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# taz.de -- Die Wahrheit: Ein Grippenspiel
> Gegen Erkältungen helfen viel Ignoranz und Pseudoephedrin. Gegen einen
> Kater hingegen hilft kein Wasser.
Bild: Was oben reinkommt …
Einer der häufigen Wortverwechsler meiner Kindheit war – neben dem jedem
Menschen bekannten Terroristen/Touristen, und dem vor allem bei „John
Maynard“ verdächtig klingenden Gicht/Gischt (Hä? Wieso schäumt das um den
Bug, was der Großvater von Little Lord Fauntleroy in den Fingergelenken
hat? Diese komische Erwachsenenwelt …) – das Wortpaar Grippe/Krippe.
Das fiel mir unlängst, an Weihnachten nämlich, wieder ein, als ich das eine
hatte, das andere aber nicht. Bin ja orthodoxe Atheistin.
Deshalb konnte mir auch nicht der liebe Gott helfen, dem Virus (oder der
Verkühlung) den Garaus zu machen, sondern ich musste auf probate, vom
Teufel gemachte Hausmittel zurückgreifen: die Rosskur (heißer Rum mit
Zitrone und Honig), die einen alles Kranke prima ausschwitzen lässt.
Die dennoch anhaltende Schlappheit der folgenden Tage bekämpfte ich mit den
billigsten Apotheken-Grippetabletten, die Pseudoephedrin enthalten – ein
Zauberzeug, das einen den ganzen Tag fit, wach und konzentriert am
Schreibtisch hält und ein „Grippenspiel“ nach dem anderen texten lässt,
sogar in der exotischen Variante „Vogelgrippenspiel“. Obwohl man ja
eigentlich mit verstopfter Nase und gedämpftem Gehirn in den Seilen hängen
und die Krankheit „auskurieren“ sollte.
## Keine Aufmerksamkeit verschenken
Aber, ehrlich gesagt, halte ich überhaupt nichts vom „Auskurieren“. Das
„Auskurieren“ hat es bei mir noch nie gebracht – eine vorübergehende
Erkältungskrankheit ist weder schneller vorbei, noch ist sie angenehmer,
wenn man sich richtig auf sie einlässt. Im Gegenteil. Wie ein ADHS-Patient
kommt sie erst richtig zum Zuge, wenn man ihr die gewünschte Aufmerksamkeit
schenkt.
Nach Jahrzehnten der Erfahrung und Unmengen besorgter Tipps von
Freundinnen, die auf Kosmetikwerbesprech wie „Ruhe gönnen“ und „auf den
Körper hören“ schwören, bin ich wieder der Ansicht, der ich bereits mit 19
war: Kleinere Krankheiten kann man genauso gut komplett ignorieren – davon
werden sie nicht stärker.
In diesem Zusammenhang (und passend zur weihnachtlichen Juhnke-Schleife)
finde ich übrigens auch den Tipp mit dem Glas Wasser zwischen den Drinks
total unsinnig: Klar, wenn man anstatt eines alkoholischen Getränks ein
Glas Mineralwasser tränke und es bei der gleichen Gesamtanzahl der Drinks
pro Abend belassen würde, dann! Aber das macht ja niemand.
Ich trinke meist zusätzlich Unmengen von Gratis-Leitungswasser und muss
dann andauernd auf Toilette – das ist die einzige Wirkung. Der Kater
dagegen ist genau gleich, nämlich ohnehin sehr verfassungsabhängig.
Die Mehr-Wasser-Mär ist ein Verkaufstrick der Mineralwasserindustrie, der
daraus erwuchs, dass der Verband Deutscher Mineralbrunnen sich darüber
ärgerte, vom Weihnachtsgeschäft nicht wie alle anderen profitieren zu
können, weil normalerweise kein Mensch bei erhöhtem Feieraufkommen mehr
Wasser trinken würde. Aber das habe ich ja jetzt durchschaut und
publiziert. Der finanzielle Dolchstoß wird der Wassersprudler-Katastrophe
gleichen.
6 Jan 2017
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Grippe
Alkohol
Männer
Urlaub
Handtaschen
Urin
Einkaufen
Tierwelt
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