# taz.de -- Unternehmenssteuern in der Schweiz: Bevölkerung verwirft Steuerref… | |
> Der Vorschlag der Regierung zielte auf Steuerprivilegien für ausländische | |
> Unternehmen. Der Schweiz droht nun die Schwarze Liste. | |
Bild: Ja? Nein? Ein Werbeplakat für die Volksabstimmung am Bahnhof in Bern | |
Genf taz | Die Schweizer Regierung und ihre Parlamentsmehrheit sind mit dem | |
Vorschlag gescheitert, zumindest einige von der EU und der OECD seit Langem | |
kritisierte Steuerprivilegien für ausländische Unternehmen abzuschaffen. | |
Einen entsprechenden Gesetzesvorschlag lehnte eine 60-prozentige Mehrheit | |
der Bevölkerung am Sonntag bei einer Volksabstimmung ab. | |
Der Grund: Die Regierung hatte die Abschaffung der international verpönten | |
Vergünstigungen damit verknüpft, dass 26 Kantone zugleich neue, | |
vermeintlich akzeptablere Möglichkeiten zur Steuerminderung erhalten | |
sollten. Diese wiederum würden, so befürchteten Kritiker, insbesondere für | |
Schweizer Städte zu Einnahmeausfällen in Milliardenhöhe führen. | |
Den Vorschlag für die dritte Unternehmenssteuerreform (USTR III) seit 2004 | |
hatten die Parteien der bürgerlichen Mitte und die rechtspopulistische | |
Schweizer Volkspartei (SVP) unterstützt. Zusammen verfügen sie über die | |
Mehrheit im Parlament (Nationalrat), in der Vertretung der 26 Kantone | |
(Ständerat) und in der Regierung (Bundesrat). Auch die Grünliberalen, eine | |
wirtschaftliberale Abspaltung der Grünen Partei, standen hinter der | |
Vorlage. Sozialdemokraten, Grüne und Gewerkschaften waren dagegen und | |
hatten im Herbst 2016 mit einer Referendumsinitiative die Volksabstimmung | |
erzwungen. | |
Ausgangspunkt für die Reform war gewesen, dass OECD und EU drohten, die | |
Schweiz auf die Schwarze Liste der Steueroasen zu setzen, wenn sie die | |
ermäßigte Besteuerung von ausländischen Erträgen für rund 24.000 in der | |
Schweiz tätige Holding-, Domizil- und gemischten Gesellschaften auf | |
kantonaler Ebene nicht abschaffe. Weil die Unternehmen im Gegenzug mit | |
Wegzug und dem Wegfall von 150.000 Arbeitsplätzen drohten, sollten den | |
Kantonen aber neue steuerentlastende Praktiken ermöglicht werden. Dazu | |
gehörte eine mögliche Steuerreduktion um maximal 90 Prozent für | |
Unternehmensgewinne aus Patenten und vergleichbaren Rechten. Kosten für | |
Forschung hätten zu bis zu 150 Prozent des Aufwands vom versteuerbaren | |
Firmengewinn abgezogen werden können. Zudem sollten die Kantone künftig nur | |
noch eine zinsbereinigte Gewinnsteuer erheben. Damit können Firmen auf | |
einem Teil ihres Eigenkapitals einen fiktiven Zins von den Steuern | |
abziehen. | |
Die volle Ausschöpfung all dieser Maßnahmen hätte die Unternehmensteuern in | |
der Summe um bis zu 50 Prozent reduziert, hatten die Gegner der USTR III | |
vorgerechnet. Damit hätten die Kommunen Einnahmeausfälle von bis zu 4 | |
Milliarden Franken (etwa 3,6, Milliarden Euro) jährlich verkraften müssen. | |
Kritiker befürchteten, dass in der Folge die Einkommensteuern erhöht und | |
soziale und kulturelle Dienstleistungen abgebaut worden wären. | |
Wegen dieser „großen Unausgewogenheit“ hatte sich neben den | |
Finanzdirektoren von Bern, Zürich, Genf, Biel und anderen Städten auch die | |
frühere bürgerliche Finanzministerin Eveyln Widmer-Schlumpf gegen die | |
Reform ausgesprochen. Unklar ist, ob nun internationale Sanktionen drohen. | |
12 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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