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# taz.de -- Berichterstattung von Fanreportern: Unerwünschte Motive
> Mainz 05 und andere Vereine schränken Fanreporter bei ihrer Arbeit wegen
> der Gefahr der Gewaltverherrlichung ein. Diese erklären, Realität
> abzubilden.
Bild: Diese Szene dürften Fanreporter von der Tribüne aus nicht fotografieren
Großes Befremden rief jüngst der FSV Mainz 05 hervor. Einem Fanfotografen
aus Freiburg wurde in einem Schreiben mit dem Entzug seiner Speicherkarten
oder gar mit dem Rauswurf aus dem Stadion gedroht, sollte er unerwünschte
Motive ins Visier nehmen.
Es geht in diesem Fall um die besondere Spezies der Fanreporter. Bei nahezu
allen größeren Fußballvereinen gibt es sogenannte Fanreporter, die ohne
journalistische Ausbildung auf ehrenamtlicher Basis über das Geschehen auf
den Tribünen berichten. Sie werden aus Kulanz der Vereine in den Innenraum
gelassen. Ein solcher Reporter aus Freiburg, der im Internet eine Fotoseite
über die Fanszene des SC Freiburg bestückt, erhielt die eingangs erwähnte
Maßregelung.
Fanreporter werden von den Profivereinen gern als „Pyrofotografen“
abgestempelt. Dem Autor selbst wurden trotz seines Besitzes eines
Presseausweises im vergangenen Jahr vor einem Spiel der zweiten Mannschaft
von der Mainz Medienabteilung mitgeteilt: „Die positive Darstellung von
Pyrotechnik ist darüber hinaus nicht hilfreich beim Antrag auf
Akkreditierung.“ Letztlich wurde der Zugang zu den exklusiven Zonen im
Stadion doch bewilligt. In diesem Fall berief sich der Verein bei seinen
Bedenken auf eine vom DFB formulierten „Zusatz zur Fotografenerklärung“.
Darin steht, dass „der Fanfotograf keine gewaltverherrlichenden Bilder oder
visualisierte Straftaten veröffentlicht“. Auch diffamierende Fotos von
Vereinsfunktionären sollen ausdrücklich unterlassen werden.
Mainz 05 hat nun in dieser Saison gegenüber dem Freiburger Fanreporter sehr
konkret formuliert, was aus Sicht des Vereins zensiert werden muss: „Sollte
es zum Einsatz von Pyrotechnik kommen, ist es dem Fotografen nicht erlaubt,
hiervon Aufnahmen aus dem Innenraum zu machen. Bei Zuwiderhandlung behalten
wir uns das Recht vor, den Fotografen aus dem Stadion zu verweisen und die
Bilder löschen zu lassen.“ Der Klub erklärt: „Im Fall des benannten
Fanfotografen des SC Freiburg wurden auf dessen Referenz-Webseite unerlaubt
angefertigte Videos aus dem Stadioninnenraum sowie Fotos vom Zünden von
Pyrotechnik (einer Straftat) mit unkenntlich gemachten Gesichtern der
Straftäter abgebildet.“ Aus diesem Grund halte man den Hinweis für
gerechtfertigt, dass die Zugangsberechtigung nicht zur Darstellung und
Verherrlichung von Straftaten genutzt werden dürfe.
## Einfluss auf Außenwahrnehmung der Vereine
Auf Nachfrage zu den bisweilen umfangreichen Beschränkungen der Fanreporter
erklärt der DFB lediglich: „Die sogenannten Fanfotografen sind ein
Sonderfall und werden außerhalb der festgesetzten Medienrichtlinien
akkreditiert.“
Der Freiburger Fotograf sieht sich und seine Kollegen unter Generalverdacht
gestellt: „Uns wird oft bei Akkreditierungsanfragen vereinsschädigendes
Verhalten unterstellt, weil wir, neben Stimmungsbildern aus den Fankurven,
auch Bilder von Pyrotechnik veröffentlichen.“ Von ähnlichen Unterstellungen
berichten Fanfotografen aus Braunschweig oder Osnabrück. Beim VfL Osnabrück
durften sich in der Vergangenheit Fanfotografen sogar nur mit einem eigens
hierfür zugewiesenen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes im Innenraum
bewegen.
Der Freiburger Fotograf erklärt: „Dabei versuchen wir lediglich auf einem
anspruchsvollen Niveau die Geschehnisse beim SC Freiburg mit all seinen
Ecken und Kanten zu dokumentieren. Auch wenn wir keine hauptamtlich
arbeitenden Fotografen sind, kann der DFB noch lange keine Ansprüche darauf
stellen, wie wir berichten.“
Einige Fanreporter bewegen sich im Grenzbereich zum Journalismus und nehmen
für sich in Anspruch, die Realität möglichst genau abzubilden. Sie wollen
die Einschränkungen ihrer Arbeit nicht hinnehmen.
20 Feb 2017
## AUTOREN
Oliver Wiebe
## TAGS
Fußball
Stadionverbot
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Cottbus
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