# taz.de -- Neues Preissystem der Deutschen Bahn: Flexibel war gestern | |
> Rückfahrkarten der Deutschen Bahn gelten nur noch an einem bestimmten Tag | |
> – statt wie bisher vier Wochen. Kommuniziert wurde das kaum. | |
Bild: Genießen sie das Leben in vollen Zügen | |
BERLIN taz | Mehr als eine halbe Million Menschen sind an Weihnachten mit | |
der Bahn gefahren – so viele wie nie zuvor. Und bisher war das eine Sache | |
ohne Risiko: Wem es mit der Familie zu anstrengend war, konnte gleich am | |
25. Dezember wieder zurückfahren. Wenn das Feiern mit Verwandten oder | |
Freunden länger dauerte als geplant, fuhr man einfach ein paar Tage später | |
zurück. Denn: Bei einem Bahnticket zum Normalpreis konnte die Rückfahrt | |
bisher an einem beliebigen Datum innerhalb von vier Wochen nach der | |
Hinfahrt erfolgen. | |
Doch das ist nun vorbei. Seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember gelten | |
Fahrkarten nur noch am vorher ausgewählten Datum. Reisen unter 100 | |
Kilometern müssen komplett an diesem Tag durchgeführt werden, bei längeren | |
Strecken muss man die Fahrt an diesem Tag beginnen und darf sie noch am | |
nächsten Tag fortsetzen. Wer früher oder später unterwegs ist, etwa weil | |
ein Termin ausfällt oder neu dazukommt, muss das Ticket für 19 Euro Gebühr | |
stornieren und ein neues kaufen. | |
Der Fahrgastverband Pro Bahn hält nichts von dieser neuen Regelung. „Das | |
ist schwachsinnig“, sagte Sprecher Karl-Peter Naumann der taz. „Es nervt | |
alle Kunden, die flexibel sein wollen.“ Die Bahn verteidigt das neue Modell | |
hingegen. Umfragen zufolge spiele die Flexibilität beim Reisedatum für die | |
meisten Fahrgäste keine Rolle, sagte eine Sprecherin. Am Kundentelefon | |
berichtet eine Bahnmitarbeiterin hingegen von „vielen Beschwerden“. | |
Die Änderung steht im Zusammenhang mit dem Ziel der Bahn, die Züge | |
gleichmäßiger auszulasten. Um das zu erreichen, will das Unternehmen von | |
Januar an auch den Normalpreis (die mittlerweile offiziell „Flexpreis“ | |
heißt) variieren: An stark nachgefragten Tagen, vor allem freitags und | |
sonntags oder vor Feiertagen, können Tickets dann bis zu 2,9 Prozent teurer | |
sein, an Tagen mit wenig Auslastung dagegen 2,9 Prozent günstiger. Und das | |
funktioniert natürlich nur, wenn die Fahrscheine an einen bestimmten Tag | |
gebunden sind. | |
Dass das klappt, bezweifelt Pro-Bahn-Sprecher Naumann allerdings. „Um drei | |
Euro zu sparen, fährt doch niemand an einem anderen Tag“, sagt er. Zudem | |
gibt es für Kunden, denen ein günstiger Preis wichtiger ist als ein | |
bestimmter Reisetermin, schon den deutlich verbilligten Sparpreis, bei dem | |
man sich auf einen bestimmten Zug festlegen muss. Naumann kritisiert zudem, | |
dass die Änderung nur „dürftig“ kommunziert wurde. Tatsächlich wurde die | |
Einführung fester Reisetage in der Pressemitteilung zum Fahrplanwechsel | |
nicht erwähnt. Auch auf der Bahn-Webseite ist sie nur versteckt zu finden. | |
Um allzu viel Ärger mit Fahrgästen zu vermeiden, die länger als geplant | |
unterm Tannenbaum geblieben sind, hat die Bahn ihre Kontrolleure „für eine | |
Übergangszeit zur Kulanz angehalten“, sagte die Bahn-Sprecherin der taz. | |
Was das genau heißt, lässt sie offen. Am Kundentelefon gibt es dazu | |
widersprüchliche Aussagen. Aber immerhin bekommt man dort einen Tipp, wie | |
sich Stornogebühren bei geänderten Rückfahrterminen vermeiden lassen: „Wer | |
flexibel bleiben will, sollte künftig lieber getrennte Tickets für Hin- und | |
Rückfahrt buchen.“ | |
28 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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