# taz.de -- Vorwahl in Frankreich: Sozialisten steuern auf Linksruck zu | |
> Bei Frankreichs Sozialisten hat sich in der ersten Runde der Vorwahl | |
> überraschend Benoît Hamon durchgesetzt. Expremier Manuel Valls landete | |
> auf dem zweiten Platz. | |
Bild: Zufrieden mit dem Ergebnis vom Sonntagabend: Ex-Minister Benoît Hamon | |
PARIS dpa | Bei der Kür ihres Präsidentschaftskandidaten stehen Frankreichs | |
Sozialisten vor einer Zerreißprobe. In der ersten Runde der Vorwahl setzte | |
sich der stramm linke Ex-Minister Benoît Hamon überraschend an die Spitze. | |
Er trifft nun in der Stichwahl am kommenden Sonntag auf den früheren | |
Regierungschef Manuel Valls, der sich mit dem zweiten Platz begnügen | |
musste. Die beiden sind programmatisch unversöhnlich und verkörpern die | |
zerstrittenen Flügel der Partei. Die Regierungspartei steckt auch infolge | |
der glücklosen Präsidentschaft von François Hollande in einer tiefen Krise. | |
Valls war ursprünglich als Favorit ins Rennen gegangen. Doch Hamon lag mit | |
36,3 Prozent gut fünf Prozentpunkte vor ihm – und bekam zudem noch am | |
Sonntagabend die Unterstützung des Drittplatzierten Arnaud Montebourg, der | |
knapp 18 Prozent holte. Damit erscheint ein Linksruck der Sozialisten | |
vorgezeichnet. | |
Valls griff Hamons Programm noch am Sonntagabend frontal an. Es gehe jetzt | |
um eine Entscheidung „zwischen nicht zu realisierenden und nicht zu | |
finanzierenden Versprechen und einer glaubwürdigen Linken, die die | |
Verantwortung für das Land übernimmt.“ Für die Stichwahl sei noch nichts | |
entschieden. | |
Die Sozialistische Partei ist nach fünf schwierigen Regierungsjahren und | |
dem Verzicht Hollandes auf eine neue Kandidatur schwer angeschlagen. Egal | |
welcher der beiden Finalisten das Rennen macht: Umfragen für die | |
Präsidentschaftswahl sehen ihn bislang abgeschlagen, zuletzt sogar auf dem | |
fünften Platz. Als Favoriten für die Stichwahl im Mai gelten der | |
Konservative François Fillon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen von der | |
Front National. | |
## 750 Euro Grundeinkommen | |
Hamon begrüßte das Ergebnis der ersten Vorwahlrunde als „klare Botschaft | |
der Hoffnung und der Erneuerung“. Er hatte vor allem mit der Forderung nach | |
einem bedingungslosen Grundeinkommen für Schlagzeilen gesorgt, das | |
langfristig 750 Euro pro Monat erreichen könnte. Die Kosten dafür werden | |
auf mindestens 300 Milliarden Euro jährlich geschätzt. | |
Valls dagegen steht für einen eher reformorientierten und | |
wirtschaftsfreundlichen Kurs und gehört damit zum rechten Flügel der | |
Sozialisten. Im Wahlkampf verteidigte er die teils heftig kritisierte | |
Regierungspolitik unter Hollande. | |
In der Schuldenpolitik will Valls etwa die europäische Defizitgrenze von 3 | |
Prozent der Wirtschaftsleistung einhalten, während Hamon ein Moratorium für | |
den Euro-Stabilitätspakt fordert, der die Drei-Prozent-Grenze setzt. Am | |
Mittwochabend treffen die beiden in einem TV-Duell aufeinander. | |
## Konkurrenz von Links | |
Die Lage für Frankreichs Sozialisten wird noch dadurch erschwert, dass das | |
linke Lager zersplittert auftritt. Unabhängig von der Vorwahl bewerben sich | |
unter anderen der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon und der aus der PS | |
ausgetretene frühere Wirtschaftsminister Emmanuel Macron um das höchste | |
Staatsamt im Élyséepalast. Der Polit-Jungstar Macron konnte zuletzt in | |
Umfragen Boden gutmachen und lag mit etwa 20 Prozent auf Platz drei. | |
Insgesamt hatten sich sieben Politiker der Sozialisten und mehrerer | |
verbündeter Kleinparteien beworben. Die Wahlbeteiligung lag nach ersten | |
Einschätzungen der Organisatoren zwischen 1,5 und 2 Millionen Wählern. Das | |
ist weniger als bei der linken Vorwahl vor fünf Jahren und deutlich weniger | |
als beim bürgerlichen Lager, wo im November mehr als 4 Millionen Menschen | |
abstimmten. Abstimmen konnten alle Franzosen, die im Wählerregister stehen, | |
sie mussten sich aber per Unterschrift zu den Werten des linken Lagers | |
bekennen. | |
23 Jan 2017 | |
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