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# taz.de -- „Beleidigung des Koran“ in Indonesien: Blasphemieprozess gegen …
> Wegen Beleidigung des Koran drohen Jakartas christlichem Gouverneur bis
> zu fünf Jahre Haft. Es geht auch um die Interpretation des Islam.
Bild: Jakartas Gouverneur Basuki „Ahok“ Tjahaja Purnama am Dienstag vor Ger…
Berlin taz | In der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat am Dienstag der
Blasphemieprozess gegen den christlichen Gouverneur der Metropole begonnen.
Dem 50-jährigen Basuki „Ahok“ Tjahaja Purnama, der sich zur Zeit im
Wahlkampf befindet, wird Beleidigung des Koran vorgeworfen. Im Falle eines
Schuldspruchs drohen ihm bis zu fünf Jahre Haft.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem chinesischstämmigen Politiker vor, den
Koran missbraucht zu haben, um seine Chancen bei der Gouverneurswahl im
kommenden Februar zu vergrößern. Er hatte in einer Rede im September die
51. Sure des Korans zitiert, die es Muslimen angeblich verbietet,
Nichtmuslime zu wählen. Purnama sagte, wer dies glaube, würde von seinen
politischen Gegnern getäuscht.
Seitdem hat er sich mehrfach entschuldigt und beteuert, er habe nie den
Koran beleidigen wollen. Am Dienstag trat er weinend in der vom Fernsehen
übertragenen Gerichtsverhandlung auf: „Ich weiß, dass ich die heiligen
Verse des Korans zu respektieren habe,“ sagte er. „Ich verstehe nicht, wie
man behaupten kann, dass ich den Islam verletzt habe.“
In dem Prozess geht es nicht nur darum, ob der erste christliche Gouverneur
der Hauptstadt seit 50 Jahren, der bis vor wenigen Wochen in Umfragen
äußerst beliebt war, jetzt überhaupt zur Wahl zugelassen wird. Es geht auch
um das Verständnis und die Rolle der Religion in einem Land mit der
weltgrößten muslimischen Bevölkerung.
## Fundamentalisten gewinnen Einfluss
In Indonesien sind rund 90 Prozent der Bewohner Muslime, die mehrheitlich
eine tolerante Ausrichtung des Islams praktizieren. In den letzten Jahren
haben aber fundamentalistische Kräfte an Einfluss gewonnen.
Ein im Internet kursierender Videomitschnitt von Purmamas Rede, der zum
Teil manipuliert worden war, war von Islamisten zur Massenmobilisierung
gegen den christlichen Politiker genutzt worden. Seitdem haben schon
zweimal rund 200.000 Muslime gegen ihn demonstriert.
Purnama hat laut Jakarta Post 80 Anwälte eingeschaltet. Andreas Harsono,
Leiter des Büros von Human Rights Watch in Jakarta, ist pessimistisch. „Ich
habe mir die mehr als 200 Blasphemieverfahren seit Einführung des Gesetzes
unter Sukarno 1965 angeschaut. Es gab in den 50 Jahren nur einen
Freispruch“, sagte er der taz.
Harsono verwies auch auf den Anstieg der umstrittenen Blasphemieklagen in
den letzten Jahren und meinte: „Ahok wird die Anklage nicht überstehen. Er
wird wahrscheinlich ins Gefängnis müssen.“
13 Dec 2016
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Indonesien
Blasphemie
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Joko Widodo
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