# taz.de -- Weihnachtsgrüße von Sportfunktionären: Es lebe der Sport! | |
> Die Funktionärsgrößen Jelena Issinbajewa, Gianni Infantino und Thomas | |
> Bach verkünden die wunderbare Botschaft des globalen Sports. | |
Bild: Er liebt Fußball und er liebt Russland: Gianni Infantino | |
Werte Leser in Deutschland, | |
ich bin tief enttäuscht und dennoch voller Hoffnung, dass es im kommenden | |
Jahr Gerechtigkeit gibt für den russischen Sport. Was wir alle brauchen, | |
von Moskau bis Wladiwostok, das ist Genugtuung, Balsam auf unsere verletzte | |
Seele. Mein Großvater sagte immer: Beschuldige nicht den Spiegel, wenn dein | |
Gesicht schief ist. Eines von diesen wunderbaren russischen Sprichwörtern. | |
Für mich heißt das: Wie kann sich der Westen erdreisten, uns systematisches | |
Staatsdoping vorzuwerfen, wenn er doch selber EPO-Ampullen im Schrank hat. | |
Auch in anderen Ländern wie Amerika, England, Deutschland, Kenia – meine | |
Finger genügen zur Aufzählung gar nicht – wurden Sportler wegen Dopings | |
gesperrt. Es passiert überall. Und wo ist da der Aufschrei, frage ich mich. | |
Und jetzt, da ich Chefin der Antidopingbehörde Russlands geworden bin, | |
frage ich mich das noch viel mehr als früher. Ich sehe nun ganz direkt, | |
dass alles sauber läuft bei uns. Ich bezweifle, dass uns konkrete Beweise | |
für eine Schuld vorgelegt werden können. Ich meine: echte Beweise und nicht | |
diese hanebüchenen Berichte der Wada. Da wird nur mit Verdächtigungen | |
operiert. | |
Erst heißt es, über 30 Biathleten seien gedopt, und dann werden doch nur | |
zwei gesperrt. Noch Fragen? Jetzt, da ich auch im IOC als | |
Athletenvertreterin sitze, möchte ich noch einmal mit allem Nachdruck | |
sagen: Sollen doch all die pseudosauberen ausländischen Sportler sehen, | |
dass sie sich mit den Falschen angelegt haben! Mit mir, mit uns, mit | |
Wladimir Putin, der zum Glück etwas gegen diese, mit Verlaub, Scheißkerle | |
unternimmt. Er ist ein wunderbarer Führer, dessen Einladung auf den | |
Luftwaffenstützpunkt Latakia in Syrien ich gern angenommen habe. | |
Was ich dort gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Ich musste an 2008 | |
denken, als ich in Peking olympisches Gold gewann und mich bei meiner | |
Heimkehr wie der frisch aus dem Weltraum zurückgekehrte Juri Gagarin | |
fühlte. Ich sah in Syrien den starken russischen Bären, wie er brüllte und | |
seine Tatze schwang und gleichzeitig alle einlud, sich in sein weiches Fell | |
zu kuscheln. Jeder Start eines Jets war wie ein Wiegenlied für uns, auf das | |
wir warteten, um einschlafen zu können. Unsere Soldaten sind zugänglich, | |
zugleich so stark, sicher. Echte Männer. Hier ist es überhaupt nicht | |
schrecklich, hier ist alles durchdrungen von einem solchen Patriotismus, | |
einem solchen Stolz, Mut, von Heldentum. | |
Ich habe mich gefühlt wie in einer Arena, ich halte den Stab in den Händen, | |
laufe an und springe über fünf Meter mit einer Leichtigkeit, wie es mir in | |
meinen besten Tagen nun einmal zu eigen war. Keine andere Frau kann über | |
fünf Meter springen. Ich hätte diese Höhe auch in Rio geschafft, aber eine | |
Intrige verhinderte meinen Start, eine unglaubliche Ungerechtigkeit, denn | |
in meiner gesamten Karriere wurde ich nie positiv getestet, niemals wurden | |
mir Mittel gespritzt, niemals nahm ich Pillen. Babuschka hat mir, als ich | |
noch eine junge Athletin in Wolgograd war, immer einen Sud aus Heidelbeeren | |
gekocht, später aß ich viel Honig aus Sibirien, aber viel mehr war da | |
nicht, außer natürlich das unglaublich harte Training. Jeden Tag. | |
Mindestens zwei Einheiten. Dafür sind die russischen Athleten berüchtigt. | |
Für nichts anderes. Wenn sich der verweichlichte Westler nicht mehr | |
schinden kann und gegen uns verliert, wessen Schuld ist das bitteschön? | |
Unsere? Njet. Die glauben, unsere Stärke, unser Vorsprung könne nur von | |
Doping herrühren. Eine einzige Perfidie. Ein politischer Komplott. Das ist | |
so durchsichtig, dass man es dem russischen Volk gar nicht erst erklären | |
muss, das sieht es von selbst. | |
Ich fordere hiermit auch die Medien in Deutschland auf, unhaltbare | |
Unterstellungen nicht weiter zu verbreiten. Es sind Fake News in | |
Reinkultur. | |
Schöne Grüße | |
Ihre Jelena Issinbajewa | |
Übersetzung: Markus Völker | |
Liebe Fußballfreunde im Sommermärchenland, | |
für das neue Jahr und für den Fußball überhaupt wünsche ich mir, dass wir | |
dabei helfen, Kindern überall auf der Welt ein Lächeln auf die Augen zu | |
zaubern, weil sie einen Ball haben und damit Fußball spielen können. Die | |
Leidenschaft der Menschen, der Fans und der Spieler, der Fußball spielenden | |
Jugendlichen und aller, die mit dem Fußball zu tun haben, ist herzerwärmend | |
und lässt die Zukunft in hellem Licht scheinen. Deshalb werde ich auf | |
unsere Werbepartner zugehen, auf die TV-Rechteverwerter und auf unsere | |
Sponsoren. Und ich bin mir sicher, dass sich die Geldflüsse erhöhen werden, | |
dass wir uns um die Zukunft der Fifa keine Sorgen zu machen brauchen. Ich | |
würde sagen, es gibt keine Grenzen nach oben, wenn wir uns die Frage | |
stellen, was gut für den Fußball ist. | |
Die Fifa sollte sich nicht dafür schämen, dass sie Geld verdient, sie | |
sollte vielmehr stolz darauf sein. Sie sollte auch stolz darauf sein, Geld | |
in den Fußball zu investieren. Die 13.000 Dollar, die ich dem Verband für | |
Matratzen in Rechnung gestellt habe, stellen in dieser Hinsicht ein ebenso | |
sinnvolles Investment dar wie die 9.000 Dollar für ein Fitnessgerät, die | |
1.500 Dollar für meinen neuen Smoking, die 900 Dollar für Blumen und die | |
1.300 Dollar für sechs Paar Fußballstiefel. | |
Obwohl ich lange der Meinung war, dass mein Jahresgehalt in Höhe von 1,4 | |
Millionen Dollar nicht unbedingt dem entspricht, was einem Präsidenten der | |
Fifa zusteht, habe ich mich schlussendlich darauf eingelassen. In | |
Anbetracht der Missverständnisse und der falschen Angaben über diesen | |
Prozess und meine Entschädigung freue ich mich, dass diese Angelegenheit | |
gelöst ist und dass ich nun seit August einen signierten und gültigen | |
Arbeitsvertrag habe. | |
Als es darum ging, einen neuen Fifa-Präsidenten zu wählen, habe ich | |
vorgeschlagen, das Teilnehmerfeld der Weltmeisterschaft von 32 auf 40 Teams | |
zu erweitern. Dann habe ich noch einmal nachgerechnet. 40 Teams wären nur | |
19 Prozent der Fifa-Mitglieder. Das wäre nicht viel im Vergleich zu den | |
Kontinentalturnieren, bei denen diese Quote zwischen 30 und 100 Prozent | |
liegt. Wenn bei der WM 2026 nun 48 Mannschaften teilnehmen, kann das nur | |
ein erster Schritt auf dem Weg zur 100-Prozent-Quote sein. Und wenn bald | |
schon 32 Teams an der Klub-WM teilnehmen, kann auch dies nur ein erster | |
Schritt auf dem Weg der Integration aller Ligen der Erde in diesen | |
Wettbewerb sein. | |
Bei der um acht Teams erweiterten Europameisterschaft in Frankreich haben | |
wir ja gesehen, welche Begeisterung dieses Event in vielen, vielen, vielen, | |
vielen Ländern ausgelöst hat. Wir müssen begreifen, dass solche Events mehr | |
sind als nur ein Wettbewerb, sie sind gesellschaftliche Ereignisse in der | |
ganzen Welt. Fußball ist ein Weltsport. Wir können ihn einfach nicht auf | |
ein paar Länder begrenzen. Fußball ist mehr als Europa und Südamerika. | |
Fußball ist die Welt. | |
Das kommende Jahr steht ganz im Zeichen des Confederations Cup in Russland. | |
Mit seinen acht Teilnehmern ist er längst an eine Grenze nach unten | |
gestoßen, und wir denken über seine Zukunft nach. Wenn wir 2022 ein WM im | |
Winter haben, wäre es da nicht sinnvoll, das Turnier künftig im November | |
auszutragen? Und wie viele Teams sollen mitwirken? | |
Schon jetzt aber verspüren wir große Vorfreude auf das Weltturnier, das | |
2018 in Russland stattfinden wird. Ich verspreche der ganzen Welt, dass | |
wir, dem russischen Volk sei Dank, 2018 die beste WM präsentieren werden, | |
die je stattgefunden hat. Ich selbst freue mich schon darauf, meine neu | |
erworbenen Russischkenntnisse endlich anwenden zu dürfen. Die zwei | |
schönsten Sätze, die ich gelernt habe, möchte ich Ihnen an dieser Stelle | |
nicht vorenthalten. Ja lublju futbol. Ja lublju Rossiju. Ich liebe Fußball. | |
Ich liebe Russland. | |
Ihr Fifa-Präsident | |
Gianni Infantino | |
Protokoll: Andreas Rüttenauer | |
Liebe olympische Freunde, | |
ganz bewusst möchte ich dieses Mal meinen Ausblick für das kommende Jahr in | |
schriftlicher Form übermitteln. Meine Reden bei der Eröffnungs- und der | |
Schlussfeier der Olympischen Spiele in Rio in diesem Jahr wurden mehrmals | |
von Beifall unterbrochen. Die Hälfte der Weltbevölkerung hat zugeschaut. | |
Ich weiß, wie groß die Verantwortung eines IOC-Präsidenten ist. Das macht | |
mich demütig. | |
Zweifellos haben die jüngsten Entwicklungen einen Schatten auf den | |
Weltsport geworfen. Wir leben in einer Welt, in der Selbstsucht und | |
Egoismus an Boden gewinnen, sich gewisse Menschen über andere stellen | |
wollen. | |
Für mich gilt Erschrecken. In Teilen auch innere Wut. Aber weder Wut noch | |
Angst sind gute Ratgeber. Deswegen muss man sich in verantwortlicher | |
Position sofort die Frage stellen: Wie ist damit umzugehen? Was kann man | |
dafür tun, dass sich so was hoffentlich nie mehr wiederholt? | |
Es steht viel auf dem Spiel. Vom Fairplay über Globalität bis hin zu | |
Innovation, Modernität, Respekt und Inklusion geht es um einen ganzen | |
Strauß von positiven Werten. Und es geht um einen erschreckenden und | |
beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen | |
Spiele. | |
Ich habe mit dem neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump über einige | |
Weltregionen gesprochen und über die Zusammenarbeit des IOC mit den | |
Vereinten Nationen. Es war ein sehr konstruktives und gutes Gespräch. | |
Und wenn Sie sehen, dass der Papst den IOC-Präsidenten zusammen mit dem | |
UN-Generalsekretär einlädt, um mit ihnen gemeinsam ein Forum zur | |
Wertediskussion in Sport und Glauben zu eröffnen, dann wissen Sie, dass das | |
nicht erfolgen würde, wenn keine Glaubwürdigkeit da wäre und kein Vertrauen | |
in die langfristige positive Entwicklung des IOC. | |
In all den Gesprächen, die ich mit Politikern geführt habe, wurde | |
andererseits immer deutlich, dass für sie Olympische Spiele in diesen enorm | |
fragilen, kriegerischen, von Gewalt geprägten Zeiten das einzige Ereignis | |
sind, das die ganze Welt noch unter einem Dach zusammenbringt. Sie sollten | |
deshalb nicht politisch vereinnahmt werden. Ich habe bei meinem letzten | |
Besuch in Tauberbischofsheim gespürt, dass dieses Thema brodelt, dass es | |
die Menschen betrifft. | |
Deswegen möchte ich Ihnen zuhören und mit allen von Ihnen einen andauernden | |
Dialog führen. Dafür nutze ich auch meinen Diplomatenpass. Sie sollen | |
wissen, dass meine Tür, meine Ohren und mein Herz Ihnen immer offen stehen. | |
Wir teilen die Bedenken, ob in Tauberbischofsheim oder anderswo. Es darf | |
nicht eine einzige Stunde verloren gehen. Es ist Zeit zum Handeln. | |
In dieser olympischen Welt gibt es nur ein weltumspannendes Recht für | |
jedermann, in dieser olympischen Welt sind wir alle gleich. In dieser | |
olympischen Welt können wir erkennen, dass die Werte für alle Menschen | |
stärker sind als die Kräfte, die uns zu spalten trachten. Ihr sendet eine | |
Botschaft der Hoffnung für die Millionen Flüchtlinge auf der ganzen Welt | |
aus. | |
Nach jeder Niederlage wartet ein neuer Sieg! Nun leistet Ihr mit Eurem | |
großartigen Talent und Eurer Menschlichkeit einen großen gesellschaftlichen | |
Beitrag. | |
Aber auch hier gilt, was in der Politik gilt. Die angeblich so einfachen | |
Lösungen entsprechen nicht immer der Komplexität der Probleme und der | |
faktischen Lage. Die große Linie muss stimmen, die Vision zählt. | |
Vor dem neuen anstehenden Jahr will ich an Euch appellieren: Achtet Euch, | |
achtet einander, achtet die olympischen Werte, dank derer die olympische | |
Bewegung so einzigartig ist – für Euch und die ganze Welt. Lasst uns dieses | |
großartige Weltorchester, das IOC, auch 2017 zusammen in Harmonie führen. | |
Für eine strahlende Zukunft! | |
Herzlichst Ihr demütiger | |
Präsident Thomas Bach | |
Protokoll: Johannes Kopp | |
25 Dec 2016 | |
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