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# taz.de -- Nach Todesfahrt in Heidelberg: Polizei bekämpft Gerüchte auf Twit…
> Warum der Mann in die Menschenmenge gefahren ist, bleibt unklar. Ein
> Terroranschlag war es wohl nicht. Doch viele wollten das glauben.
Bild: Blumen am Bismarckplatz in Heidelberg
Mannheim/Heidelberg dpa | Warum ein 35-jähriger Mann in eine Menschenmenge
in Heidelberg gefahren ist, ist weiter unklar. „Die Ermittlungen laufen“,
sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Anzeichen für einen terroristischen
Hintergrund sehen die Ermittler aber nicht.
Der Mann war am Samstagnachmittag in der Heidelberger Innenstadt in eine
Gruppe von Fußgängern gerast und hatte dabei einen 73-Jährigen tödlich
verletzt. Der Mann starb wenige Stunden nach dem Unglück in einem
Krankenhaus. Ein 32-jähriger Mann und eine 29 Jahre alte Frau wurden leicht
verletzt. Der Autofahrer stieg nach der Todesfahrt aus seinem Mietwagen und
rannte mit einem Messer in der Hand davon. Polizeibeamte stellten ihn kurz
darauf; ein Beamter schoss und verletzte den 35-Jährigen dabei.
Gegen den Polizeischützen wird nun ermittelt – nach einem
Schusswaffengebrauch ist das üblich, sagte ein Polizeisprecher, denn
Polizisten dürfen ihre Waffen nur in Extremsituationen einsetzen. Der 35
Jahre alte Tatverdächtige hatte einen Bauchschuss erlitten, ist aber nach
einer Operation außer Lebensgefahr. Er ist noch nicht vernehmungsfähig,
soll aber nicht polizeibekannt sein.
Unterdessen prüft die Polizei in Mannheim auch, ob sie gegen beleidigende
und diskriminierende Kommentare, Gerüchte und Falschinformationen vorgehen
kann, die nach der Todesfahrt von Heidelberg auf Twitter verbreitet wurden.
„Wir werden uns einzelne Meldungen anschauen und nach ihrem strafbaren
Inhalt bewerten“, sagte Polizeisprecher Norbert Schätzle am Sonntag. Die
Pressestelle der Polizei war nach dem Vorfall vom Samstagnachmittag
stundenlang mit Anfragen und auch ausfallenden Tweets aus dem In- und
Ausland beschäftigt. Einige davon hat sie ungewöhnlich harsch von ihrem
offiziellen Account aus beantwortet und so manchen Twitternutzer
zurechtgewiesen.
Auf Gerüchte und Unterstellungen reagierte die Polizei, indem sie betonte:
„Und nun noch mal für alle: Tatverdächtiger: Deutscher OHNE
Migrationshintergrund!“ Trotzdem zweifelten einige Nutzer auch danach noch
den Wahrheitsgehalt dieser Information an und machten Muslime für die
Todesfahrt verantwortlich.
Ein Nutzer etwa schrieb: „VIDEO #Anschlag – Muslimische Terrorist rast in
#Heidelberg mit Auto in Menschenmenge #islam #Terror #deutschland“. Die
Polizei Mannheim fragte zurück: „Wie kommst du drauf?“ Ein Nutzer schrieb:
„…He’s a fucking Muslim. Fuck the lot of them out of the West.“ (Etwa: …
ist ein verfluchter Muslim. Sie sollen sich aus dem Westen verpissen.) Die
Polizei Mannheim antwortete: „WTF are you talking about?“ (Über was zum
Teufel reden Sie?). Und ein weiterer Nutzer kommentierte: „EIL: Laut
Freunden bei der Polizei ist der angeschossene Täter von #Heidelberg ein
sogenannter #Flüchtling“. Die Polizei Mannheim antwortete trocken: „Nö, i…
er nicht.“
Für die ungewöhnlich direkten Antworten des Social-Media-Teams auf die
Gerüchte und die Arbeit der Beamten vor Ort gab es aber auch viel Lob.
26 Feb 2017
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