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# taz.de -- Krise bei Werder Bremen: Das war Skripnix
> Den Pokalauftakt und drei Bundesligaspiele verloren: Werder Bremen hat
> gehandelt. Trainer Skripnik und seine Assistenten sind beurlaubt.
Bild: Auf Viktor Skripnik folgt nun erstmal Alexander Nouri
Mönchengladbach taz | Das kleine Grüppchen Gladbacher Fans, das sich am
Samstagabend Richtung Parkplätze trollte, war der Zeit schon ein wenig
voraus. Es war zwanzig vor zehn, als der grüne Mannschaftsbus der Bremer
langsam aus dem Borussia-Park rollte – doch für einen der Insassen war es
da bereits eins vor zwölf.
Das ahnten auch die Anhänger, die ganz nah an das Klub-Vehikel des
Tabellenletzten heranrückten und riefen: „Auf geht’s, ihr Bremer – aber
ohne Viktor.“ Ihre Weissagung war angesichts der Art und Weise, wie sich
die Norddeutschen beim 1:4 von den Gladbachern hatten zerpflücken lassen,
allerdings nicht sehr gewagt.
Auf der Busfahrt vom Niederrhein nach Bremen gingen die Verantwortlichen
noch mal in sich – und als das Gefährt um 1.41 Uhr am Weserstadion vorfuhr,
war Cheftrainer Viktor Skripnik bereits entlassen. „Die Entscheidung ist
uns nicht leichtgefallen – aber wir mussten handeln, um nicht eine noch
schlechtere Ausgangsposition zu haben“, erklärte Frank Baumann am späten
Sonntagvormittag in einer Medienrunde. Und von der nächtlichen Beratung mit
Skripnik auf der Autobahn berichtete der Manager: „Er hätte weitergekämpft.
Viktor war sehr enttäuscht.“
Im ausverkauften Borussia-Park war der 46-jährige Fußballlehrer aber vor
allem beängstigend apathisch. Fast über die gesamte Partie hinweg stand der
Mann aus der Ukraine wie versteinert in seiner Coaching Zone, brachte
zwischendurch nur ein paar müde Handbewegungen in Richtung seiner Spieler
zustande.
Auch diese emotionale Dürre dürfte die Werder-Chefs zu Skripniks
Beurlaubung bewogen haben. Ihre Sachen packen mussten zudem dessen
Assistenten Torsten Frings und Florian Kohfeldt – speziell die beiden
Letzteren dürften aber einen Anschlussjob beim Liga-Schlusslicht erhalten.
## 23 Monate Vorturner-Tätigkeit
In der Profiabteilung jedoch soll nun schnell ein frischer Wind wehen. Bei
der vierten Pleite im vierten Pflichtspiel der Saison jedenfalls klappte
vor allem in der ersten Halbzeit rein gar nichts. Nach einer unglaublichen
Anhäufung dilettantischer Abwehrfehler lag Bremen zur Pause bereits
hoffnungslos zurück. „Wir konnten froh sein, dass es nur vier Tore waren“,
hielt Zlatko Junuzovic wahrheitsgemäß fest. Bei seinen Ausführungen
rutschten dem Österreicher Ausdrücke wie „Katastrophe“ und „peinlich“…
die Lippen. Und womöglich meinte er damit auch die Maßnahme des Trainers,
ihn, den gelernten Mittelfeldspieler, in den ersten 45 Minuten in die
Sturmspitze zu beordern.
Diese taktische Maßnahme revidierte Skripnik in der Halbzeit. Zudem ließ er
Florian Grillitsch nun wieder auf der Sechser-Position spielen, wo
Junuzovics Landsmann bereits in der Vorsaison am besten aufgehoben war. Mit
Aron Johansson brachte er jetzt, wo es zu spät war, auch einen echten
Angreifer ins Spiel. Serge Gnabry steuerte zudem einen wunderschönen
Treffer zum 1:4 bei – an der nächsten Niederlage und am Schicksal des
Trainerteams vermochte all das aber nichts mehr zu ändern.
Nach 23 Monaten Vorturner-Tätigkeit in der Hansestadt waren die Uhren
abgelaufen für Skripnik. „Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen,
weil uns nach der Leistung in Gladbach die Überzeugung fehlte, dass es in
der bestehenden Konstellation möglich ist, zeitnah eine Wende zum Positiven
herbeizuführen“, erläuterte Manager Baumann.
Am Montagmittag wird nun erst einmal Alexander Nouri als Übergangscoach
vorgestellt, der bisherige Coach der Bremer U23 wird seine taktischen
Überlegungen zumindest bei den Heimspielen gegen Mainz (Mittwoch) und
Wolfsburg (Samstag) einbringen dürfen. Für die Aufgabe, den festgefahrenen
Karren mittelfristig wieder aus dem Morast zu ziehen, haben die Hanseaten
bereits ein klares Anforderungsprofil entworfen.
„Der neue Mann soll einer sein, der eine eigene Spielphilosophie hat, der
einer Mannschaft seine Handschrift geben kann und der schon etwas
vorzuweisen hat“, zählt Frank Baumann die wichtigsten Einstellungskriterien
auf. Aussichtsreiche Kandidaten bei der anstehenden Suche sollen angeblich
Jos Luhukay, André Breitenreiter und Markus Gisdol sein.
18 Sep 2016
## AUTOREN
Andreas Morbach
## TAGS
Alexander Nouri
Fußball
Fußball-Bundesliga
Werder Bremen
Viktor Skripnik
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