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# taz.de -- Galerieempfehlung Berlin: Der Schlüssel im Netz
> Die taz sprach mit der Künstlerin Chiharu Shiota anlässlich ihrer
> Rauminstallation „Uncertain Journey“ in der Galerie Blain|Southern.
Bild: Chiharu Shiota, „Uncertain Journey“, 2016, Installationsansicht; Cour…
Wer im vergangenen Jahr auf der Biennale in Venedig war, wird sich an ihre
Arbeit im Japanischen Pavillon gewiss erinnern: [1][Chiharu Shiota] hatte
dort für „The Key in the Hand“ den Raum mit einem Boot und einem Meer aus
roten Fäden und zahllosen alten Schlüsseln gefüllt. Ihre Installation bei
[2][Blain|Southern] knüpft daran an, im wahrsten Sinne des Wortes. Wieder
arbeitete die Künstlerin mit roten Wollfäden, mit Booten und mit ihrer
metaphernreichen Bildsprache.
In einem dicht verwobenen, filigranen Netz entwachsen die Fäden sechs
Bootsskeletten aus Metall. Die Fäden symbolisierten für sie menschliche
Beziehungen, erklärt die Künstlerin. Wie diese seien sie mal enger, mal
loser, mal spannungsvoll, mal verästelt, stets komplex und schwer zu
entwirren. Auch an ein Geflecht aus Blutgefäßen oder Nervensträngen könnte
man sich erinnert fühlen.
Auf eine „Uncertain Journey“ – so der Titel der Arbeit – will Shiota die
Besucher_innen mitnehmen, und ein wenig fühlt es sich tatsächlich so an,
wenn man in rotes Licht getaucht zwischen den Booten umhergeht. Dass sich
Shiotas Kunst an der Grenze zum Kitsch bewege, wurde oft schon geschrieben.
Nicht ganz zu Unrecht. Dennoch: Besonders bei Tageslicht ist die sinnliche
Wirkung in den hohen Räumen von Blain|Southern grandios.
## Einblick (640): Chiharu Shiota, Künstlerin
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt?
Und warum?
Chiharu Shiota: Ich erinnere mich gut an die Ausstellungen von Erwin Wurm
in der Berlinischen Galerie und die von William Kentridge im
Martin-Gropius-Bau. Beide Künstler gefallen mir sehr. An William Kentridge
mag ich seine Zeichnungen. Erwin Wurms Werk ist sehr sonderbar und bringt
mich immer auf neue Gedanken. Wir haben auch schon gemeinsam ausgestellt,
z. B. in Tasmanien, aber da war dann nur eine Arbeit zu sehen.
Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen?
Der Sänger von Rammstein lebt im selben Haus wie ich. Wir sind Nachbarn,
deshalb wollte ich eigentlich zum Konzert von Rammstein gehen. Leider ist
mir dann aber doch etwas dazwischen gekommen.
Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie durch den
Alltag?
Ich lese regelmäßig Kunstmagazine wie Monopol oder Art. Bei Büchern sind es
eher japanische. Zuletzt habe ich ein Buch von Hayao Kawai gelesen, das ich
sehr interessant fand. Er hat sich damit beschäftigt, wie man die Gefühle
anderer Menschen verstehen und Zugang zur Seele eines anderen bekommen
kann. Oder auch nicht, denn für Menschen ist es nicht möglich, andere
Menschen zu 100 % zu verstehen. Was man denkt, kann man seinem Gegenüber
nie ganz vermitteln.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
Meine nächsten Projekte sind das Melbourne Festival in Australien und eine
Ausstellung in Japan, im Toyota Museum. Ich werde ein großes rotes Haus aus
rotem Garn zeigen und außerdem schwarzes Garn mit Türen. Zeitgleich zu
meiner aktuellen Ausstellung bei Blain | Southern ist gerade auch eine
Ausstellung in Japan, in Kanazawa zu sehen: fünf Türen mit rotem Garn.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten
Freude?
Ich habe zuletzt viel mit Schlüsseln gearbeitet und sammle sie immer noch.
Schlüssel interessieren mich als Objekte sehr, weil man sie ständig
benutzt, ohne darüber nachzudenken, sie aber gleichzeitig sehr viel
Bedeutung haben.
Text und Interview erscheinen im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und
Brandenburg immer Donnerstags in der Print ausgabe der taz
21 Sep 2016
## LINKS
[1] http://www.chiharu-shiota.com/en/
[2] http://www.blainsouthern.com/
## AUTOREN
Beate Scheder
## TAGS
Kunst Berlin
Einblick
Kunst
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