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# taz.de -- Korruptionsermittlungen in Italien: Renzis Vertraute im Visier
> Bekannte des Ex-Premiers Matteo Renzi haben sich offenbar mit Schmiergeld
> staatliche Aufträge gesichert. Es wird sogar gegen Renzis Vater
> ermittelt.
Bild: Kann gerade keine schlechte PR gebrauchen: Ex-Premier Matteo Renzi
Rom taz | Ein neuer Korruptionsskandal im direkten Umfeld des
Exregierungschefs Matteo Renzi erschüttert Italien. Am Mittwoch ließ die
Staatsanwaltschaft Rom den Großunternehmer Alfredo Romeo verhaften, weil er
offenbar mit Schmiergeldzahlungen einen staatlichen Großauftrag sichern
wollte. Zugleich leitete sie Ermittlungen gegen den Sportminister Luca
Lotti und gegen Renzis Vater Tiziano ein.
Im Verfahren geht es um eine Ausschreibung der staatlichen
Beschaffungsgesellschaft Consip. Diese Gesellschaft wurde ausgerechnet zu
dem Zweck gegründet, Korruption und Ressourcenverschwendung bei
Anschaffungen in öffentlichen Einrichtungen zu beenden. Consip hatte jetzt
Materiallieferungen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro für die Verwaltungen
ausgeschrieben – und Romeo wollte sich davon einen Batzen im Wert von bis
zu 600 Millionen Euro sichern.
Einem Consip-Manager zufolge, der zunächst mit Romeo unter einer Decke
steckte, dann aber zu einem der Kronzeugen wurde, sagte aus, ihm gegenüber
habe Romeo damit geprahlt, er habe „die höchste politische Ebene“
eingeschaltet, um an den Auftrag zu kommen. Dieser Manager selbst erhielt
seinerseits 100.000 Euro Schmiergeld.
Interessanter aber ist es für die Ermittler, die Personen auf der „höchsten
politischen Ebene“ ausfindig zu machen. Im Visier haben sie vorneweg
Tiziano Renzi. Dessen Sohn Matteo wurde 2013 Vorsitzender der größten
Regierungspartei, der gemäßigt linken Partito Democratico (PD), und
amtierte von Februar 2014 bis Dezember 2016 als Ministerpräsident.
Nach Aussage des mit Romeo befreundeten Steuerberaters Alfredo Mazzei, der
zugleich in der PD aktiv ist, traf Tiziano Renzi Romeo bei einem Abendessen
in Rom, um „über Strategien zu sprechen“. Auf Zetteln hielt Romeo später
seine Schmiergeldzahlungen fest, darunter eine monatliche Summe von 30.000
Euro, hinter der Zahl der Buchstabe T. Der Buchstabe steht laut
Staatsanwaltschaft für Tiziano.
Luca Lotti wiederum soll aktiv geworden sein, um die Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft zu hintertreiben. Lotti war in den Jahren 2014 bis 2016
als Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten die rechte Hand Renzis;
ihm eilt der Ruf des Strippenziehers voraus, dem Renzi gern die wirklich
heiklen Dossiers anvertraute. Als Lotti von den Ermittlungen erfuhr, soll
er den Chef der Consip informiert haben, der daraufhin Wanzen der
Staatsanwaltschaft entfernen ließ.
Lotti ebenso wie Tiziano Renzi bestreiten alle Vorwürfe. Für Matteo Renzi
kommt das Verfahren zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Derzeit versucht er,
sich in einer Urwahl als Parteichef der PD wiederwählen zu lassen.
2 Mar 2017
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Matteo Renzi
Italien
Schwerpunkt Korruption
italienische Parlamentswahlen
Italien
Rom
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