# taz.de -- Präsidentschaftswahl in Moldau: Prorussischer Kandidat gewinnt | |
> Nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen erklärt sich Igor | |
> Dodon zum Sieger. Das offizielle Ergebnis wird für den Vormittag | |
> erwartet. | |
Bild: Igor Dodon, mutmaßlich nächster Präsident der Republik Moldau | |
CHISINAU afp | Die frühere Sowjetrepublik Moldau steht vor einem | |
politischen Kurswechsel: Sieger der Präsidentschaftswahl am Sonntag ist der | |
Sozialist Igor Dodon, der die Hinwendung seines Landes an die EU aufgeben | |
und Moldau wieder enger an Russland binden will. Er lag nach Auszählung | |
fast aller Stimmen mit 55,3 Prozent klar vor seiner EU-freundlichen | |
Gegenkandidatin Maia Sandu, die auf 44,7 Prozent kam. | |
Das Endergebnis soll erst am Montagvormittag verkündet werden. Dodon | |
beanspruchte den Sieg bereits in der Wahlnacht für sich: „Wir haben | |
gewonnen, und jeder weiß es.“ Der frühere Wirtschaftsminister hatte im | |
Wahlkampf einen außenpolitischen Kurswechsel und ein hartes Vorgehen gegen | |
die Korruption versprochen. Seine Kampagne richte sich „gegen die | |
Oligarchen, gegen diejenigen, die unser Land ausgeraubt haben und es | |
zerstören wollen“, hatte er bei der Stimmabgabe gesagt. | |
Dodon kritisierte im Wahlkampf auch immer wieder die Hinwendung seines | |
Landes zur EU und plädierte für eine strategische Partnerschaft mit | |
Russland. Der bisherige Kurs der Annäherung an Europa habe dem Land nichts | |
gebracht, argumentierte er. Sandu von der Mitte-rechts-Opposition setzte | |
hingegen auf die europäische Integration. Sie war früher Mitarbeiterin der | |
Weltbank. | |
Bei der Wahl ging es um eine wichtige Richtungsentscheidung. Ähnlich wie | |
die benachbarte Ukraine ist die ehemalige Sowjetrepublik zerrissen zwischen | |
Befürwortern einer engeren Anbindung an die EU und einer Hinwendung zu | |
Russland. Seit Juli 2014 ist die zwischen Rumänien und der Ukraine gelegene | |
Republik Moldau mit der EU durch ein Assoziierungsabkommen verbunden. | |
Moskau verhängte daraufhin Strafmaßnahmen, die auf den Agrarsektor des | |
Landes zielten. | |
## Niedrige Wahlbeteiligung | |
Die Beteiligung lag nach Angaben der Wahlkommission bei 53,3 Prozent. Die | |
Bürger des 3,5-Millionen-Einwohner-Landes konnten erstmals seit 1997 direkt | |
über ihren Staatschef entscheiden. In den vergangenen Jahren war dies dem | |
Parlament vorbehalten. | |
Moldau ist das ärmste Land Europas. Das durchschnittliche Monatsgehalt | |
liegt nach Angaben der Weltbank bei nur 240 Dollar (rund 220 Euro); 41 | |
Prozent der Einwohner verfügen über weniger als fünf Dollar am Tag. Das | |
Land steckt seit längerem in einer politischen Krise und wird immer wieder | |
von Korruptionsaffären erschüttert. | |
14 Nov 2016 | |
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