# taz.de -- Explosion in nordfranzösischem AKW: Unfall in Flamanville unter Ko… | |
> Im französischen AKW Flamanville ist es zu einer Explosion gekommen. Die | |
> Behörden betonen, es gebe kein Verstrahlungsrisiko. | |
Bild: Schon häufiger als unsicher bezeichnet: das AKW Flamanville | |
Berlin taz | Bei einer Explosion im französischen Atomkraftwerk Flamanville | |
sind am Donnerstag nach Angaben der Behörden fünf Arbeiter leicht verletzt | |
worden. Der Unfall habe sich in der Maschinenhalle des Reaktors 1 | |
„außerhalb der nuklearen Zone“ ereignet, erklärte die zuständige Präfek… | |
des Departments La Manche. Es habe kein „nukleares Risiko“ gegeben. Auch | |
ein terroristischer Anschlag wurde ausgeschlossen. „Ein mechanisches Teil, | |
ein Ventilator, hat sich in der Maschinenhalle überhitzt“, so der Präfekt. | |
Die Explosion gegen 9.40 Uhr sei ein „signifikanter technischer Vorgang, | |
aber es handelt sich nicht um einen nuklearen Unfall“, sagte Olivier | |
Marmion der Nachrichtenagentur AFP. Rettungskräfte seien vor Ort gewesen. | |
Fünf Arbeiter seien durch Rauch leicht verletzt worden. Aber niemand sei | |
ernsthaft zu Schaden gekommen. Gegen Mittag teilten die Behörden mit, der | |
Brand sei gelöscht. | |
Der Betrieb von Reaktor 1 wurde unterbrochen, der Meiler vom Netz getrennt, | |
hieß es. Allerdings sei der Notfallplan PTT für das Kraftwerk nicht | |
ausgelöst worden, weil es nicht um atomare Risiken gehe. Auch die | |
französische Nukleare Sicherheitsbehörde ASN und das | |
Nuklearforschungsinstitut IRSN reagierten erst einmal nicht auf den | |
Zwischenfall. | |
Flamanville liegt an der Küste des Ärmelkanals und galt lange als | |
Zukunftsort der französischen Atomwirtschaft. Seit Jahren baut der | |
teilstaatliche Stromkonzern EDF hier neben zwei bereits laufenden | |
Atomkraftwerken den EPR, einen Reaktor neuer Bauart, der als Atomkraftwerk | |
der Zukunft galt. Nach vielen Verzögerungen und massiven | |
Budgetüberschreitungen soll der EPR Flamanville nun laut offiziellen | |
Angaben Ende 2018 fertig sein. | |
## Jedes Jahr 10.000 bis 12.000 Zwischenfälle | |
Noch allerdings ist völlig unklar, ob er je laufen wird. Denn der | |
Druckbehälter, das Herz des Reaktors, in dem die nukleare Kettenreaktion | |
ablaufen soll, ist wegen Zweifeln an seiner Haltbarkeit von der | |
Sicherheitsbehörde ASN noch nicht freigegeben worden. Im Stahl des | |
Druckbehälters waren Einschlüsse entdeckt worden, die dort nicht | |
hingehören. | |
Die französische Atomenergiebranche ist derzeit in einer schweren | |
ökonomischen Krise. EDF und der ebenfalls in Staatsbesitz befindliche | |
Kraftwerksbauer Areva schieben Milliardenverluste vor sich her. Die Zukunft | |
vieler der insgesamt 58 Reaktoren ist wegen der Materialprobleme und ihres | |
Alters ungewiss. | |
„Jedes Jahr gibt es 10.000 bis 12.000 Zwischenfälle in den französischen | |
Anlagen“, sagt der Atomexperte Mycle Schneider, der in Frankreich | |
regelmäßig den World Nuclear Status Report zum Zustand der Branche | |
herausgibt. „Von denen sind etwa 600 bis 800 relevant für die Sicherheit | |
der Anlagen“, so Schneider. | |
Das Land ist hochgradig vom Atomstrom abhängig: Die 58 Atomreaktoren | |
liefern rund 75 Prozent des französischen Stroms. Ein 2015 verabschiedetes | |
Energiewende-Gesetz sieht vor, dass dieser Anteil bis 2025 auf 50 Prozent | |
gesenkt werden soll, unter anderem durch einen Ausbau erneuerbarer | |
Energien. | |
9 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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