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# taz.de -- Derby ohne Schmähungen: Osnabrück putzt Lotte weg
> Mit Siegen gegen Bundesligateams im DfB-Pokal haben die Spieler der
> Sportfreunde Lotte Eindruck gemacht – nur nicht auf den VfL Osnabrück.
Bild: Hätte auch nichts mehr genützt: Lottes Bernd Rosinger scheitert in der …
OSNABRÜCK taz | Umkämpftes Derby oder nettes Nachbarschaftsduell? Diese
Frage wurde vor dem Drittliga-Spiel des VfL Osnabrück gegen die
Sportfreunde Lotte diskutiert. Zum ersten Mal trafen die beiden Teams in
einem Punktspiel aufeinander. Die Gemeinde Lotte liegt direkt hinter der
Stadtgrenze Osnabrücks in Nordrhein-Westfalen. Am Ende zeigte der VfL dem
Nachbarn, wer es drauf hat. Osnabrück siegte 3:0.
Von einem heißen Derby konnte am Samstag trotz des ausverkauften Stadions
und sechs gelber Karten aber nicht die Rede sein. Es gab keine Schmähungen,
keine Beleidigungen in Richtung der gegnerischen Fans – und es gab keine
gewalttätigen Ausschreitungen.
Fußballerisch nahm die Partie früh Fahrt auf und wurde zu einem echten
Top-Spiel. Die unerfahreneren Lotter gaben jedoch ihren Spielfluss auf, als
einige Spieler mit Schiedsrichterentscheidungen haderten und die Contenance
verloren. Es war kein dreckiges Spiel wie in so vielen Derbys, sondern
guter, sauberer Spaß.
Die Fans der Sportfreunde verhielten sich angesichts der 0:3-Niederlage
überwiegend still. Echte Derby-Stimmung wie in den Spielen des VfL gegen
die Spieler aus dem 50 Kilometer von Osnabrück entfernten Münster kam nur
kurzweilig nach ein paar Fouls auf.
Mit T-Shirts, auf denen zu lesen war „Hurra, das ganze Dorf ist da“,
füllten die Fans der Sportfreunde die Gästetribüne. Als sie zu Beginn der
zweiten Halbzeit ein Banner mit dem Dorf-Spruch entrollen wollten, gelang
dies jedoch nicht. Das müssen die Lotter wohl noch üben. Das Stadion an der
Bremer Brücke in Osnabrück hätte tatsächlich alle 14.000 Einwohner Lottes
aufnehmen können. Es kamen aber nur zehn Prozent von ihnen – mit eigener
Polizeieskorte, die die Fan-Busse zum Stadion geleitete.
Eine Anreise von 16.000 Kilometern hatte Cuong Tu absolviert, um am Samstag
dabei zu sein. Der Inhaber einer lebenslangen Dauerkarte reiste aus Sydney
in Australien zum Spiel. Als Kind habe der Vietnam-Flüchtling in Osnabrück
gelebt und sei Fan des VfL geworden, erzählte er vor dem Spiel im Gespräch
mit den Stadionsprechern. Als es dem Verein vor drei Jahren finanziell noch
schlechter ging als heute, hat er die „Retterkarte“ gekauft. Das Match
gegen Lotte war das erste Spiel seit seiner Kindheit, das er im Stadion
sehen konnte.
Nach Siegen gegen die Bundesligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen im
DFB-Pokal haben die Sportfreunde Lotte bundesweit für Furore gesorgt. Ihr
Aufstieg hängt unmittelbar mit Sportobmann Manfred Wilke zusammen. Der ist
sich nicht zu schade, den Rasen im Stadion zu mähen oder im vergangenen
Sommer beim Bau der neuen Tribüne im Stadion am Lotter Kreuz tatkräftig mit
anzupacken.
Wilke stieg 1988 in den Dorfverein ein, als der noch in der Bezirksliga
spielte. Damals, so geht die Legende, soll der Geschäftsführer eines
Ingenieurbüros gesagt haben, dass er und die Sportfreunde eines Tages vor
dem VfL stehen werden. Mittlerweile wurde dieser Wunsch – zumindest
kurzfristig in der Drittliga-Tabelle – Wirklichkeit.
Zwischen den Vereinen gibt es Konflikte. Vor allem seitdem vor drei Jahren
der damalige Lotter Trainer Maik Walpurgis nach einem langen Hick-Hack zum
VfL gelotst wurde. Erst verloren die Sportfreunde Lotte mit Walpurgis in
der Relegation zum Aufstieg in die 3. Liga gegen die Marketingabteilung von
Red Bull Leipzig. Dann verlor das Team auch noch ihren Trainer. Und der
bediente sich im Kader der Sportfreunde und lockte einige Spieler zum VfL
Osnabrück.
Doch Wilke bewies Nehmerqualitäten. Er baute – wie fast in jeder Saison –
ein neues Team auf und zauberte mit Trainer Ismail Atalan ein echtes Talent
hervor. Er hatte vorher den Kreisligisten Davaria Davensberg und den
Bezirksligisten SC Roland Beckum trainiert. Und in diesem Sommer gelang ihm
mit den Sportfreunden Lotte der Aufstieg in die 3. Liga. Eben der Liga, in
der auch der VfL Osnabrück spielt.
27 Nov 2016
## AUTOREN
Thomas Wübker
## TAGS
Fußball
Osnabrück
Derby
Fußball
Gleichstellungsbeauftragte
Schwerpunkt Fußball-EM 2024
Fußball
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groß.
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