| # taz.de -- Neue Chefin bei „Spiegel Online“: Warum nicht mal eine Frau? | |
| > Barbara Hans heißt die neue Chefin von „Spiegel Online“. Ihr Vorgänger | |
| > Florian Harms war umstritten. Auch wegen des Bezahlmodells. | |
| Bild: „Spiegel Online“ bekommt eine Chefin, der Streit ums Bezahlmodell ist… | |
| Berlin taz | Die Nachricht am Dienstag kam überraschend. Barbara Hans, | |
| bisher stellvertretende Chefredakteurin von Spiegel Online (Spon), | |
| übernimmt ab sofort die Leitung der Nachrichtenseite. Sie folgt auf Florian | |
| Harms, den die Spon-Geschäftsführung und die Spiegel-Gesellschafter | |
| abberufen haben. | |
| Seit Wochen gab es Diskussionen um Harms. Festgemacht wurden sie am Erfolg | |
| beziehungsweise Misserfolg der Bezahlschranke von Spon: Die Redaktion | |
| bietet seit Sommer einige Texte gegen Bezahlung an. Bis zu einem Betrag von | |
| 5 Euro können Leser kostenfrei lesen, danach müssen sie zahlen. Laterpay | |
| heißt das Modell. Zu rentieren scheint es sich nicht: Nur 43.000 Euro soll | |
| Spon damit bislang eingenommen haben, heißt es aus Redaktionskreisen. | |
| Offiziell bestätigen will das der Verlag nicht. | |
| Print-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer und Geschäftsführer Thomas Hass | |
| drängen daher auf ein Flatrate-Modell, heißt es ebenfalls aus | |
| Redaktionskreisen. Harms habe sich dagegen gesperrt, unter anderem wegen | |
| seines „Reichweitenfetischismus“. Gegen diesen Vorwurf hatten sich die | |
| Onliner bereits vor zwei Wochen verwehrt: Die Ressortleiter erklärten, dass | |
| sie es nicht dulden würden, dass das bislang enttäuschende Ergebnis von | |
| Laterpay an ihrem Chef festgemacht würde. | |
| ## Die alte Frage | |
| Doch es geht um mehr als um die Bezahlschranke: Nämlich um die Frage, wer | |
| die Marke Der Spiegel bestimmt und führt: das Heft, dessen Auflage zwar | |
| sinkt, das aber immer noch den größten Gewinn erwirtschaftet; oder Online, | |
| das der Nachrichten-Marktführer im Netz ist, aber weniger erwirtschaftet | |
| als Print. | |
| Neu ist diese Diskussion nicht, sie reicht zurück bis in die Zeiten, als | |
| Georg Mascolo noch Chef der Printler und Mathias Müller von Blumencron Chef | |
| der Onliner war. Schon damals diskutierte man, ob Spiegel Online eine | |
| Bezahlschranke haben und wie die aussehen sollte. Die beiden Chefredakteure | |
| zerstritten sich und mussten schließlich 2013 beide gehen – „wegen | |
| unterschiedlicher Auffassungen zur strategischen Ausrichtung“, hieß es | |
| damals aus dem Verlag. Es kam Wolfgang Büchner als gemeinsamer Chef von | |
| Spon und Spiegel. Nach nur eineinhalb Jahren verließ er das Haus nach | |
| monatelangem Streit über sein Digitalkonzept aber wieder. Er hatte unter | |
| anderem geplant, Print und Online zusammenzulegen. | |
| Um solche Konflikte zu vermeiden, folgte auf Büchner wieder eine | |
| Doppelspitze: Klaus Brinkbäumer als Chef für das Heft, Florian Harms als | |
| Chef für die Onliner. Dass die Geschäftsführung nun Harms abberufen hat, | |
| stärkt vor allem das Heft. Aus der Onlineredaktion hört man Bedauern | |
| darüber, dass Harms geht – auch wenn er als Chef kein einfaches Standing | |
| hatte. Seine Art zu führen sei nicht immer konfliktfrei gewesen, hieß es | |
| zuletzt vereinzelt. | |
| ## Die neue Chefin | |
| Mit Barbara Hans folgt nun zum ersten Mal eine Frau an der Spon-Spitze. Sie | |
| ist 35, hat bei Spon volontiert, war erst Redakteurin und schließlich | |
| Ressortleiterin im Panorama. Seit Februar 2014 war sie Harms | |
| Stellvertreterin – eine Entscheidung, die schon damals einige Onliner | |
| überrascht hat, weil sie als Ressortleiterin nicht besonders aufgefallen | |
| war. Redakteure, die nun unter ihr als Kochefin gearbeitet haben, | |
| beschreiben sie als eine, die eher in Harms Schatten geblieben sei, sich | |
| aber für ihre Redakteure eingesetzt habe. | |
| Mit ihrem Wechsel an die Spitze sei kein Wechsel der Strukturen verbunden, | |
| sagt eine Verlagssprecherin auf taz-Nachfrage. Barbara Hans wird die | |
| gleichen Befugnisse haben wie ihr Vorgänger. Sie wird also mitreden, wenn | |
| es um die Zukunft des Bezahlmodells gehen wird. Gerüchte, der Spiegel würde | |
| die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Kooperationspartner Laterpay | |
| einstellen, weist der Verlag zurück. Man arbeite aber an weiteren | |
| Bezahlmodellen, zum Beispiel an Digitalabos. | |
| 7 Dec 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Anne Fromm | |
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