bedeutungslosigkeit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.