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# taz.de -- Mobilität in Niedersachsen: Fahrlehrer für Führerschein mit 16
> Weil sich die Fahrerlaubnis mit 17 Jahren bewährte, will
> Ausbilder-Verband nun 16-Jährige in Begleitung ans Steuer lassen. Dafür
> müsste EU-Recht geändert werden. Der Minister lädt zum runden Tisch
Bild: Fahren Lernen: Geht die Initiative von Niedersachsen durch, beginnt der U…
HAMBURG taz | Sehr umstritten war die Idee eines Führerscheins mit 17
Jahren, als sie 2004 der damalige FDP-Verkehrsminister Walter Hirche
durchsetzte. Sogar der Autofahrerclub ADAC war dagegen. Die Sorge war, dass
sich die Zahl der Unfallopfer erhöhen könnte. Doch inzwischen ist klar: Das
Gegenteil trat ein. Nun fordert der Fahrlehrerverband Niedersachsens in der
Hannoverschen Allgemeinen, schon 16-Jährige ans Steuer zu lassen.
Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) begrüßt das und lädt
Experten zum „runden Tisch“ ins Ministerium.
Junge Fahranfänger sind häufig in Verkehrsunfälle verwickelt. Die Idee des
Führerscheins mit 17 Jahren besteht darin, dass junge Menschen von
Erwachsenen begleitet Fahrpraxis bekommen, quasi mit „Babysitter“. Bis zu
drei Personen – Vater, Mutter, Oma oder andere – können als Begleitperson
eingetragen werden, sofern sie über 30 Jahre alt sind, seit mindestens fünf
Jahren fahren und maximal einen Punkt in Flensburg haben. Dies sei eine Art
„verlängerter Fahrunterricht durch Hilfslehrer“, sagt der
FDP-Verkehrsexperte Jörg Bode.
Niedersachsen startete 2004 besagten Modellversuch, der wissenschaftlich
begleitet wurde. Gegenüber einer Kontrollgruppe von Fahranfängern, die
ihren Führerschein regulär mit 18 Jahren machten, hatten die Teilnehmer
nach der Begleitphase 28,5 Prozent weniger Unfälle verursacht und rund 20
Prozent weniger Verkehrsverstöße begangen. Seit 2008 kann in jedem
Bundesland der Führerschein mit 17 Jahren gemacht werden. In Niedersachsen
legt die Hälfte schon mit 17 die Fahrprüfung ab. Und sie fallen seltener
durch als Ältere.
Doch die Zeit, in der die 17-jährigen Führerscheininhaber begleitet fahren,
ist oft knapp, darauf verweist jetzt der niedersächsische
Fahrlehrerverband. „Viele machen das nur ein halbes oder ein Vierteljahr“,
sagt der Vorsitzende Dieter Quentin. Der Führerschein mit 16 Jahren gäbe
mehr Spielraum.
Schon im Jahr 2013 beim 51. Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar hatte
sich ein Arbeitskreis zur Fahrausbildung einhellig dafür ausgesprochen,
eine „Absenkung des Eingangsalters zur Verlängerung des Lernzeitraumes“ und
damit einen Führerschein mit 16 Jahren zu prüfen. Doch die Idee wurde nicht
weiter verfolgt.
Unter anderem gibt es rechtliche Grenzen. Da die Europäische Union (EU) den
Führerschein ab 17 Jahren erlaubt, war die erste Herabsenkung von 18 auf 17
Jahren EU-rechtlich kein Problem. Weiter runter geht es aber nicht. Da
müsste man richtig dicke Bretter bohren, hört man aus dem
Verkehrsministerium.
„Ich kann mir durchaus vorstellen, dieses Erfolgsprojekt auszuweiten“, sagt
Minister Olaf Lies. „Das Argument, dass viele junge Leute zum Beispiel
wegen schulischer Belastung die mögliche Zeitspanne zwischen 17 und 18
Jahren nicht voll ausschöpfen, ist nicht von der Hand zu weisen.“
Keinesfalls ginge es darum, junge Leute früher unbegleitet ans Steuer zu
lassen.
Lies wolle jetzt Experten von Polizei, Versicherungswirtschaft, ADAC,
Landesverkehrswacht und den Fahrlehrerverband zu sich einladen, um das
Thema zu erörtern. Sollte man sich gemeinsam für diesen Weg entscheiden,
müsste Niedersachsen eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen, „mit
dem Ziel, am Ende das entsprechende EU-Gesetz zu ändern“.
Klappt das, könnten künftige Fahrschüler gar schon mit 15,5 Jahren mit dem
Unterricht beginnen. Bedenken, dass dies zu früh ist – immerhin traut man
Kinder auch das sichere Radfahren erst ab 13, 14 Jahren zu – hat
Verbandssprecher Quentin nicht. „Sicher sind bestimmte kognitive und
psychomotische Fähigkeiten erforderlich“, sagt er. Doch schon heute traue
man 16-Jährigen zu, den Führerschein der Klasse A1 für ein Leichtkraftrad
mit bis zu 125 Kubikmeter Hubraum zu machen. „Damit kann man auch schon 100
fahren“, sagt er. Zudem dürften in der Landwirtschaft 16-Jährige schon
Trecker und bis zu 40 Tonnen schwere Zug-Kombinationen fahren. „Da ist der
Gesetzgeber ganz schmerzfrei.“
Es spreche viel dafür, das Thema im Landtag anzusprechen, sagt
FDP-Fraktionsvize Jörg Bode. „Wenn es sinnvoll ist, schon ab 16 Jahren in
Begleitung zu fahren, um Unfälle zu vermeiden, darf es nicht am Europarecht
scheitern.“ Rot-Grün solle „alle politischen Hebel“ in Gang setzen.
Ökonomische Interessen steckten nicht hinter dem Vorstoß, heißt es im
Ministerium. Schließlich mache jeder nur einmal Führerschein. Abseits der
Großstädte sei der für die meisten Menschen beruflich notwendig, sagt
Quentin. Und dass ein selbstfahrendes Auto die menschlichen Fahrkünste
überflüssig macht, werde „in den nächsten Jahrzehnten nicht passieren“.
5 Jan 2017
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Führerschein
Autofahrer
Ausbildung
Verkehrsunfälle
Borussia Dortmund
Führerschein
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