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# taz.de -- Kommentar Gewalt in der Türkei: Eskalation statt Dialog
> Notwendig wäre eine Friedensbewegung, die eine politische Lösung fordert.
> Vereinzelt gibt es diese Stimmen noch.
Bild: Anschlag in Kayseri: Die Gewaltspirale wird weitergedreht
Droht der Türkei ein Bürgerkrieg? Noch ist es nicht soweit, aber die Angst
geht um, dass aus dem Krieg zwischen dem Staat und der kurdischen
PKK-Guerilla [1][eine Auseinandersetzung zwischen Türken und Kurden wird],
die das Land zerreißen könnte. Keine Gesellschaft hält es auf Dauer aus,
wenn Bombenanschläge im Monats- oder sogar Wochenrhythmus, Hunderte Opfer
zur Folge haben, ohne das daraus politische Konsequenzen gezogen werden.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat mit seiner martialischen Rhetorik und
flächendeckenden Repression gegen seine Kritiker zwar seine
nationalistische Wählerbasis gestärkt, sein „Krieg gegen den Terror“ hat
das Land dem Frieden und einer Lösung des Konflikts aber keinen Zentimeter
nähergebracht. Gleichzeitig verschärft die PKK den Bombenkrieg im ganzen
Land und schürt damit Wut und Hass auf die Kurden ganz allgemein.
Das erste Opfer dieser Strategie war – sicher nicht unbeabsichtigt – die
legale linke HDP, die in ihren besten Zeiten die PKK in deren Augen zu
marginalisieren drohte. Jetzt ist die HDP politisch tot und die PKK wieder
der unumschränkte Player auf der kurdischen Seite. Will die PKK also den
Bürgerkrieg statt einer politischen Lösung?
Gefragt wären jetzt besonnene Stimmen, gefragt wäre eine Friedensbewegung,
die eine politische Lösung statt einer militärischen Eskalation fordert. Es
gibt sie noch diese Stimmen, aber nur noch vereinzelt und ohne großen
Einfluss. Mögliche Wortführer sitzen im Gefängnis, die Medien, die für eine
politische Lösung der Kurdenfrage eingetreten sind, wurden längst
geschlossen.
Die letzte Hoffnung sind nun besonnene Leute innerhalb der AKP und der
Wirtschaft, die die Katastrophe kommen sehen, aber bislang geschwiegen
haben. Sie müssen endlich die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung
vertreten, die Gewalt ablehnt und den Dialog der ständigen Eskalation
vorzieht.
18 Dec 2016
## LINKS
[1] /Ueberfaelle-nach-Anschlag-in-der-Tuerkei/!5364855/
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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