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# taz.de -- Pullover gegen Stress im Test: Jetzt entspann dich mal
> Unser Autor probiert den britischen Baker-Miller-Pink-Hoodie aus. Er
> kostet 260 Euro, soll gut sein vor Prüfungen und bei Flugangst helfen.
Bild: Wer unerkannt bleiben will, aber trotzdem gerne auffällt, für den ist d…
Der Tag hatte schlecht angefangen und wurde dann immer furchtbarer. Ich bin
begraben unter einem Berg von Arbeit, ultrazickig und überhaupt komplett
überfordert. Das Letzte, wofür ich jetzt Zeit habe, ist, 15 Minuten in
einem Hightech-Pullover zu verbringen. Aber es soll helfen. Es soll doch
helfen! Hersteller Vollebak preist seinen „Baker Miller Pink Hoodie“ als
„the most relaxing piece of technical clothing“ und verkauft ihn deswegen
für 220 £, umgerechnet 260 Euro. Er soll gut sein vor Prüfungen, bei
Flugangst oder „to get some focus“. Fokus. Das brauche ich jetzt.
Ich ziehe den Hoodie an. Spontanassoziationen aus der Redaktion: Ninja,
Außerirdischer, Biene, Darsteller eines Ritterfilms. Oder eines Pornos.
Durch den Stoffsehschlitz verschwindet die Welt hinter einem blassrosa
Schleier. Ich kann noch was sehen, aber nichts mehr erkennen, also auch
nicht mehr lesen oder arbeiten. Stattdessen sitze ich unnütz und angespannt
auf dem Sofa herum. Die für den Pullover gemachte Entspannungsmusik klingt
wie Helikopterschrabbeln, aber ich kriege meine Kopfhörer eh nicht richtig
in die Ohren, und ins Gesicht greifen geht ja nicht.
Mir ist außerdem viel zu heiß, die Luft im Pulloverinneren ist stickig. Ich
atme die Innenseite an, und die wird eklig feucht. Nicht mal die Augen
schließen darf ich, denn ich muss ja das Pink anschauen, um mich SO RICHTIG
ZU ENTSPANNEN.
Ich höre meine Kollegen tippen und gehe ein wenig umher, auf die
Dachterrasse. Draußen ist es besser mit der Luft, und das Weltraummaterial
(erfundene Fakten) schützt vor den Minusgraden. Ich frage P., ob er mit mir
auf die Straße kommt. Wir gehen zum Checkpoint Charlie, wie so Touristen,
und er erzählt, dass mich viele Leute anschauen und dabei lächeln. Ich
erkenne Silhouetten, aber keine Gesichter und finde das gut so.
Und mich erkennt erst recht niemand, nicht einmal die Kollegin aus der
Fotoredaktion, als wir auf dem Rückweg dort vorbeikommen. „Ich sehe, dass
es ein Mann ist. An den Händen.“
Nur an den Händen? Egal. Ich bin schon viel entspannter, ich habe den
Pullover jetzt ja auch schon doppelt so lang an wie vorgesehen. Hoffentlich
habe ich keine Überdosis Pink. Den Rest des Tages bin ich gut gelaunt,
schaffe Dinge. Ob das nun am 220-Pfund-Hoodie, einem Spaziergang in der
frischen Luft oder der Begleitung von P. lag, vermag ich nicht zu sagen.
19 Feb 2017
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Selbstversuch
Entspannung
Pink
rosa
Kolumne Alles getürkt
Kolumne Alles getürkt
Farbe
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