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# taz.de -- Bargeldprobleme in Simbabwe: Der Anschein eines Geldscheins
> Weil Simbabwe keine Währung hat, gibt es Schuldscheine. Die
> Dezembergehälter im öffentlichen Dienst wurden nicht gezahlt.
Bild: Gerade vor Weihnachten bilden sich nun gigantische Warteschlangen vor den…
Harare/Johannesburg taz | Anastacia Machingambi wartet schon eine Woche
darauf, Geld abheben zu können. Sie gehört zu den mehreren tausend
Menschen, die in Simbabwes Hauptstadt Harare mittlerweile sogar die Nächte
vor den Banken verbringen, um an Bargeld zu kommen. Eigentlich will sie nur
100 US-Dollar für Weihnachten – aber die Banken haben kein Geld.
Daran ist die Regierungspartei Zanu/PF (Simbabwe Afrikanische
Nationalunion/Patriotische Front) von Präsident Robert Mugabe schuld,
findet Machingambi und sagt: „Es ist höchste Zeit, dass alle religiösen und
politischen Gruppen sich zusammenschließen, um diese Misswirtschaft zu
beenden.“
Simbabwe hat seit Jahren keine eigene Währung mehr und benutzt Geldscheine
anderer Länder. Eine neue Parallelwährung soll nun die Geldknappheit
beseitigen. Anfang Dezember begann die Zentralbank, die ersten
simbabwischen „Schuldscheine“ in Umlauf zu bringen. Die Scheine im Wert von
2 und 5 US-Dollar können theoretisch eins zu eins gegen richtige US-Dollar
eingetauscht werden.
Aber die Menschen vertrauen dieser Währungsreform nicht. Sie fürchten eine
Wiederkehr der Hyperinflation, die Simbabwe vor zehn Jahren in den
wirtschaftlichen Ruin trieb: Im Jahr 2008 konnte man mit einem
100-Milliarden-Zim-Dollarschein gerade mal ein Busticket kaufen.
Die Regierung schaffte damals die eigene Währung ab und führte 2009
ausländische Währungen wie etwa den Euro, den US-Dollar oder den
südafrikanischen Rand als Zahlungsmittel ein. Die Regierung erhoffte sich
durch diese Maßnahme ein Ende der Teuerung und wollte eine eigene Währung
erst wieder einführen, wenn das Land wieder eine eigene produzierende
Wirtschaft hat. Allerdings erholte sich Simbabwe bis heute nicht von der
Wirtschaftskrise. Die Zentralbank gab im Juni 2015 die endgültige
Abschaffung der einheimischen Währung bekannt.
## „Schuldscheine“ als Parallelwährung zum US-Dollar
Es gibt aber nicht genug ausländische Geldscheine. Die schwachen Exporte
führten zu verstärkter Knappheit an US-Dollar, Arbeiter konnten nicht mehr
bezahlt werden. Daher nun die Einführung der „Schuldscheine“ als eigene
Parallelwährung zum US-Dollar.
Proteste gegen die Einführung der Schuldscheine sind von der Polizei brutal
niedergeschlagen worden. Ihr Gesamtvolumen lag zunächst bei 10 Millionen
US-Dollar und soll Schritt für Schritt auf 200 Millionen Dollar erhöht
werden. Aber bis jetzt sind nur Scheine im Gegenwert von 29,6 Millionen
US-Dollar in Umlauf gebracht worden – viel zu wenig für die 14 Millionen
Einwohner. Gerade vor Weihnachten bilden sich nun gigantische
Warteschlangen vor den Banken.
„Die Zentralbank wird ihr Bestes tun, um weitere Scheine einzuführen, aber
das wird das Bargeldproblem nicht über Nacht lösen“, warnte Finanzminister
Patrick Chinamasa. Vor dem Parlament gestand er ein, dass die Zentralbank
einfach nicht hinterherkommt.
Verschärfend kommt hinzu, dass die Dezembergehälter im öffentlichen Dienst
nicht gezahlt worden sind. Es soll sie erst im Januar geben.
Ungerührt stellte Zanu/PF am vergangenen Wochenende den 92-jährigen Mugabe
erneut als Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl 2018 auf. Mugabe
wird dann 94 Jahre alt sein. In ihrer Vorlage für ihren Parteitag warf die
Regierungspartei der Opposition vor, soziale Unzufriedenheit zu schüren und
damit „die Sicherheitslage des Landes zu beeinträchtigen“.
23 Dec 2016
## AUTOREN
Marcus Mushonga
Martina Schwikowski
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Simbabwe
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Bargeld
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