| # taz.de -- ExoMars-Mission des Esa: Auf der Suche nach Leben | |
| > Um die Erforschung des Roten Planeten ist längst ein internationaler | |
| > Wettbewerb entbrannt. Und Europa holt mit der ExoMars-Mission auf. | |
| Bild: Computersimulation der ExoMars-Mission | |
| Moskau dpa | Es ist ein kleiner Schritt für die Erforschung des Universums, | |
| aber ein großer Schritt für Europa. Mit dem ehrgeizigen [1][Projekt | |
| ExoMars] meldet der Alte Kontinent endgültig ernsthafte Ansprüche an beim | |
| internationalen Wettrennen zum Roten Planeten. Bereits vor der für | |
| Mittwochabend geplanten Mars-Landung der Sonde „Schiaparelli“ galt als | |
| sicher, dass Europas Raumfahrtagentur Esa künftig stärker mitmischen will | |
| beim Erforschen des Himmelskörpers („Schiaparelli“ hat sogar einen | |
| [2][eigenen Twitter-Account]). | |
| Längst ist der Wettbewerb eröffnet: In den USA und China, das am Mittwoch | |
| zwei Taikonauten in sein Raumlabor „Tiangong 2“ schickte, tüfteln | |
| Wissenschaftler an Mars-Missionen. Technikpioniere wie US-Unternehmer Elon | |
| Musk wollen Menschen dorthin schicken – wie im Film „Der Marsianer“. Auch | |
| US-Präsident Barack Obama gibt ehrgeizige Ziele vor: „Bis 2035 sollen | |
| Astronauten auf dem Mars landen.“ | |
| Für Europa und seinen deutschen Raumfahrtchef Jan Wörner ist Phase Eins von | |
| ExoMars der Schlussakkord eines bemerkenswerten Jahres. Nach der | |
| spektakulären Erkundung des Kometen „Tschurjumow-Gerassimenko“ soll die | |
| Expedition die Grundlage sein für die Mars-Erforschung mit einem Fahrzeug. | |
| „Schiaparelli“ und der zugehörige Satellit „Trace Gas Orbiter“ (TGO) s… | |
| nämlich nur die Vorhut: „2020 wollen wir mit unserem russischen Partner | |
| Roskosmos einen Rover zum Mars schicken“, sagt Wörner. | |
| Das Ziel ist klar: Die Esa mit Sitz in Paris will sich als seriöser Partner | |
| zeigen. „Mit einem erfolgreichen ExoMars-Programm dürfte Europa die Tür für | |
| weitere internationale Projekte offenstehen“, sagt der Chef der russischen | |
| Raumfahrtbehörde Roskosmos, Igor Komarow. | |
| ## Ungewöhnliche Zusammenarbeit mit Russland | |
| In ExoMars investiert die Esa 1,3 Milliarden Euro, eine weitere Milliarde | |
| kommt Schätzungen zufolge von Roskosmos. Die ungewöhnliche Zusammenarbeit | |
| zwischen Europa und Russland war entstanden, weil sich die USA 2012 aus | |
| finanziellen Gründen zurückgezogen hatten. Allen politischen Spannungen zum | |
| Trotz, fand die Esa mit Moskau einen neuen Partner, um Europas erste | |
| erfolgreiche Mars-Landung anzugehen. | |
| Auf dem Mars landen: Was so schlicht klingt, ist ein schwieriges | |
| Unterfangen. Dutzende Sonden haben in den vergangenen 50 Jahren eine solche | |
| Landung versucht. Manche flogen vorbei, andere zerschellten auf der | |
| Oberfläche. Erfolgreich waren nur acht US-Module und ein sowjetisches | |
| Messgerät, das aber schnell den Betrieb einstellte. | |
| Europa versuchte es 2003 mit „Beagle 2“, doch die Sonde sendete nie Daten | |
| zur Erde. Die Faszination für den rötlich schimmernden Planeten ist bei | |
| Laien und Experten dennoch ungebrochen. „Aber bis Raumfahrer den Sonden | |
| folgen, wird noch viel Zeit vergehen. Eine bemannte Mission ist teuer und | |
| gefährlich“, sagt der russische Wissenschaftler Igor Mitrofanow. | |
| Doch ExoMars lässt die Vision näher rücken. Denn der Satellit „Trace Gas | |
| Orbiter“ soll in den kommenden Jahren in der dünnen Gashülle des Mars nach | |
| Stoffen suchen, die von einfachen Lebensformen stammen könnten. Von | |
| besonderem Interesse ist Methan, das auf der Erde keinen guten Ruf hat, | |
| weil es als Treibhausgas den Klimawandel forciert. Auf der Erde wird das | |
| Spurengas auch von Bakterien freigesetzt. Könnte es sein, dass es auf dem | |
| Mars Mikroorganismen gibt? | |
| „ExoMars ist ein weiterer Versuch, eine der schwierigsten Fragen zu lösen, | |
| die auch viele Raumsonden nicht beantworten konnten: Gab oder gibt es Leben | |
| auf dem Mars, der vermutlich vor rund vier Milliarden Jahren mit Wasser | |
| bedeckt war?“, sagt Oleg Orlow vom Moskauer Institut für biomedizinische | |
| Probleme. Gerätselt wird darüber spätestens seit der Beobachtung von | |
| Giovanni Schiaparelli, der dem 600 Kilogramm schweren ExoMars-Landemodul | |
| seinen Namen leiht. | |
| ## Spekulationen über Lebewesen | |
| Der italienische Astronom entdeckte um 1877 per Teleskop dunkle Linien auf | |
| der Mars und bezeichnete sie als „canali“ (Kanäle). Auf der Erde führte | |
| dies zu Spekulationen über mögliche Lebewesen dort. Wasser und Leben stehen | |
| im Zentrum der Marsforschung, seit Experten den Nachbarplaneten als roten | |
| Punkt am Himmel sehen können. | |
| Auch bei der zweiten Phase von ExoMars dreht sich alles darum. Der Rover, | |
| der 2020 zum Mars fliegen soll, bekommt einen Bohrer, mit dem er in tiefe | |
| Schichten des Gesteins eindringen und in Proben nach biologischen Molekülen | |
| suchen soll. Bei Esa und Roskosmos laufen die Vorbereitungen bereits, doch | |
| die Arbeit ist kompliziert. | |
| Denn anders als bei „Schiaparelli“, das unter Esa-Leitung entwickelt wurde, | |
| ist der Bau des Landemoduls für den Rover ein echtes Gemeinschaftswerk. | |
| „Jedes Mal, wenn Russland auch nur eine Schraube auf dem Raumschiff ändert, | |
| müssen wir prüfen, ob wir bei unserem Beitrag etwas anpassen müssen. Und | |
| umgekehrt“, sagt Esa-Experte Jorge Vago. „Das macht die Herausforderung | |
| größer.“ Das Wichtigste sei aber zunächst eine erfolgreiche Landung von | |
| „Schiaparelli“, betont er. | |
| 19 Oct 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.esa.int/Our_Activities/Space_Science/ExoMars/Watch_ExoMars_arriv… | |
| [2] https://twitter.com/ESA_EDM/status/788656979292094464 | |
| ## AUTOREN | |
| Wolfgang Jung | |
| Thomas Körbel | |
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