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# taz.de -- Begnadigung von Mörderin in Frankreich: Politiker jubeln, Richter …
> Die Frau hatte 2012 ihren gewalttätigen Ehemann erschossen. Hollande
> hatte sich mit der Begnadigung gegen die Entscheidung mehrerer Gerichte
> gestellt.
Bild: Die Debatte um ihre Begnadigung schlägt hohe Wellen
Paris afp | Die Begnadigung einer wegen des Mordes an ihrem gewalttätigen
Ehemann verurteilten Französin hat ein geteiltes Echo hervorgerufen.
Während französische Politiker über die Parteigrenzen hinweg die
Entscheidung von Staatschef François Hollande begrüßten, warf ihm ein
Richterverband am Donnerstag eine „heuchlerische“ Entscheidung vor. Der
Sozialist habe sich mit der Begnadigung von Jacqueline Sauvage über die
Entscheidung gleich mehrerer Gerichte hinweggesetzt und damit der Justiz
geschadet.
Hollande hatte am Mittwoch die wegen des Mordes an ihrem Ehemann zu zehn
Jahren Haft verurteilte Sauvage begnadigt. Die 69-Jährige wurde noch am
Abend aus dem Gefängnis verlassen. Es war der Schlusspunkt in einem Fall,
der die Gemüter in Frankreich schon seit Jahren erhitzt.
Sauvage hatte ihren Mann 2012 nach 47 Ehejahren mit Gewehrschüssen in den
Rücken getötet. Vor Gericht gaben sie und ihre Töchter an, von ihm
jahrelang geschlagen und missbraucht worden zu sein.
Als Opfer häuslicher Gewalt wurde Sauvage für viele Franzosen zu einer
Symbolfigur – ihre Verurteilung zu zehn Jahren Haft sorgte deswegen bei
vielen für Empörung. Hunderttausende Menschen unterschrieben Petitionen, in
denen eine Begnadigung der Frau gefordert wurde.
## Gerechtigkeit und Heuchelei
Staatschef Hollande sprach im Januar aber zunächst nur eine teilweise
Begnadigung aus. Diese ermöglichte es Sauvage, einen Antrag auf vorzeitige
Haftentlassung zu stellen. Zwei Gerichte wiesen die Anträge aber ab und
begründeten dies unter anderem damit, dass der Frau die Einsicht fehle und
sie sich als Opfer darstelle. Hollande sprach daraufhin am Mittwoch – einen
Tag nach Sauvages 69. Geburtstag – eine vollständige und endgültige
Begnadigung aus, die sofortige Wirkung hatte.
Zeitungskommentatoren lobten Hollande dafür am Donnerstag einmütig und
sprachen von einem Akt der „Gerechtigkeit“. Auch politische Gegner
begrüßten die Entscheidung des Staatschefs.
Der Richterverband USM warf Hollande dagegen vor, die Unabhängigkeit der
Justiz nicht zu respektieren. Die USM-Vorsitzende Virginie Duval sagte im
Sender France Info, der Präsident setze sich über richterliche
Entscheidungen hinweg, „um der öffentlichen Meinung zu gefallen“. Damit
werde eine „Büchse der Pandora“ geöffnet.
29 Dec 2016
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
häusliche Gewalt
Francois Hollande
Begnadigung
Kiel
Sexualisierte Gewalt
Europäische Kommission
häusliche Gewalt
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