# taz.de -- Pläne fürs G-20-Treffen in Hamburg: Nicht jede Kritik ist willkom… | |
> Die Regierung will die Zivilgesellschaft beim Gipfel einbinden, doch die | |
> Vorbereitungen stocken. Die G-20-Gegner sind sich nicht einig. | |
Bild: Im Schanzenviertel freuen sich sicherlich viel auf den Gipfel im Juli | |
Berlin taz | Eigentlich soll alles ganz anders laufen beim G-20-Treffen im | |
Juli 2017 in Hamburg. Die Bundesregierung wolle „sehr intensiv mit der | |
Zivilgesellschaft sprechen“, kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
an. Damit würde sie einen Unterschied zu den beiden jüngsten Gipfeln in | |
China und der Türkei machen, wo kritische Stimmen eher eingesperrt als | |
angehört wurden. | |
Im Vorfeld der Zusammenkunft der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer | |
in Deutschland sind sieben zivilgesellschaftliche Foren geplant, darunter | |
auch eins mit Organisationen aus dem Umwelt- und Entwicklungsbereich. Doch | |
während der entwicklungspolitische Dachverband Venro und das Forum Umwelt | |
und Entwicklung für die Organisation des Dialogs mit der internationalen | |
Zivilgesellschaft sogar von der Bundesregierung finanziell unterstützt | |
werden und die Ergebnisse am 18. und 19. Juni bei einer großen | |
Veranstaltung der Kanzlerin persönlich übergeben dürfen, werden andere | |
Gipfel-Kritiker massiv behindert. | |
So hat die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften kurzfristig | |
die Räume für eine Konferenz gekündigt, bei der G-20-Gegner an diesem | |
Wochenende Protestaktionen im Umfeld des Gipfels planen wollen. Als Grund | |
nannte der Kanzler der Universität, dass daran auch Organisationen | |
beteiligt seien, die vom Verfassungsschutz als „gewaltorientiert“ | |
eingestuft würden. | |
Hamburgs rot-grüner Senat steht hinter der Entscheidung. Die Kündigung der | |
Räume sei „nachvollziehbar“, sagte die Sprecherin der von der Grünen | |
Katharina Fegebank geführten Wissenschaftsbehörde dem Hamburger Abendblatt. | |
Linkspartei und FDP kritisierten die Entscheidung hingegen ungewohnt einig. | |
## Wann und in welcher Form demonstrieren? | |
Auch der AStA der Universität als Mitveranstalter verurteilte die | |
Kündigung. „Der Versuch, bereits die Planung von Protesten zu behindern, | |
ist einer Demokratie nicht würdig“, hieß es. Die Veranstalter wollen die | |
Konferenz durchführen und notfalls auf andere Räume ausweichen. | |
Doch nicht nur mit dem Senat haben die G-20-Kritiker Stress. Auch innerhalb | |
der Bewegung gibt es einige Konflikte. So sieht man im radikaleren Spektrum | |
die Zusammenarbeit der NGOs mit der Bundesregierung skeptisch. „Das ist ein | |
Prozess, den einige machen – und sehr viele nicht“, sagt Werner Rätz vom | |
globalisierungskritischen Netzwerk Attac. | |
Jürgen Maier vom Forum Umwelt und Entwicklung verteidigt die Kooperation | |
hingegen. „Wir nutzen die Gelegenheit, um unsere Positionen zu vertreten“, | |
sagt er. Parallel seien viele der beteiligten Organisation aber auch bei | |
Demonstrationen vertreten. | |
Über die Frage, wann und in welcher Form demonstriert wird, gibt es aber | |
ebenfalls noch ein Hin und Her. Ein linkes Bündnis will am 8. Juli | |
demonstrieren, dem zweiten Tag des G-20-Gipfels. Andere Organisationen, | |
darunter Campact, fürchten, dass es dabei zu massiven Auseinandersetzung | |
kommen könnte. Sie plädieren für eine Demo im Vorfeld des Gipfels. | |
Auch die inhaltliche Stoßrichtung ist noch offen. Während das radikale | |
Spektrum die G 20 als exklusives Forum als illegitim ablehnt, wollen andere | |
eher Forderungen an die Teilnehmer formulieren. „Die berechtigte Kritik an | |
der G 7 einfach auf die G 20 zu übertragen halte ich für schwierig“, sagt | |
Campact-Sprecher Christoph Bautz. | |
1 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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