Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Lloydhof wird verkauft: Abstoßen der heißen Kartoffel
> Am Mittwoch befasste sich die Wirtschaftsdeputation mit dem Verkauf des
> Lloydhofs. Der große Wurf für die Innenstadt-Entwicklung ist damit passé
Bild: Richtig was los: Das Zwischennutzungsprojekt im Lloydhof beweist Erfolg.
Es ist überraschend viel los: Menschen schlendern vorbei an Café-Tischen
und bummeln durch die gläserne Passage. Vintage-Möbel werden feilgeboten,
Kunsthandwerk, indonesische Importware. Kurz: Das Zwischennutzungs-Projekt
„City Lab“ im Lloydhof am Ansgarikirchhof brummt. Dass man, wenn man nicht
gerade auf Ein-Euro-Kitsch setzt, Leute sogar in diesen Wurmfortsatz der
Fußgängerzone zu locken vermag, ist damit bewiesen.
Allerdings: So wird es nicht weitergehen. Kann es nicht, sagt das
Wirtschaftsressort – denn seit 2012 ist das Gebäude in städtischer Hand, es
müsste endlich saniert werden, und das würde zu teuer. Am Mittwoch hat sich
nun die Wirtschaftsdeputation mit dem Lloydhof befasst: Er soll verkauft
werden, auf schnellstem Wege. Die Abstimmung einer entsprechenden Vorlage
erfolgte erst nach Redaktionsschluss, die Zustimmung der Mehrheit der
Deputierten aber ist wahrscheinlich.
Das bedeutet einerseits den Startschuss für eine Ausschreibung zum Verkauf
Anfang 2017 und andererseits das Ende eines wie auch immer gearteten großen
Wurfs in Sachen Aufwertung der Innenstadt.
2012 hatte Bremen sich entschieden, den Lloydhof für 25 Millionen Euro zu
kaufen. Vorangegangen waren Jahre des Niedergangs, in denen es immer
weniger Leute in diesen Blinddarm der Innenstadt trieb. Ein Investor sollte
aus Lloydhof und dem gegenüberliegenden Parkhaus am Brill ein „City Center“
entwickeln. Nach zäher Suche und kurzzeitiger Aussicht auf „Happy End“ aber
sprang der Investor 2015 ab. Ein Tiefschlag für das Wirtschaftsressort, das
mit dem Kauf des Lloydhofes ein millionenschweres Risiko eingegangen war.
Ein „Perspektivkreis Ansgaritor“ aus ExpertInnen und Akteuren aus
Wirtschaft, Ressort, Handelskammer und Ortsamt wog seitdem die Optionen ab
und empfahl schließlich: Der Lloydhof solle ohne Parkhaus am Brill an den
Höchstbietenden für eine „grundlegende Erneuerung“ verkauft werden – ein
„Refurbishment“, bei dem das Gebäude erhalten, aber insbesondere an der
Fassade zum Ansgarikirchhof modernisiert werden soll. Unten sollen
Einzelhandel, oben Büros und Wohnungen entstehen. Der Senat hat dem bereits
am 15. November zugestimmt. Das größte Murren kommt von den
Christdemokraten, die zum Che Guevara der Innenstadt-Entwicklung mutieren,
also realistisch sind und das Unmögliche fordern: Knochenhauerstraße zur
Fußgängerzone, gemeinsame Entwicklung der Gebäude vom Parkhaus-Mitte, über
die Galeria Kaufhof, C&A-Haus, bis zum Parkhaus am Brill.
Der Lloydhof solle städtisch bleiben und Bremen noch investieren. Was nur
daran scheitern könnte, dass es laut Wirtschaftsressort bei den betroffenen
Gebäudeeigentümern eher eine „abwartende Haltung“ gibt. Und am Geld
natürlich.
Auch der Beirat Mitte hätte das Gebäude lieber weiter in städtischer Hand
gesehen, aber bleibt auf dem Teppich: Zumindest ein „Verhandlungsverfahren“
für den Kauf sollte es geben, für mehr Mitsprache: Zu Bedenken sei die
Bedeutung für den Rest der innerstädtischen Fußgängerzone, so
Beiratssprecher Michael Rüppel.
„Das Gebäude Lloydhof hat eine so überhöhte Bedeutung gewonnen, dass man es
jetzt auf einen realistischen Kern reduzieren muss“, sagt dazu
Wirtschaftsressortsprecher Holger Bruns. Ein Verhandlungsverfahren könne
potenzielle Käufer abschrecken. „Es gibt das Interesse, das Gebäude zügig
an den Markt zu bringen“, so Bruns.
23 Nov 2016
## AUTOREN
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Stadtentwicklung
Fußgängerzone
Investitionen
Stadtentwicklung
Stadtentwicklung
Stadtentwicklung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neue Pläne für alten Lloydhof: Das große Nachdenken
Nach dem Aus für das City Center haben sich Wirtschafts- und Baudeputation
geeinigt, ein alternatives Konzept zum Einkaufscenter zu planen.
Bauliche Entwicklung: Fiktives Bauen auf fremdem Grund
Die Stadt sucht am Ansgarikirchhof einen Investor für ein großes
City-Center. Doch nicht alle Einzelhändler wollen sich schlucken lassen –
auch wenn ihre Grundstücke in der Öffentlichkeit bereits als verplant
gelten.
Leerstand in der Stadt: Kommandobrücke für Kreative
Seit vier Jahren sucht und findet die „Zwischenzeitzentrale“ Räume für
kreative Projekte – mittlerweile als „Ausgezeichneter Ort im Land der
Ideen“.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.